Kapitel 12

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Einfach normal sein, das ist, was ich mir momentan am meisten wünsche. Doch das ist nicht. Erst erfahre ich, dass mein Dad ein verdammter Dämon ist, dann sind mein Bruder und ich genauso und jetzt hab ich auch noch Flügel und soll die Anführerin von Millionen von Dämonen werden?! Ein Glück, dass Paul noch nicht zurück ist. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und schließe die Augen.

"Hey, Skayla. Was ist los?", er klopft an die Tür und weckt mich damit aus einem traumlosen Schlaf. "Ich weiß jetzt was ich bin... und ich weiß auch was du bist, doch ich weiß nicht, was ich machen soll.", schluchze ich plötzlich los. Paul erstarrt so plötzlich, dass ich denke, das er einen Herzinfarkt erleidet. "Alles okay, Paul?", frage ich und gehe zu ihm. "D-du weißt was i-ich bin und redest trotzdem n-noch mit mir, als wäre alles gut zwischen uns? Ich bin ein Monster!", stottert mein bester Freund vor sich hin. "Naja nicht ganz...", beginne ich. "Was?", das klang selbst für mich verwirrend. "Ich bin nicht ganz ein Dämon, weil Mom keiner ist.", fahre ich fort. "Aber Halbdämonen lassen die doch nicht ihr heißgeliebtes Königreich regieren, oder?", platzt er erstaunt heraus. "Das ist auch für mich sehr verwirr..... Moment mal. Ich habe nichts von einem Königreich regieren erwähnt!", was weiß Paul denn noch alles über mich?! Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe Paul skeptisch an. "Ähm.... Skay, du musst wissen, es gibt da auch noch anderes, Dinge die du dir nicht vorstellen kannst, da sie jegliche Vorstellung von Grausamkeit übertreffen...", murmelt er weiter und fängt an, unruhig in meinem Zimmer auf und ab zu gehen. *Jetzt nochmal ganz langsam....: Ich soll eine Halbdämonin-Halbmensch-Kombi sein, die über ein Heer, aus sich verwandelnden Dämonen, herrscht. Ich wohne mit einer Kreatur aus der Unterwelt zusammen, die eigentlich mein geschworener Erzfeind sein sollte, aber mein bester Freund ist. Mein Bruder ist wie ich und darf das nicht erfahren. Meine Mom weiß von nichts. Und das schlimmste ist: Ich habe offenbar ihren letzten Herrscher ausgelöscht... Es gibt wohl doch so etwas wie die Hölle.*

Nachdem Paul zwei Stunden unaufhörlich durch mein Zimmer gerannt ist, habe ich ihn am Ärmel gepackt und nach unten geschleift. Dort habe ich ihn in das Sofa gedrückt und ihm eine heiße Schokolade gemacht. Jetzt sitzen wir schon seit einer halben Stunde hier und keiner von uns sagt ein Wort. Die Stille ist erdrückend. "Wie wird es jetzt weitergehen?", versuche ich, so vorsichtig wie ich kann, zu fragen. Doch Paul starrt schweigend Löcher in die Luft. "Paul?", räuspere ich mich, doch dieser starrt nur stumm vor sich hin. "Paul, ich vertraue dir. Ich weiß selber nicht so genau wieso, aber ich weiß, das wenn du mich hättest umbringen wollen, du das längst getan hättest.", beginne ich, immer noch in der Hoffnung, dass Paul nicht gleich wild um sich schlagend aufspringen und das Haus niederbrennen würde.

Doch dem ist nicht so. Er bleibt einfach weiter angespannt sitzen und starrt Löcher in die Luft, als wolle er, dass sich dort etwas auftut oder entsteht.

"Ich werde gehen und nie mehr zurückkehren...", spricht Paul leise das aus, was ich am meisten gefürchtet habe. "Aber das musst du doch nicht!", ich will, dass er mir in die Augen sieht, damit er weiß, dass ich es wirklich ernst meine, doch er weicht meinem Blick gekonnt aus. "Wenn auch nur einer, egal von welcher Seite, jemals herausfindet das wir zusammen wohnen, sind wir tot. Nein besser, wir landen im Fegefeuer...für immer.", mein bester Freund ist nicht wieder zuerkennen. "Aber es ist doch nicht so schlimm, wenn wir befreundet sind und außerdem....wieso ist dir das eigentlich plötzlich so wichtig?", ich habe echt seltsame Freunde. "Weil es nun langsam Zeit wird. Dein siebzehnter Geburtstag steht bevor.", er ist völlig am durchdrehen. "Was hat diese ganze Scheiße mit meinem Geburtstag zu tun?", ich verzweifle so langsam an meinem eigenen Leben. "Mit deinem siebzehnten Geburtstag bricht der Schutzzauber, mit dem dich dein Vater belegt hat. Und auch der Schutz deines Bruders ist dahin. Ich muss gehen, weil ich nicht in deiner Nähe sein darf, wenn der Schutz weg ist, womöglich verliere ich mich in meinem wahren Wesen..", Paul beendet mit diesen Worten das Gespräch, dreht sich um, legt den Hausschlüssel auf den Wohnzimmertisch und geht zur Tür. Er öffnet die Tür und dreht sich zu mir. "Versuche nicht mich zu finden, denn da wo ich hingehe, kannst du mich nicht finden. Nein, du solltest es wirklich nicht versuchen... Es wird so sein, als hättest du mich nie kennengelernt. Ab morgen wirst du nicht mehr wissen wer ich bin und das wir zusammen gewohnt haben. Ich lösche mich aus deinem Gedächtnis, also selbst wenn ich dir irgendwann nochmal begegnen sollte....Wünsch ich dir ein schönes Leben und bis dahin.", er winkt zu Abschied, doch ich bin wie fest gefroren, dann ist die Tür hinter ihm zu.

Ich stehe auch Stunden später noch so da. Es ist inzwischen zehn Uhr und draußen ist alles dunkel. Noch immer warte ich auf den Moment, in dem er wieder herein kommt und ruft 'War nur 'n Spaß!'und dann lachend auf seinen Platz auf der Couch zugeht und den Fernseher einschaltet. Doch er kommt nicht wieder. Tief in mir drin weiß ich es schon, doch mein Herz lässt es mich nicht akzeptieren. Seit die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, ist alles so kalt und Angst einflößend. Er ist weg. Er wird nie wieder kommen. Nie wieder wird er mich, wenn ich Albträume habe, in den Arm nehmen und mir sagen, dass alles in Ordnung ist. Nie wieder werde ich mit ihm über Models lästern und sie nachahmen, wenn sie sich mal wieder über Belangloses aufregen. Nie wieder wird er mir Marshmallow-Nutella-Keks-Sandwiches machen. Nie wieder werde ich den klang seiner tiefen, harmonischen Stimme hören. Nie wieder wird mir sein warmer Atem durch die Haare pusten, wenn er mich umarmt. Langsam sinke ich auf die Knie und dann mehr und mehr in mich zusammen. Er ist weg, für immer und gerade jetzt fällt mir auf, dass er für mich so viel mehr war, als nur mein bester Freund. Bei ihm hatte ich das Gefühl, nichts und niemand könnte mir schaden. Bei ihm fand ich Trost und vergaß meine Last, die ich zu tragen hatte, für den Moment. Wenn er in der Nacht bei mir lag, war es als wäre Ralf bei mir, weil Paul ein Herz hatte wie Ralf, rein und offen für alle und jeden und doch so verschlossen und geheimnisvoll. Ich schließe die Augen, um durch zuatmen, doch da bin ich auch schon eingeschlafen.
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Hi ich bins wieder ! ☺️
Ich wollt mich für 300 Reads bedanken.
Omg Danke ❤️❤️
Ich hab euch alle so lieb und hoffe euch gefällt die Geschichte auch weiterhin!

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Lg 😘

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