Kapitel 28

123 14 12
                                    

Die Sonnenstrahlen schienen hell durch das große Fenster neben dem Bett, selbst durch die Gardine hindurch. Lächelnd strich ich über Tatjanas leicht bekleideten Körper. Sie war so wunderschön und so friedlich, wenn sie schlief. Unvorstellbar, dass wir in zwei Tagen um diese Zeit in die Arena gebracht werden. Heute war erstmal die Bewertung und ich konnte immer noch kein Messer werfen. Ich hab wohl keine andere Wahl, als einfach nur Gewichte zu werfen. Tatjana hingegen kann ziemlich gut mit Pfeil und Bogen umgehen. Es passt einfach so gut zu ihr. Sie mochte noch nie direkte Konfrontationen. Sie war immer lieber in der Entfernung und beobachtete alles von einem sicheren Ort aus. Auch konnte sie gut klettern, obwohl sie eigentlich ziemliche Höhenangst hatte. Aber ich bin mir sicher, dass sie es trotzdem schafft, wenn sie sich gut genug konzentriert. Ich drehte meinen Finger in eine von Tatjanas Strähnen ein, bevor ich die Strähne wieder fallen ließ und sie erneut eindrehte. Leise seufzte sie und schmiegte sich noch mehr an meinen Oberkörper, den sie kurzerhand als Kopfkissen benutzt hatte. Wie kann das Kapitol nur so etwas tun? Wie kann das Kapitol ein solch atemberaubendes und unschuldiges Wesen durch die Hölle schicken? Eine Hölle voll Mord und Tränen, die jedem, der es hinaus schafft eine so große seelische Wunde hinterließ, dass diese auch nie wieder vollends verheilen würde. „Hey Hase?“ murmelte Tatjana verschlafen von meiner Brust aus. „Hm?“ „Hast du zufällig übernatürliche Kräfte, mit denen du die Zeit anhalten kannst?“ fragte sie mich leise und hob ein wenig ihren Kopf, um mich anzusehen. „Leider nicht.“ flüsterte ich zurück und strich ihr eine Strähne, die ihr mitten im Gesicht hing, zurück hinter's Ohr. Wie unglaublich gerne ich jetzt nur die Zeit anhalten könnte, um für immer in diesem Moment zu bleiben. Ich wollte nicht, dass er vorbei war. „Egal. Ich bleib für immer hier! Ich gehe hier nicht weg!“ meinte Tatjana und ließ ihren Kopf wieder auf meine Brust sinken. Auch ich schloss meine Augen erneut und zog die Decke wieder ein bisschen nach oben. „Ich liebe dich, Herr Hasenberg!“ flüsterte Tatjana leise. „Ich liebe dich auch, Frau Hasenberg!“ flüsterte ich zurück. Ruckartig öffnete ich meine Augen und setzte mich auf. Komplett verwirrt sah mich Tatjana an, als ob bei mir gerade alle Leitungen durchgebrannt wären. „Apropos.“ meinte ich und lehnte mich ächzend zur Seite, um nach meiner Hose auf dem Boden zu greifen. Ich wühlte kurz in der Hosentasche und zog ein kleines Schmuckbeutelchen heraus. Fragend sah mich Tatjana an, als ich ihr den Beutel vor's Gesicht hielt. „Du weißt doch, dass man eine Erinnerung mit in die Arena nehmen darf, solange sie nicht als Waffe benutzt werden kann, oder?“ fragte ich Tatjana, die nur mit den Schultern zuckte. „Das.“ begann ich und öffnete den kleinen Beutel. Ich schüttete den Inhalt auf meine Handfläche und hielt ihn Tatjana hin, die immer noch etwas verwirrt, aber trotzdem ziemlich interessiert den Inhalt betrachtete. „Sind die Ringe von meinen Eltern.“

Die Tribute von Panem - Panik & CurrbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt