Kapitel 4

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Wir gingen durch die Tür und staunten nicht schlecht. Berge an Süßigkeiten und anderem Essen in allen denkbaren Farben und Formen. Tatjana ließ meine Hand los und nahm sich nacheinander einige der Süßigkeiten. Ich blieb weiterhin skeptisch. Sowas kann man doch nicht essen. Plötzlich hielt mir Tatjana einen neongrünen Würfel vor's Gesicht. Ich zog meine Augenbraue hoch. Ich werde das jetzt doch nicht essen. Das schreit ja schon förmlich danach vergiftet zu sein. Als sie sah, dass ich es nicht essen wollte stopfte sie es mir einfach in den Mund und legte ihren Finger auf meine Lippen, damit ich es nicht ausspucken konnte. Ich konnte also nicht anders, als auf dem grünen Teil rumzukauen. Ein süßer, überhaupt nicht giftig schmeckender Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Ich muss zugeben, dass es wirklich lecker war. Nachdem ich das Zeug runter geschluckt hatte griff ich sofort nach einem weiteren Würfel. Lächelnd sah mir Tatjana kurz zu, bevor sie sich auch wieder bediente. „Sehr schön. Nehmt euch nur. Ich geh mal kurz Glen holen, ja?“ Lucille, die uns die ganze Zeit beobachtet hatte stöckelte nun ein Abteil weiter. Glen war dann wahrscheinlich unser Mentor. Es dauerte auch nicht lange, da kam er rein. Doch er bemerkte uns überhaupt nicht. Er starrte wie bei der Ernte nur die ganze Zeit mit zitternden Händen auf seine Kette. Vom Nahen sah er noch ungeplegter aus, als von weiter weg. Ein paar Strähnen seiner zerwuschelten Haare hingen ihm ins Gesicht und sein Bart sah auch ziemlich zerstrubbelt aus. Er ging weiter auf uns zu, immer noch ohne uns zu bemerken. Plötzlich lief er in Tatjana rein und taumelte ein paar Schritte zurück. Ich hielt Tatjana kurz fest, die fast umgefallen wäre. Verwirrt sah Glen zum ersten Mal hoch. Mit geweiteten Augen starrte er Tatjana an. Langsam ging er auf sie zu und blieb kurz vor ihr stehen. Keine Ahnung, was mit dem los ist. Als er jedoch seine Hand an ihre Wange legte, klingelten bei mir sofort alle Alarmglocken. Was fällt ihm eigentlich ein!? Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wollte ihm schon eine rein hauen, als Tatjana ihre Hand auf meinen Arm legte. „Warte mal kurz.“ flüsterte sie mir zu und sah wieder Glen an. „Mary!“ flüsterte er fast unverständlich und streichelte Tatjana über die Wange. Ich würde so gerne was tun, jedoch hielt Tatjana mich jedes Mal auf, wenn ich eingreifen wollte. „Wer ist Mary?“ fragte Tatjana ganz freundlich. „Du bist so wunderschön, wie ich dich in Erinnerung habe.“ Er strich Tatjana eine Strähne nach hinten. Ich rastete innerlich fast aus, aber ich riss mich zusammen. Tatjana nahm seine Hand weg. „Tut.. tut mir Leid aber ich bin nicht Mary.“ Die Tür öffnete sich und Lucille kam herein. Ihr stets fröhlicher Blick wurde leicht genervt, als sie Glen sah. „Herr Gott nochmal. Glen! Das ist nicht Mary! Das sind die Tribute, falls du es noch nicht mitbekommen hast.“ Sie ging auf Glen zu und schob ihn ein wenig von Tatjana weg. Entschuldigend sah sie uns an. „Entschuldigt bitte. Er reagiert bei jedem so, der auch nur annähernd aussieht wie Mary. Manchmal wünschte ich er würde sich wie die anderen Mentoren einfach nur betrinken...“ Sie sah zwischen uns hin und her. „Tja aber da er das nicht tut hat er die Vergangenheit nicht vergessen.“ „Nach 9 Jahren ist er immer noch nicht drüber hinweg?“ fragte Tatjana leicht geschockt. Lucille schüttelte den Kopf. „Aber wer ist denn jetzt Mary?“ fragte ich. „Ich bin mir sicher, dass er euch Morgen von ihr erzählt. Er braucht erstmal ein bisschen Zeit, um sich an euch zu gewöhnen.“ Sie fing wieder an Zuckersüß zu grinsen. „Also soll ich euch eure Abteile zeigen? Wir werden erst Morgen früh im Kapitol ankommen.“ Beide nickten wir und folgten Lucille dann durch den Zug.

Die Tribute von Panem - Panik & CurrbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt