Kapitel 8

149 16 3
                                    

Langsam nickte Glen und Lucille ließ ihn wieder los. Sie sah mit schiefem Kopf zu uns herüber. „Entschuldigt bitte.“ wir nickten kurz und sie setzte wieder ihr überfröhliches Lächeln auf. Mit kleinen Schritten tippelte sie um den Tisch herum und setzte sich ans Kopfende. Sie schenkte sich etwas von dem bitteren Zeug ein und nahm sich ein Brötchen. Ich schüttelte leicht den Kopf und konzentrierte mich wieder auf mein eigenes Essen. „Ich... ähm. Ich geh dann mal.“ flüsterte Glen und schob seinen Stuhl zurück. Er sah noch einmal kurz traurig zu uns herüber und schlurfte dann langsam aus dem Abteil. Ich zuckte zusammen, als Lucille ihr Messer auf den Tisch knallte und Glen wütend nachsah. „Glen! Komm sofort zurück! Es gibt hier Leute, deren Leben von deiner Hilfe abhängt! Glen!“ schrie sie ihm nach, doch er verließ das Abteil und die Tür schloss sich hinter ihm. Genervt stöhnte Lucille auf und sah wieder auf ihr Essen. Sie murmelte irgendwas vor sich hin, bevor sie dann wieder uns ansah. „Iss nur. Wir müssten jede Minute im Kapitol sein.“ Sobald sie das sagte wurde plötzlich alles dunkel und das rauschen des Zuges wurde lauter. In regelmäßigen Abständen waren kleine orangene Lichter, die das Abteil kurzzeitig erhellten. Ich schaute zu Tatjana, die ängstlich nach meiner Hand gegriffen hatte und zu mir hoch sah. „Das ist nur ein Tunnel. Wir sind also gleich im Kapitol.“ merkte Lucille von meiner anderen Seite an. Nach kurzer Zeit wurde es dann auch wieder hell und große, graue Gebäude und Mauern kamen zum Vorschein. Tatjana ließ meine Hand los und lief zum Fenster. Staunend sah sie sich die großen Bauten an. „Komm her, Hase.“ Schnell nahm ich noch einen letzten Bissen von meinem Brötchen, ehe ich mich zu ihr ans Fenster gesellte. Ich legte meinen Arm um ihre Hüfte und schaute mit ihr nach draußen. Strahlend sah sie mit ihren großen, grünen Augen zu mir hoch. „Ist das nicht großartig?“ fragte sie mich überwältigt. Ich nickte und wir sahen wieder nach draußen. In der Ferne sahen wir einen riesigen Haufen Menschen, der anscheinend auf uns zu warten schien. Wir hörten schon von weitem den Jubel und das Geschrei der Masse. Der Zug wurde immer langsamer und die Menschen immer lauter. Ich lachte kurz auf, als ich die Menschen genau erkennen konnte. Die sahen alle so bescheuert und übertrieben aus, dass es einfach nur lustig war. „Oh man sind die hässlich!“ flüsterte ich Tatjana leise ins Ohr. Sie fing an zu lachen und schlug mir leicht auf die Schulter. „Mensch Hase!“ kicherte sie. „Was denn?“ erwiederte ich ganz unschuldig. Sie schüttelte nur belustigt den Kopf und sah wieder nach draußen. „Erik, Tatjana? Wir müssen gleich aussteigen. Kommt ihr bitte?“ Wir drehten uns zu Lucille um und nickten. Sie winkte mit ihrer Hand und ging voraus. Ich nahm meinen Arm von Tatjanas Hüfte und ging Lucille nach. Tatjana sah noch einmal zum Fenster zurück, folgte uns dann aber schließlich.

Die Tribute von Panem - Panik & CurrbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt