Kapitel 21

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Es ist wie ein Déjà-vu. Zuletzt stand ich hier vor über einem Jahr. Seitdem hat sich viel getan. Ich lernte Paul kennen. Ich zeigte Tom unser wahres zuhause. Ich wurde Dämonenherrscherin und verwandelte mich zum ersten Mal. Ich zeigte Tom das Dämonenvolk. Ich traf den Vater der Natur Ralf, der auch einer der sieben Söhne Gaias ist. Ich erfuhr von einer Verschwörung gegen mich und brachte deswegen meinen Bruder in Sicherheit. Ich beendete die Fehde mit meiner Mom und jetzt stehen wir uns sehr nah. Ich werde alle Menschen, die ich liebe, in zwei Jahren verlassen, spätestens, und mich den Mächten der Finsternis hingeben. Und dennoch stehe ich hier. Hier vor dem Haus meines Vaters und meines Großvaters. Dort wo alles begann.

Ich setze den ersten Schritt auf die Veranda und mich überkommt wider dieses Gefühl nach Heimat. Es ist der einzige Ort auf der Welt, wo ich schon immer sein durfte, wer ich war. Ich durfte tauchen, ohne auftauchen zu müssen. Durfte über Dinge lachen, die kein anderer versteht. Damals hatte mein Name noch nichts zu bedeuten. Ich kam, wenn man ihn ausrief. Doch nun wird mir dieser Name zum Verhängnis.

Der Geruch nach Wald bringt mich in die Realität zurück. Ich lege eine Hand auf die Tür. Seit ich die Türen der Bibliothek berührte, spüre ich in allem und jedem das Leben. Jedes hat eigene Fassetten, doch dieses Haus ist still. Es besitzt kein Leben. Es ist tot.

Zitternd öffne ich die Tür. Geschockt bleibe ich stehen. Das ist nicht mein zuhause. Alle Möbel von früher wurden entfernt. Stattdessen stehen hier nun Möbel, die aus der Zukunft sein könnten. Zudem sehen sie sehr unbequem aus.

"Skay?!? Was machst du hier? Verdammt, ich hab dich vermisst.", er zieht mich in eine Umarmung, doch ich schiebe ihn von mir. "Du hast mich verarscht!", schreie ich ihn an und weiß gerade selbst nicht, wo diese Wut her kommt. "W-was?!", erschrocken macht er einen Schritt zurück. "Du hast schon richtig gehört! Von wegen beste Freunde und ein wenig mehr! Du willst einfach nur meine Seele! Ich habe es gehört! Ich habe Emma reden gehört! Wieso hab ich nur gedacht, ich könnte dir vertrauen?! Du bist der verdammte Sohn des Herschers der Monster! Weißt du was das bedeutet? Wir zwei müssen versuchen einander zu töten!", schreie ich ihn verzeifelt an. "Du bist so ein dummes, naives Mädchen.", lachend tritt er von mir weg. "W-was ist denn nur los mit dir?!", das ist nicht der Paul, den ich so gern habe. "Da du jetzt weißt, dass ich das alles nur gespielt habe, kann ich damit auch aufhören. Deine Seele ist die reinste, die ich je getroffen habe und ich bin süchtig nach dir! Du raubst mir den verstand, doch wenn du stirbst kommst du zu den Engeln, das sind die gefallenen Dämonen, und das will ich verhindern. Ich will, dass du für immer bei mir bist. Ich werde deine Seele schützen. Du wirst mit mir für immer in der Unterwelt leben und mit mir regieren!", ich fass es nicht. "Du bist doch krank! Ich werde mit dir nirgendwo hin gehen!", fauche ich ihn an. "Was wäre, wenn ich dir sage, dass dein Bruder stirbt, wenn du dich wehrst?", grinst er schelmisch. "Ich hasse dich.", zische ich, drehe mich um und renne aus dem Haus. "Du kannst dich niemals verstecken!", ruft er mir noch nach, doch es interessiert mich nicht. Ich dachte, wir halten zusammen. Ich dachte, wir wären Freunde, doch er wollte schon immer nur meine Seele.

Ich renne planlos durch den Wald, in der Hoffnung, vor dem Schmerz davon laufen zu können. Tränen rollen mir die Wangen hinunter und tropfen von meinem Kinn. Ich bin schweißgebadet und meine Sachen sind zerrissen. Doch der Schmerz bleibt.

Plötzlich bleibe ich stehen und es haut mich um.

"Hallo, ihr beiden.", sagt Paul. Es ist Tag und die Sonnenstrahlen dringen durch das dichte Blätterdach. Vor mir stehen zwei Mädchen, die Paul erst anstarren und dann in einen tiefen Knicks fallen. "Jaja. Jetzt kriegt euch wieder ein. Ich weis, dass ich umwerfend aussehe, doch das ist nicht der Grund unseres Treffens, vielleicht eine mögliche Folge....aber kommen wir erst zu dem wichtigen Teil.", antwortet Paul genervt. "Ok, wir haben einen Vorschlag. Dafür müssen wir dir erst einmal von unserem Plan erzählen. Unser Herrscher Ethan Black wurde von seiner kaltblütigen Tochter ermordet. Jetzt will sie uns unseren Frieden nehmen, indem sie einfach immer und überall diese schrecklich schöne Stimmung verbreitet. Sie ist uns ein Dorn im Auge. Du sollst dich mit ihr anfreunden und ihre Schwächen herausfinden.", erläuter Emma sofort. "Und was springt für mich dabei heraus?", fragt Paul misstrauisch. "Ihre Seele ist die reinste, die je auf der Erde wandeln wird, und wir schenken sie dir, wenn unser Plan gelingt.", mischt sich Lara ein. "Hoffentlich gelingt euer Plan!", gibt er zornig zurück, dreht sich um und geht.

"Er hat nichtmal nach unserem genauen Plan gefragt...", wendet sich Emma nach einer Weile an Lara. "Ist doch egal. Bald ist alles vorbei.", murmelt sie zurück und zieht ihre Freundin in eine enge Umarmung.

Ich schlage die Augen auf und befinde mich wieder im Dunkel des Waldes. Paul weiß gar nicht, was Emma und Lara vor haben.

Ich muss ihn warnen!

Schnell laufe ich zurück zum Haus und renne die Tür fast ein.

"DU!", keuche ich und zeige auf einen fremden Mann, der neben Paul steht und mich verwirrt ansieht. "Raus hier!", fauche ich und deute mit demselben Finger auf die Tür. Wie mechanisch bewegt dieser sich aus dem Haus und schließt die Tür.

"Wie hast du das gemacht?", Paul macht große Augen.

"Ich wollte, dass dieser Typ mein Haus verlässt und das hat er getan...Wer war das überhaupt?", erwidere ich.

"M-mein...Mein Vater...Er wollte mich nach Hause holen..", antwortet mein bester Freund niedergeschlagen.

"Was?!?..A-aber wieso? Wieso gerade jetzt?", stoße ich erschrocken aus.

"Weil in der Unterwelt gerade alles aus dem Ruder läuft. Sie spüren, dass etwas auf uns zu kommt, aber niemand kann sagen was.", das ist doch wie ein Stichwort für mich, mit meinem Wissen rauszurücken.

"Ähm..Paul....Ich weiß, was passieren wird...", gebe ich kleinlaut von mir.

"Was?!", fährt er mich an.

"Ich habe es zufällig mitbekommen. Es war, um ehrlich zu sein, auch der Grund, warum ich überhaupt hierher gekommen bin.", rede ich weiter.

"Jetzt sag es schon.", drängelt Paul.

"Es ist der Plan von Emma und Lara. Sie wollen den Teufel befreien und damit die jetzigen Gesetze außer Kraft setzen! Dafür muss ich freiwillig mein Blut abgeben...", ich schreie schon wieder.

"Verdammt! Wir müssen dich in Sicherheit bringen!", Paul sieht mir entschlossen in die Augen und nimmt meine Hand.

"Nein. Ich muss zu Tom.", ich will mich losreißen, doch er hält mich weiter fest. Er überlegt, was er erwidern soll.

"Na schön. Wo ist dein Bruder?", gibt Paul dann doch nach.

"In Vegas.", antworte ich und muss sofort grinsen, weil Paul verzweifelt nach einer Möglichkeit sucht, mich von meiner Idee abzubringen.

"Also erst nach Vegas und dann in mein Versteck und das alles noch vor Mitternacht?", fragt er.

"So sieht's aus.", stimme ich noch immer grinsend zu.

"Nimm meine Hand.", dafür erntet er nur einen fragenden Blick.

"Mein Vater soll denken, dass du mir gehörst und er seine Finger von dir lässt.", nun ist es an Paul zu grinsen. Ich willige ein und er verschränkt seine Finger mit meinen. Dann öffnet er die Tür.

"Was hat diese Göre mit mir gemacht?!", schreit ein grimmig aussehender Mann mit roten Locken.

"Sie hat mit mir reden wollen und du wirst Skayla nicht mehr Göre nennen, denn sie ist meine Freundin, Vater!", das letzte Wort spuckt er förmlich aus.

"Darf ich mir deine Freundin vielleicht mal ausleihen und sie begutachten?", fragt Pauls Vater und setzt ein perverses Lächeln auf. Erschrocken sehe ich zu meinem vermeindlichen Freund und hoffe, er lehnt es ab.

"Das kannst du vergessen! Du wirst sie nie bekommen! Sie ist meine Liebe!", sein gesamter Körper ist angespannt, dennoch liegt in seinen Worten ein wenig zu viel Ehrlichkeit.

"Dann werde ich sie wohl entführen müssen, denn eine so reine Seele wie ihre darf nicht existieren.", damit wendet er sich ab und verschwindet.

"Das tut mir Leid.", murmelt Paul.

"Muss es nicht.", ich drücke seine Hand und löse sie dann aus seiner, um voran zu gehen.

"Wie lange haben wir?", fragt er und läuft mir nach.

"Zwölf Stunden...", nur was danach geschieht, weiß keiner.
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