Kapitel 39

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Schwitzend wachte ich mitten in der Nacht auf. Ich wischte mir mit dem Ärmel über's Gesicht und schälte mich aus dem Schlafsack raus, jedoch darauf bedacht Tatjana nicht zu wecken. Es war einfach so unvorstellbar warm und schwül. Schnell zog ich meine Jacke aus und atmete tief durch. ,,Bisschen warm, was?" flüsterte mir Curry zu, der anscheinend schon die Wache übernommen hatte, damit Tobi ein bisschen Schlaf bekam. Ich nickte nur. Curry war nur schwer zu erkennen. Abgesehen von ein bisschen Mondlicht, das durch die Baumkronen schien, war es stockdunkel. Ich stand auf und schlich leise zu Curry rüber. Nachdem ich mich neben ihn gesetzt hatte, starrten wir eine Weile in die Dunkelheit, bis ich das Wort ergriff. ,,Meinst du das wird jetzt immer so sein? Tagsüber eiskalt und nachts heiß und schwül?" fragte ich ihn leise, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte. ,,Die wollen wahrscheinlich nicht, dass wir in der Nacht erfrieren und am Tag bewegen sie ja alle, so dass man sich ein bisschen warm hält." Klang ziemlich plausibel. Nur würden sicherlich einige einen Kreislaufzusammenbruch bekommen, wenn die Temperaturen immer wieder so stark schwankten. Wieder begannen wir zu schweigen. Nach einigen Minuten stand ich wieder auf und schlich zu meinem Schlafsack zurück. Leise öffnete ich den Reißverschluss und legte mich vorsichtig auf den Schlafsack. Tatjana war auch unglaublich warm. Doch sie hatte ziemlich tiefen Schlaf, so dass sie wahrscheinlich nicht aufwachen würde. Und sie soll nicht all ihre Flüssigkeit im Körper in der Nacht ausschwitzen. Sobald ich wieder lag, kuschelte sich Tatjana wieder an meine Brust und seufzte leise im Schlaf. Fest schlang ich meinen Arm um sie und drückte sie an mich. Sehnsüchtig atmete ich ihren Geruch ein und schloss die Augen. Was, wenn ich sie tatsächlich verlor? Wenn ich sie nie wieder im Arm halten könnte, ihr nie wieder in ihre wunderschönen grünen Augen schauen könnte? Ich atmete tief ein und aus, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Ich musste aufhören darüber nachzudenken, dass ich sie verlieren könnte.
Die nächsten Stunden lag ich grübelnd auf meinem Schlafsack, hielt Tatjana in meinem Arm und strich ihr verträumt durch die Haare. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Immer wieder stellte ich mir alle möglichen Szenarien vor, wie sie vielleicht sterben würde. Und die Möglichkeiten waren endlos. Es gab einfach zu viele Möglichkeiten hier zu sterben. Beschützerisch zog ich sie noch fester an meine Brust, als könnte allein ein Luftzug sie mir entreißen.
Der Himmel war immer noch dunkel, doch ich spürte schon die ersten Anzeichen der Morgendämmerung. Hauptsächlich merkte ich es daran, dass es wieder kälter wurde. Also war es tatsächlich so. Tagsüber eiskalt, nachts heiß. Tobi begann sich langsam zu regen. Leise stöhnte er genervt und setzte sich auf. ,,Alter was soll dieses verfickte Wetter? Können die sich mal für eine Temperatur entscheiden?" fragte er mürrisch und zog sich seine Jacke wieder an, die er in der Nacht anscheinend ebenfalls ausgezogen hatte. Auch Tatjana wachte langsam auf. Sie gähnte kurz, bevor sie mir einen Kuss gab und sich langsam aufrappelte. ,,Vielleicht sollten wir jetzt mal etwas essen." schlug Curry vor und alle nickten zustimmend.

Die Tribute von Panem - Panik & CurrbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt