Kapitel 7

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Ich ging suchend durch die Abteile und hielt Ausschau nach Frühstück. Ich dachte ein wenig über das nach, was Lucille gerade gesagt hatte. Ich werde mir doch nicht für das Kapitol den Bart abrasieren! Die können sich schön jemand anderen suchen, der sich für sie verändert. Wobei es eigentlich nicht so schlecht wäre, wenn sie mich mögen. Ich könnte Sponsoren gebrauchen. Aber ich habe mich schon freiwillig gemeldet. Das dürfte vielleicht schon dem einen oder anderen das Interesse geweckt haben. Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich kann meinen Bart nicht abrasieren. Wenn ich schon bald sterbe, dann so wie meine Freundin mich liebt und wie ich ich bin und nicht so bin, wie mich das Kapitol haben will. Ich öffnete die Tür zum nächsten Abteil und wurde endlich fündig. Glen saß schon am Tisch und stocherte in seinem Essen rum. Ich frage mich immer noch, wie man nach so langer Zeit nicht auch nur annähernd über die Vergangenheit drüber hinweg ist. Am liebsten würde ich ihn fragen, aber Lucille hatte ja gesagt, dass wir warten sollen, bis er es von alleine aus erzählt. Ich zog den Stuhl gegenüber von ihm ein Stückchen zurück und setzte mich. Ich rückte wieder ein Stück ran und sah zu Glen rüber. Der schenkte mir einen kurzen müden Blick und stocherte dann weiter in seinem Essen herum. Ich hielt mich zurück ihm nicht tausend Fragen zu stellen und nahm mir ein Brötchen und eine Scheibe Wurst. Ich nahm eine Kanne mit einem braunen Getränk und schnupperte dran. Angeekelt zog ich meinen Kopf wieder zurück. Es roch ziemlich bitter. Dennoch schenkte ich mir ein bisschen ein. Ich nippte ein wenig dran und stellte meine Tasse gleich wieder weg. Schnell biss ich in mein Brötchen um den bitteren Geschmack wegzubekommen. „Du hast so ein Glück, Erik.“ flüsterte Glen. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Glück? Wo soll ich denn Glück gehabt haben? Er entgegnete meinen verwirrten Blick. „Du kannst sie beschützen! Im Gegensatz zu mir.“ Er wurde am Ende wieder leise. „Hat das irgendwas mit Mary zu tun?“ „Das Kapitol hat sie mir weggenommen. Nachdem ich gewonnen hatte dachten wir, dass sie jetzt auch sicher ist. Aber nein!“ Er schien gar nicht mehr müde, sondern einfach nur wütend. Auch das Messer, das er die ganze Zeit in seiner Hand hatte machte mir ein wenig Sorgen. Mein Blick richtete sich auf die Tür, als Tatjana eintrat. Glen hatte trotzdem noch einen ernsten, wütenden Blick und schien Tatjana nicht einmal zu bemerken, die sich gerade neben mich setzte. Fragen sah sie mich an und ich deutete ihr an leise zu sein. Langsam nahm sie sich ein Brötchen und was zu trinken. Glen führte währenddessen seinen wütenden Monolog weiter. „Das Kapitol ist an allem Schuld!“ „Was ist denn jetzt genau passiert?“ fragte Tatjana und bekam dafür Glens Aufmerksamkeit. „Das Jahr nachdem ich gewonnen hatte wurde Mary gezogen. Wir dachten sie wäre sicher, aber sie gehörte nicht zur Familie. Und ich konnte nichts dagegen tun.“ Traurig sah Tatjana ihn an. „Das... das ist ja schrecklich.“ sagte sie mitleidig. Glen nickte. „Und ich musste ihr Mentor sein und sie praktisch gesehen auf ihren Tod vorbereiten!“ schrie Glen und warf das Messer in seiner Hand auf einen Cupcake. Das Messer blieb in der Wand stecken und zermatschte den Cupcake. Geschockt sahen wir von dem Messer zurück zu Glen, der gerade einen Zusammenbruch zu haben schien. Er raufte sich die Haare und einige Tränen liefen seine Wange herunter. Immernoch geschockt sahen Tatjana und ich uns an. Was soll man jetzt schon sagen? Fröhlich pfeifend kam Lucille rein. Ihre Fröhlichkeit verflog jedoch, als sie Glen und das Messer in der Wand sah. „Meine Güte Glen. Kannst du deine Zusammenbrüche bitte Mal in Griff bekommen?“ Sie stöckelte zur Wand und zog das Messer heraus. Sie ging auf Glen zu und klatschte das Messer neben ihm auf den Tisch. Sie zog ihm an Ohr und brachte ihn dazu sie anzusehen. „Du bist nicht hier, um in der Vergangenheit zu schwelgen, sondern um diesen beiden beim Überleben zu helfen. Also reiß dich zusammen!“

Die Tribute von Panem - Panik & CurrbiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt