Lieber Schutzengel?
Gott klingt das grotesk.
Wieso noch mal habe ich mich von meinem Therapeuten dazu überreden lassen, diesen Mist mit zu machen?
In ein billiges Buch meine Vergangenheit nieder zu schreiben, all den Schmerz und die Erinnerungen, die mich plagen um mich selber zu befreien und gut zu fühlen.
Ich meine, was soll das bringen?
Es wird nicht aufhören. Der Schmerz wird mich weiterhin quälen, all die Erinnerungen werden mich weiterhin immer mehr an die Grenze treiben und keiner wird das ändern können.
Kein Psychologe, kein Arzt und auch keine Vertrauenslehrerin.
Niemand wird mich je verstehen können, verstehen können wieso ich so bin wie ich nun mal war.
Verschlossen, in mich zurück gekehrt, einsam.
Kalt, herzlos, abwesend.
Übermüdet, schüchtern und ängstlich.
Also wieso tue ich das hier?
Wieso habe ich nach dem Kuli gegriffen, das Buch aufgeschlagen und angefangen zu schreiben?
Vielleicht war es der aufdringliche Blick meines Therapeuten Schuld, dass ich schließlich leise auf geseufzt hatte und mich dieser Schwachsinns Idee hingegeben habe.
Vielleicht war es aber auch einfach sein Vorschlag gewesen, dass ich statt mit ihm zu reden, in dieses Buch schreiben kann und ich selber bestimmen kann, wer es lesen darf.
Herr Collister, mein vorübergehender Therapeut, der selber in dieser Psychiatrie nur ein Praktikum macht und der mich auch nur zugeteilt bekommen hat, weil sein Betreuer, mein eigentlicher Therapeut krank geschrieben ist, und der jetzt seit gnadenlosen drei Wochen versucht, mein Vertrauen zu gewinnen, meinte, ich soll das auf schreiben, was mir gerade durch den Kopf geht.
Überraschenderweise fiel mein erster Gedanke ohne zu Zögern auf ihn.
Dieses Lächeln, dass er mir damals zuwarf als ich die Klasse betrat, war unvergesslich. Dieses Funkeln, dass durch seine tief braunen Augen ging als er mir die Hand ausstreckte, brannte sich tief in meine Haut und seine tiefe und zugleich sanfte Stimme ließ mich regelrecht erschaudern.
,,Ich bin Vito und wie heißt du?'' Und als sich sein Name über meine Mauern hinweg in mein Unterbewusstsein gedrängt hatte, schlug mein Herz plötzlich doppelt so schnell, obwohl es dazu eigentlich gar nicht mehr im Stande sein sollte und das wortwörtlich.
Die Patrone hatte sich damals einfach zu tief in meine Haut gebrannt, zwei Zentimeter unter mein Herz, dass es fast schon als ein Wunder galt, dass ich überhaupt noch am Leben war.
Sowohl die Sanitäterin im Krankenwagen, als auch mein betreuender Arzt und mein Therapeut sagen, dass ich damals einen kleinen, lieben Schutzengel hatte, der heute Schuld war, dass ich mich durch all das quälen musste.
Hätte er mich doch einfach gehen lassen, dann wäre ich jetzt befreit.
Befreit von all dem Leid und den Albträumen, den Gedanken und dem Schmerz.
Ich wäre tot, frei und vielleicht glücklich, doch jetzt.
Ja jetzt war ich einfach ein lebloses Mädchen, dass gegen ihre Vergangenheit und ihr Schicksal ankämpfen muss.
Also lieber Schutzengel oder soll ich lieber Teufel sagen:
Danke dafür, ich hasse dich!
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Das war der Prolo:)
1. Was haltet ihr von ihm?
2. Könnt ihr euch denken, um welchen Collister es sich bei dem Therapeuten handelt?
Ich hoffe euch hat der Prolog gefallen:)
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Lächeln unmittelbar ins Herz // #wattys2017
ChickLit4. Lächeln unmittelbar ins Herz *Dies ist der vierte Teil der ''...ins Herz'' Reihe, deswegen würde ich auch lieber raten, die Teile davor zu lesen:) *** Dieses Lächeln, dass er mir damals zuwarf als ich die Klasse betrat, war unvergesslich. Dieses...