Kapitel 7

10.1K 869 345
                                    

Saphiras Sicht:


Das Herrn Collister seine Ansage ernst gemeint hatte, war mir von Anfang an bewusst gewesen, auch wenn ich gehofft hatte, er würde es über den Tag vergessen, und dementsprechend war ich auch nicht wirklich überrascht, als er gegen fünf Uhr an meiner Tür klopfte und kurz darauf in den Raum trat. 

Marie erhob sich natürlich gleich als sie meinen Therapeuten ausmachte und verschwand mit einem schadenfrohen Grinsen in meine Richtung aus dem Raum, was ich nur mit einem genervten Aufschnauben in Kenntnis nahm. 

Hoffentlich würden ihre Eltern bald endlich einen Antrag auf ein Einzelzimmer stellen, dass aber auch nur ihre Eltern durften, da diese stink reich waren. 

Zwar war Marie keine Gefahr für andere, also plante zumindest nicht offen mich irgendwie umzubringen, aber konnte man in dieser Psychiatrie sowieso alles mit Geld lösen und so würde Marie auch einfach ein Einzelzimmer bekommen, obwohl sie es nicht unbedingt brauchte. 

Von Marie, die eindeutig schon zu lange hier war, hatte ich neben bei auch schon erfahren, dass eine Mutter mal ihren Sohn aus dieser Klinik selbstständig erlassen hatte, da die Presse davon Wind bekommen hatte, dass der Sohn einer angesehener Frau in einer Psychiatrie steckte und keine zwei Wochen später hatte seine Schizophrenie ihn unter einen LKW getrieben. 

Zwar lebte er noch, doch war von der Hüfte aus ab gelähmt und lebte zudem in einem Kinderheim, in das seine Mutter ihn kurzer Hand gesteckt hatte. 

Meine Eltern waren zwar an so einigen Sachen Schuld und hatten mich zu dem gemacht der ich heute war, doch war diese Mutter um einiges herzloser. 

Sie war nicht nur Schuld daran, dass ihr Sohn gelähmt war, nein sie hatte ihn danach auch noch abgeben nur um nicht mit ihm gesehen zu werden. 


,,Ihr versteht euch anscheinend nicht so gut'' Herrn Collisters Stimme riss mich aus meinen Gedanken und auf seine Frage nickte ich nur kurz gebunden. 

Maria und ich waren zwar keine Feinde, doch Freunde würden wir auch nie werden. 

,,Darf ich mich setzen?'' fragend deutete mein Therapeut auf die freie Stelle auf meinem Bett und leicht biss ich mir auf meine Unterlippe, zog meine Knie eng an mich nur um sie dann mit meinen Armen zu umschlingen, und nickte dann zögerlich. 

Mein Gegenüber setzte sich gleich neben mich, faltete seine Hände in seinem Schoß zusammen und sah mich dann lächelnd an. 

Anders als erwartet fing er nicht an mir einen Vortrag darüber zu halten, wie falsch mein Verhalten von letzter Nacht gewesen war sondern fing an von seiner Familie zu reden. 

,,Hab ich dir eigentlich schon mal erzählt, dass ich vier Brüder habe?'' überrascht sah ich ihn an und schüttelte dann langsam den Kopf. 

Herrn Collister war zwar ganz schön offen und nett, doch von seiner Familie hatte er bis jetzt kein Wort erzählt.

Unsere Sitzungen brachen wir meistens sowieso vorher ab, da nur ein falsches Wort über meine Vergangenheit mich meistens sowieso verschließen ließ und oft machte der Rest dann keinen Sinn mehr. 

,,Ich weiß es ist echt unglaubwürdig, aber ich hab tatsächlich vier Brüder und keine Schwester. Irgendwie liegt dieses Gen bei der Familie meines Vaters im Blut, denn der hat auch drei Brüder und ihr Vater hatte damals auch vier Brüder. Ich wette mit dir, dass mein Vater auch nur Enkel bekommen wird'' Herrn Collister grinste mich leicht an und ließ mich leicht nicken. 

Lächeln unmittelbar ins Herz // #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt