Kapitel 5

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„Also das hier rechts ist dein Abteil.“ Sie sah Tatjana an und öffnete die Tür zu einem großen Zimmer. Etwas schüchtern schaute sie in den Raum. „Nur keine Scheu. Geh rein und mach es dir bequem. Ich bin mir sicher, dass ihr euch nach dem heutigen Tag ausruhen wollt.“ Langsam betrat sie das Zimmer. „Morgen früh kommen wir im Kapitol an. Ihr solltet vorher noch was essen. Also morgen gibt es Frühstück. Falls ihr aber jetzt noch was essen wollt, könnt ihr euch gerne nehmen. Falls ihr sonst noch Fragen habt ist mein Abteil dahinten durch rechts und Glens links.“ Beide nickten wir wieder, als sie uns ansah. „Gut. Ich zeig dir dann noch kurz dein Abteil, Erik und dann seit ihr für's erste frei.“ Sie winkte wieder mit ihrer Hand und stöckelte an ein paar Türen vorbei. Bei einer blieb sie dann stehen und öffnete sie mir. Ich ging rein und schloss die Tür hinter mir. Ich hörte noch, wie sich das Klackern von Lucille's Schuhen entfernte, ehe ich mich meinem Raum zuwendete. Wenn man bedenkt, dass wir in einem Zug waren, war der Raum ziemlich unrealistisch groß. Ein großes Bett stand mitten im Raum, und die Fenster an der Wand gaben eine perfekte Aussicht auf die Landschaften, die vorbeizogen. Auf der linken Seite des Raumes war eine Tür mit einem Schrank daneben. Ich ging zu der Tür und öffnete sie. Ein nicht ganz so großes Zimmer mit dafür vielen Hi-Tech Gegenständen offenbarte sich mir. Eine Dusche. Ich hatte so gut wie noch nie eine richtige Dusche benutzt. Wir hatten immer nur unsere Eimerähnliche Badewanne mit kaltem Wasser. Wenn man schon mal hier ist kann man es ja auch ausnutzen. Ich entledigte mich also meinen Ernte-Klamotten und schaltete die Dusche an. Als das warme Wasser meinen Körper traf blieb ich mehrere Minuten wie gelähmt stehen und genoss es. Bei uns im Distrikt gibt es fast gar kein heißes Wasser, es sei denn man kocht es auf dem Herd auf. Nach langer Zeit, in der ich einfach nur da stand und die Wärme genoss, schaltete ich die Dusche wieder aus und trocknete mich flüchtig mit einem der vielen Handtücher, die hier rum lagen ab, ehe ich es um meine Hüfte wickelte. Ich sammelte meine Klamotten vom Boden auf und ging aus dem Badezimmer, um mir andere Kleidung zu suchen. Ich öffnete den großen Schrank und sammelte mir nur ein T-Shirt und Unterwäsche zusammen, da ich sowieso gleich schlafen gehen wollte. Ich war wirklich ziemlich müde. Gerade, als ich mein Handtuch abnehmen wollte, klopfte es zaghaft an der Tür. Ich ging die paar Meter zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Falls es Lucille oder irgendein Angestellter ist, will ich nicht, dass sie mich nur mit einem Handtuch bekleidet sehen. Als mich jedoch zwei grüne Augen groß anschauten, machte ich die Tür weiter auf und ließ Tatjana an mir vorbei in mein Zimmer. Ich drückte die Tür wieder zu und drehte mich zu Tatjana um, die sich schon auf der Bettkante niedergelassen hatte. Ein kurzes Lachen entfuhr mir, als ich mir schnell die Kleidung überwarf und Tatjana leicht peinlich berührt auf den Boden starrte. Ich setzte mich neben sie und strich ihr sanft über den Arm. „Ich kann es immer noch nicht fassen.“ flüsterte sie fast unverständlich. Sie fing an leicht zu zittern und starrte weiterhin auf den Boden. „Was kannst du nicht fassen?“ Ich sah sie von der Seite an und strich eine Strähne, die ihr im Gesicht hang, hinter ihr Ohr. „Dass wir hier sind. Wir werden in einigen Tagen in die Arena kommen und sterben.“ Ihre Stimme war brüchig und Tränen glitzerten in ihren Augen, als sie zu mir hoch sah. „Shht. Ganz ruhig, Hase.“ Ich zog sie in meine Arme und strich ihr beruhigend übers Haar. Ich hörte sie leise schniefen, als sie sich wie keine Katze an meine Brust schmiegte. Aber ich wusste, dass sie eigentlich recht hatte. Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit sterben. Unsere Chancen stehen nicht so gut. Doch egal wie sehr ich leiden muss, egal was es mich kostet, ich werde alles versuchen, um sie lebend aus der Arena raus zu bringen. Sie sah mir kurz in die Augen und ich gab ihr einen leichten Kuss auf die Nasenspitze, bevor sie die Augen schloss. Mit der Zeit ließ ihr Zittern nach und ihre Atmung wurde immer gleichmäßiger. Sie fühlte sich, trotz der Wärme, die mein Körper ihr bot, ziemlich kalt an, weshalb ich langsam aufstand und sie hochhob. Mit dem Fuß versuchte ich irgendwie die Decke zurück zu schlagen. Als ich es dann endlich geschafft hatte, legte ich Tatjana sanft auf das Bett. Vorsichtig legte ich mich zu ihr und zog sie an mich, ehe ich die Decke über uns legte. Sanft zog ich sie zu mir und drückte sie an mich. Ihr gleichmäßiges Atmen und die Wärme, die sich unter der Decke langsam breit machte, beruhigten mich, so dass mir auch schon bald die Augen zu fielen und ich langsam ins Reich der Träume entschwand.

Die Tribute von Panem - Panik & CurrbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt