Es dämmerte langsam und Cassidy holte mich mit dem Auto ab. Sie begrüßte mich mit einer Umarmung und war, wie immer, guter Dinge. Wir tratschten ein bisschen und es dauerte nicht lange, da waren wir auch schon im Kino angekommen. Als sie geparkt hatte und wir ausgestiegen waren, erwarteten uns schon ein paar Paparazzi. „Mein Gott, woher wissen die denn, dass du hier bist?“, beschwerte sich meine Freundin und kniff die Augen zusammen.
„Ich weiß es nicht“, sprach ich nur und zuckte mit den Schultern.
Ich hatte Angst, dass ich mein ganzes Leben ab jetzt verfolgt wurde. Denn ich war immerhin die Freundin, von einem der berühmtesten Stars auf dieser Welt. Ich ging seit Tagen nicht mehr in Facebook, da ich nur noch haufenweise Freundschaftsanfragen und Nachrichten bekam, was ziemlich nervig war. Und das war noch nicht alles, denn das, was so gepostet wurde, war wirklich nicht sehr nett. Mit einem tiefen Seufzer, ging Cassi voran und hielt mir dann freundlich die Tür auf. Zum Glück verschwanden die Paps, als wir in dem Gebäude waren, was mich aufatmen ließ. Die Anzahl der Menschen, die mich verfolgten, wurde im Lauf der Tage immer etwas weniger, da es zurzeit nichts Spektakuläres zwischen mir und Justin gab.
Wir zahlten die Karten, kauften uns Popcorn und etwas zum Trinken. Dann setzten wir uns noch auf die Sessel, die in der kleinen Halle standen, da die anderen Leute von dem letzten Film erst mal heraus kommen mussten. Ich machte es mir in dem Sessel bequem, aß schon etwas Popcorn und musterte die Leute.
Rot fuchsiges Haar trat unter der Menschenmenge zum Vorschein. Es war kein direktes rot oder orange, sondern eher der mittlere Farbton zwischen beiden. Und augenblicklich traf mich der Schlag, als ich das vertraute Gesicht erkannte. Nur einer einzigen Person in der Umgebung, konnten diese Haare gehören. Und nun griff ich nicht mehr ins Popcorn. Nicht zu vergleichen, von dem wahnsinnig schlanken Körper, den perfekten Maßen, der ideal proportionierten Oberweite und dem unvergesslich schönen Gesicht. Sie hatte grüne Augen, ein Farbton, der unvergleichbar war und ihr Blick zog jemanden sofort in einen Bann. Ihre Lippen, ihre Wangenknochen, ihr Lächeln – alles sah so perfekt aus. Nur wenige Meter von mir entfernt, stand Jenna.
Jenna, das wunderschönste Mädchen das ich kannte, der Traum aller Jungen. Ich wusste nicht mal mehr, wie viele in sie verliebt waren, da es schier unzählbar war. Aber dies war nicht der einzige Grund, denn ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie war eine Schülerin auf unserer Schule und absolvierte diese nicht, sondern ging nach weniger Zeit wieder von ihr runter, denn sie bekam ab dann Privatunterricht. Natürlich denkt man sich jetzt, dass sich kein normaler Mensch Privatunterricht leisten konnte. Nun ja, aber sie war auch keine gewöhnliche Schülerin.
Anfangs war sie relativ nett, sozial und ich freundete mich rasch mit ihr an. Doch dann verwandelte sie sich zu einem Biest, hing sich an jeden nächst besten Typen ran und behandelte die Menschen wie Dreck. Es fing damit an, dass sie eines Tages mit dem beliebtesten Jungen unserer Schule zusammenkam, denn bei ihrem Aussehen war das auch kein Wunder. Jedenfalls wurde sie deshalb oftmals beneidet, da jeder so sein wollte wie sie und mit ihrem Look so besonders. Ihr Ansehen in der Schule bekam sie rasch mit und sie badete sich förmlich in ihrem Erfolg. Nach und nach veränderte sie sich und von dem lieben, hilfsbereiten Mädchen war keine Spur mehr da. Jenna hing nur noch mit den hübschesten und beliebtesten Schülern ab und deshalb war ich ganz schnell weg vom Fenster. Man hätte meinen können, dass es unsere Freundschaft nie gegeben hatte, denn sie spottete oft über mich, und das nicht nur hinter meinen Rücken.
Die Schulzeit wurde für mich der blanke Horror, da ich tun und lassen konnte was ich wollte – an der Situation änderte sich nichts. Damals war ich noch nicht so gut mit Cassidy befreundet, weshalb ich nur Ben an meiner Seite hatte, doch ich wollte ihn nicht mit unnötigen Zankereien, zwischen mir und Jenna, belasten. Eines Tages geschah ein Wunder in ihrer Familie, denn ihre Eltern hatten doch tatsächlich Erfolge mit ihren Aktien gehabt. Sie war damals schon reich, aber noch nicht so reich, dass sie sich schon täglichen Privatunterricht leisten konnte und außerdem wollte sie es auch nicht, da sie gerne neue Freunde finden wollte. Wollte, ja genau wollte. Kaum hatte Madame genug Kohle, da zischte sie einfach von der Schule ab, zog auch noch mit ihren Eltern weg und lebte glücklich und zufrieden mit ihnen in einem Traumhaus. Die ganzen Freunde die sie dort hatte ließ sie einfach fallen.
Zweckfreundschaften. Ja, so nannte ich es, wenn die Oberschicht untereinander befreundet war. Jeder wusste, dass die Freundschaften niemals lange halten würden, aber dennoch waren sie eng mit einander befreundet und taten so, als wären sie die besten, unzertrennlichsten Freunde. Doch seien wir mal ehrlich: Jeder lästert über jeden. Es gibt keine Ausnahmen. Und selbst manche ‘Coolen‘ bestätigten diese These, dass untereinander heftig beleidigt wurde. Somit konnte man nicht neidisch sein, wenn zwei eng miteinander befreundete Mädchen, aus der oberen Schicht, lachten und Spaß hatten und man sich dann immer dachte: Wieso nicht ich? Der Schein trübte und wer klug genug war, der wusste, dass diese Freundschaften gerade Mal in der Schulzeit anhielten und nicht länger.
So viel zum Thema Jenna und dem System der Oberschicht… Jetzt entdeckten mich ihre grünen, giftigen Augen und die Erkenntnis traf sie, was sich in ihrem Gesichtsausdruck bemerkbar machte. Ich wusste nicht, weshalb sie hier im Kino war, aber wohlmöglich hatte sie sich nach Langem mal wieder blicken lassen. Sie befand sich in einer Gruppe von lauter hübschen Mädchen und ich beneidete sie kein Stück. „Komm Cassi, wir gehen rein“, sagte ich überzeugt und half ihr hoch. Gekonnt sah ich von Jenna weg und ignorierte ihren eisigen Blick. Hasste und verabscheute sie mich immer noch? Sehr gut, dann konnte ich ja meine Chance nun nutzen. Ich hakte mich bei meiner besten Freundin ein und schritt langsam Richtung Kinoeingang, wo sie und ihre Clique standen.
„Wusstest du, dass Justin, mein Freund, mir eine Überraschung am Wochenende bereitet?“, sprach ich klar, deutlich und extra laut, sodass Jenna es auch hören konnte. „Wirklich?“, wollte Cassi überrascht von mir wissen. „Ja“, antwortete ich ihr. „Er kommt wahrscheinlich extra mit seinem Privatjet angeflogen“. Meine Worte waren unüberhörbar und die Blicke von Jenna bohrten sich in mein Gesicht.
„Wow, Justin ist einfach toll“, meinte Cassidy und lächelte.
„Ja, das ist er wirklich – ein Traum“. Die letzten Worte betonte ich und lief gerade an Jenna vorbei. Und als ich kurz zu ihr sah, erkannte ich an ihrem Gesichtsausdruck, dass ich gewonnen hatte. Game over. Es war ein berauschendes Gefühl endlich eine Stufe höher als Jenna zu sein. All die Monate musste ich damals ihre Art, ihre Beleidigungen und ihren unerreichbaren Erfolg quälend ertragen.
Und jetzt? Sie hatte Geld und sah gut aus – na und? Ich hatte Justin Bieber als meinen festen Freund. Justin Drew Bieber, den Superstar. Ich schätze nicht, dass sie das toppen konnte, weshalb ich erfolgreich grinste. So konnte ich die Geschichte mit Jenna und mir abschließen. War das nicht ein perfektes Ende?
„Wieso redest du so laut? Ich steh direkt neben dir“, riss mich Cassidy aus meinen Gedanken. Doch bevor ich ihr antworten konnte, entdeckte sie meinen Blick, der auf Jenna gerichtet war.
„Oh mein Gott“, gab sie von sich. „Ist das Jenna? Die Jenna aus unserer Schule?“. Ich nickte nur kurz und hoffte, dass sie nicht weiter darauf einging. Doch, zu spät… „Moment“, murmelte Cassi nachdenklich vor sich hin und richtete ihren Blick auf mich. „Deshalb hast du so laut gesprochen“, äußerte sie sich und sah mich geschockt an. „Du wolltest ihr eines reinwischen, oder?“, wollte sie von mir wissen und ein Grinsen bildete sich auf ihren Lippen. Na wenn’s Cassi so locker sah, dann konnte ich ja ehrlich sein.
„Ja, geschickt was?“, sprach ich mit einem Zwinkern. Doch dann verschwand das Lächeln meiner Freundin augenblicklich wieder.
„Du benutzt Justin?“, wollte sie atemlos von mir wissen und mir blieb fast das Herz stehen, als ich sie so ernst vor mir sah.
„Was?“, fragte ich ungläubig. Was wollte sie denn jetzt, man? „Du bist so mies“, gab sie plötzlich von sich und mir fehlten die Worte. Es geschah nicht oft, dass Cassidy sauer auf mich war. Moment – nie. All die Jahre, in denen ich mit Cassidy befreundet war, herrschte stets gute Laune und falls sie mal auf mich wütend war, dauerte es gerade mal zehn Minuten, bis wir uns wieder versöhnt hatten. So ernst hatte ich sie noch nie gesehen… Ihr gar spitzbübisches Lächeln war vollkommen verschwunden.
„Auf was willst du denn jetzt bitte hinaus Cassidy?“, fragte ich sie und hoffte, dass sie jetzt einfach nur weitergehen würde und wir uns den Film ansehen konnten.
„Auf was ich hinaus will?“, zischte sie und Wut spiegelte sich in ihren Augen wider. „Du spielst mit Justin. Du setzt ihn als Joker ein! Weißt du eigentlich, wie sehr er dich liebt? Hast du nie mitbekommen wie er dich ansieht? Er ist so verliebt, ich glaube er würde für dich sogar aus dem Fenster springen, wenn es sein müsste. Meinst du, er würde dich jemals als Mittel zum Zweck nutzen? Er würde dich von Dingen wie Rache oder Ansehen sofort heraushalten und nicht nur, weil er schon berühmt ist. Sondern weil er dich abgöttisch liebt. Und meine liebe Kyla, damit solltest du respektvoll und wertvoll umgehen. Ich hätte nicht erwartet, dass du ihn so ausnutzt“
„Ich nutze ihn gar nicht aus“, widersprach ich ihr.
„Nein, gar nicht?“. Es war keine Frage, aber auch keine Aussage. Es war mehr ein spöttischer Satz, bei dem die lächerliche Antwort auf der Hand lag. Cassidy funkelte mich böse an.
„Du hast dich so verändert“, meinte sie barsch und schüttelte den Kopf.
„Ich dachte, ein Freund würde dir gut tun. Justin würde dir gut tun. Aber du sonnst dich nur in deinem Ruhm, den du nun besitzt. Das ist das Letzte Kyla, mit Gefühlen von anderen Menschen spielen, ist das Letzte“. Mir blieb die Spucke weg und ich war vollkommen überfordert mit der Situation, da ich in dem Moment das Gefühl hatte, Cassidy gar nicht mehr zu kennen. Sie wirkte in dem Augenblick so unendlich ernst und fest überzeugt von ihren Worten. Und dass sich kein Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete, machte das Ganze nur noch verwirrender und schlimmer.
„Wenn du so weiter machst, verlierst du nicht nur Ben, sondern auch mich“, fetzten ihre Worte aus ihrem Mund und augenblicklich hallten sie in meinem Kopf wider. „Was hat das mit Ben zu tun?“, wollte ich trocken von ihr wissen. „Das war eine ganz andere Geschichte“ „Ach ja?“, gab sie von sich.
„Wenn du mal deine Augen öffnen würdest, würdest du erkennen, dass er nicht nur wegen der Liebe zu dir die Freundschaft beendet hatte“. Ich hielt den Atem an, als sie das sagte und die Verwirrung plagte mich.
„Er wusste, dass du nie mehr die alte Kyla sein würdest. Vielleicht hätte man dich wieder zur Vernunft bringen können, aber du warst besessen von der Liebe zu Justin. Justin war an dem Ganzen nicht schuld, sondern der Ruhm, der auf seinen Schultern saß. Er zog dich automatisch in die Weltöffentlichkeit und du wurdest in wenigen Tagen zu dem Titelbild schlechthin. Du würdest niemals mehr die Kyla von früher werden, da du immer die Zeit mit Justin in dir tragen würdest. Und auch wenn du denkst, dass du dich für nichts Besseres hältst, tust du das im Unterbewusstsein – automatisch. Wenn es auch nur ein bisschen ist, du würdest niemals wieder die gleiche Person werden. Und er wollte sich diese Schmerzen ersparen, da er dich dafür zu sehr liebte, um eine andere Seite von dir kennenzulernen“
„Ist er etwa so egoistisch?“, zischte ich ungläubig. „Das hat nichts mit Egoismus zu tun“, meinte sie konsequent.
„Ben wollte sich einfach nur weitere Schmerzen ersparen. Denn wenn er dich in nächster Zeit erlebt hätte, dann hätte er erkannt, dass du dich verändert hattest. Und er liebte dich genauso wie du warst Kyla“. Die letzten Worte flüsterte sie fast nur noch, aber ich konnte sie dennoch klar und deutlich hören.
„Er liebte dich genauso und nicht anders. Ist es zu viel verlangt, dass er sich Schmerzen ersparen will? Dass er seine alte, beste Freundin einfach nicht anders sehen möchte? Nennst du das Egoismus?“.
Es war, als hätte ich verlernt wie man sprach, denn ich fand keinerlei Worte. Cassidy hatte mir meine ganzen Worte entrissen und ich stand fassungslos vor ihr.
Sie sah mich mit einem enttäuschten, letzten Blick an und schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte sie Recht, dass ich mich verändern würde oder mich sogar schon verändert hatte. Aber was erwartete sie? Justin war nun eben kein normaler fester Freund? Halt… was rede ich da? Gott, Kyla… Sieh der Realität und der Tatsache einmal in die Augen. Cassidy hat vollkommen Recht und wenn du weiter so machst, verlierst du jeden Menschen, der dir etwas wert ist. Ich sah auf den Boden, da ich mich in dem Augenblick so unfassbar für mich schämte. Ich hatte Justin gerade eben nur als Mittel zum Zweck benutzt – um anzugeben. Und ich fühlte mich so abscheulich.
„Es tut mir so leid“, murmelte ich kraftlos und musste mich beherrschen, nicht zu weinen. Was tat ich nur? Als Cassi bemerkte, wie kraftlos ich nun war und dass ich über ihre Worte nachdachte, wurde ihr ruhender Blick weicher.
„Komm“, meinte Cassidy nun sanft und ihr harter Ton war sofort wieder verschwunden. Meine Freundin seufzte, nahm meine Hand und zog mich schließlich in den dunkeln Kinosaal. Und als sich die Dunkelheit um mich herum schloss, krallte sich die Angst an meinem Körper hoch.
Denn was war, wenn sie wirklich Recht hatte?
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Jump into Love! -Justin Bieber Fanfiction
FanfictionKyla ist eher ein zurückhaltendes Mädchen, das nicht im Mittelpunkt steht. Da sie keine Lust auf Stress hat, gehorcht sie meistens ihren Eltern und hat deswegen keinerlei Verbindung mit Partys, Drogen oder Alkohol. Ihre Freundin Cassidy, nimmt sie d...