Kapitel 14

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Schnell binde ich mir meine störrigen Haare zu einem lockeren Zopf und renne die Treppe hinunter.

"Skay, mach doch endlich auf!", ruft es genervt von draußen.

Es sind wieder Sommerferien und Mom hat erlaubt, dass mein nerviger kleiner Bruder die Hälfte davon bei mir verbringt.

"Alter, ich bin doch unterwegs!", gebe ich zurück und reiße die Tür auf.
"Huch!", rufe ich aus, als mir mein Kleiner in die Arme fällt. "Du fehlst mir so.", murmelt dieser verlegen in meine Haare. "Ich gehöre nicht in das Dorf, geschweige denn das ich das will. Ich bin hier zuhause....Aber ich habe dir doch gesagt, du sollst mich anrufen, wenn ich zu dir kommen soll.", ich schiebe ihn sanft von mir und sehe ihm tief in die Augen. "Dann würde ich ja jeden Tag telefonieren..", sofort muss ich grinsen, als Tom dabei rot anläuft.

"Also, was gibt es neues?", ein Jahr hab ich ihn nicht gesehen und das was ich als einziges frage ist * Was gibt es neues? *?!

"....und jetzt hat sich Camille eben von René getrennt und ich weiß nicht, ob ich sie mal frage, ob sie mit mir Eis essen geht..", schüchtern sitzt Tom am Küchentresen, als wäre er in einem fremden Haus. "Ich denke, dass sie das sehr gerne tun würde.", versuche ich ihm aufmunternd zu versichern. "Aber sag mal, was hat Mom dir erzählt, mache ich hier?" "Ähm... Sie sagt, du machst die gleichen Fehler wie Paps und sie ist froh, dass wenigstens ich nicht so eine Scheiße mache...Ich habe mir gedacht, es müsste wohl mit Drogen oder so zusammen hängen.", es scheint, als würde Tom mit jedem Wort mehr in Scham versinken. "Ach das hat sie dir also gesagt. Das was Dad gemacht hat, war ein Fehler? Ein FEHLER?!? Ich fass es nicht! Komm, ich zeige dir, was Dad machte und ich gerade mache!", damit drehe ich mich um und gehe entschlossen auf die Tür zu.

"Du bist viel schneller als alle anderen aus deiner Klasse, oder? Du kannst länger tauchen als alle, oder? Wenn ihr Hochsprung macht, ist es, als würdest du kurz fliegen? Ich gehe jetzt mit dir dorthin, wo du erfahren wirst, wer du bist, wer wir sind, was Dad geschaffen hat, was jetzt uns gehört.", Tom kriegt den Mund gar nicht mehr zu vor Entsetzen, doch er nickt und begibt sich in Startposition.

Der Wind peitscht uns um die Ohren, es ist ein berauschendes Gefühl. So lange bin ich schon nicht mehr so gerannt. Es ist wie wenn man nach langem Hausarrest das erste Mal wieder feiern geht. Mich durchströmen Glücksgefühle, als ich die schönen Gärten des geheimen Schlosses erblicke. Ich gebe Tom ein Zeichen und wir halten beide abrupt an. "Wo sind wir?", fragt mein kleiner Bruder erstaunt. "Im Reich unserer Artgenossen.", antworte ich und gehe voran. "Was für Artgenossen? Wir sind Menschen.", er rennt mir hinterher und dreht mich zu sich: "Was sind wir Skay?" "Du bist ihm so unendlich ähnlich.", eine Träne rollt meine Wange hinab. "Skay...alles ok?", Tom will mich umarmen, doch ich schiebe ihn weg. "Nein, nein, es ist schon ok. Soll ich es dir zeigen oder erklären?", gehe ich auf seine vorherige Frage ein. "Erst zeigen und dann detailliert erklären.", erwidert dieser. * Also schön. Nun erfährt auch er, was wir sind... * Ich bedeute Tom, ein wenig Abstand zu lassen, was mir einen entsetzten Blick einbringt. Ich schließe die Augen und hole tief Luft. Mein Körper beginnt zu kribbeln und ich werde in die Luft gehoben. Meine Flügel wachsen innerhalb von Sekunden und meine Hörner nehmen Form an. Automatisch lege ich meine Alltags-Sachen ab und erschaffe mit meinen Gedanken ein wunderschönes, kurzes, weißes Kleid. Heute habe ich schwarze Lederflügel mit einer Spannbreite von fast vier Metern.

"Wow. Kann ich das auch?", Tom geht nun schon zum gefühlt hundertsten Mal um mich rum. "Vielleicht irgendwann, aber momentan bist du noch nicht so weit.", erwidere ich. "Zeigst du mir das Schloss, Skay?", fragt Tom ganz aufgeregt. "Klaro!"

"Morgen, Skay!", ruft Em mir zu. " Moin, Em!", erwidere ich fröhlich. "I-Ist das dein Bruder?", Em sieht aus, als ob ihr gleich die Augen aus dem Kopf fallen. "Hi, ich bin Tom.", er streckt seine Hand in ihre Richtung, stockt dann jedoch, weil Emma sich bereits vor ihm verbeugt. "Skay, was macht sie da?", Tom ist völlig perplex. "Tom, Dad war der Anführer der Dämonen und jetzt bin ich es. Dadurch bist du automatisch mein Nachfolger.", erkläre ich. "Das heißt ich bin der Bruder einer Königin?", fragt Tom und ich nicke zustimmend. "Krass!"

"Willkommen in deinem neuen Zimmer. Ich schlafe gegenüber, falls du mich brauchst. Das hier ist Richard Sawyer, ihr teilt euch das Zimmer.", ich umarme Richi flüchtig und küsse Tom auf den Scheitel: "Wir sehen uns beim Abendessen, Tom. Richard bringt dich dann in den großen Saal, dort essen wir alle zusammen." "Nagut, bis nachher.", er wendet sich ab und geht zu seinem Bett.

"Emma! Das heißt, wir können die Prophezeiung endlich erfüllen und dann die Herrschaft über alles Leben im Universum übernehmen!", ein Spalt breit Licht fällt aus Em und meinem Zimmer auf den Flur. Um unbemerkt zu bleiben, stelle ich mich hinter die Tür. "Wir tun es beim nächsten Vollmond und wie abgemacht, gehen wir kein Risiko dabei ein.", Emma ist nicht wieder zu erkennen. Ich wende mich von der Tür ab und gehe schnell den Gang hinunter.

* Was ist mit der Prophezeiung gemeint? Und welches Risiko werden sie nicht eingehen? *
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Was, denkt ihr, beinhaltet diese Prophezeiung?
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