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Ich stand in der Hauptstation in einer langen Reihe aus Soldaten.
Hinter mir weitere tausend und vor mir Connor zusammen mit Daniel und Lukas.

Der Colonel marschierte vor uns hin und her und versuchte uns den Plan für den Angriff einzutrichtern.
Mir jedoch gingen hunderte andere Dinge durch den Kopf.
Ich überlegte die ganze Zeit, ob meine Entscheidung auch die Richtige war.
Connor hat nach unsere Diskussion weiter versucht mich umzustimmen.
Doch ich blieb bei meiner Meinung.
Letztendlich wurden alle zum Colonel gerufen und über die Vorgehensweise des Militärs benachrichtigt.
Die Soldaten wurden nummeriert aufgestellt und die Einheiten bekannt gegeben.
Wir Frischlinge kamen zu Connors Einheit, da er uns am besten kennt und führen konnte.
Und jetzt erzählte uns der Colonel, wie wir angreifen werden und ich war mir der ganzen Sache kein bisschen mehr sicher.
Ich drängte meine Angst und Unsicherheit soweit zurück, wie es ging und versuche nach außen hin stark zu wirken, nur kannte ich meine Zweifel und meine Schwäche.
Wie sollte ich Feigling das nur überstehen?
Aber ich musste! Wegen Connor!
Ich schuldete ihm mein Leben.

„Wir werden vorsichtig vorgehen. Mit Hilfe der Tarnfahrzeuge bleiben wir versteckt und versuchen unentdeckt bis zum Standpunkt der Terroristen vorzurücken." brüllte der Colonel durch den Raum und ich riss mich zusammen, endlich meine nervigen Gedanken zu verdrängen und gut aufzupassen.
Komischerweise gelang mir dies nun ziemlich gut. Ich schnappte jedes Wort aus dem Mund des Colonels auf und prägte es gut ein.
Ich wiederholte den Plan sogar in meinem Kopf und stellte mir vor, wie wir diesen in die Tat umsetzten.
Wie eine Einheit die Wachen erschoss und eine andere alle möglichen Fluchtwege und Eingänge checkte und sicherte.
Nur eines gefiel mir gar nicht.
Lukas, Daniel und ich und noch ein paar andere Soldaten werden die Eingänge und Fluchtwege bewachen, während der Rest unserer Einheit, einschließlich Connor, das Lager angriff und den Anführer ausschalten sollte.
Warum wir den leichtesten Posten bekamen ist verständlich, doch warum musste Connor das Gefährlichste in dieser Mission erledigen?
Das würde er doch niemals überleben.
Die werden doch die ganze Einheit abknallen, sobald wir auch nur einen Schritt in ihr heiliges Lager wagten. So kalt und furchtlos wie diese Männer waren.

„Sobald Connor mit seinen Leuten eine Möglichkeit gefunden hat, in das Lager einzudringen, werden wir es
stürmen. Bis auf unsere Wachposten, brauch ich da drinnen jeden Mann und ich zähle auf jeden von euch, dass ihr euer Leben gebt um das des Präsidenten zu retten und das Leben des Terroristenaführers zu nehmen. Denn wenn wir ihn haben, haben wir alle. Die sind wie ein Bienenschwarm. Tötet man die Königin, ist der ganze Schwarm nutzlos." befahl der Colonel und erklärte uns dann noch wie man den Anführer ausschaltete und mit welchen Waffen wir zuschlagen würden.
Er klang, als wüsste er was er tat und übermittelte das Gefühl, als wäre das alles ein Kinderspiel, doch ich spürte jetzt schon die Aufregung und Angst.
Was ist, wenn etwas schief ging?
Was ist, wenn die Terroristen uns erwarteten oder Schlimmer, uns alle ausschalten, bevor wir auch nur einen Eingang erreichten?

Was ist, wenn Connor nicht mehr zurückkommt?
„Habt ihr das nun alle verstanden?"
brüllte der Colonel.
„Sir ja, Sir." riefen alle im Chor und führten den Militärgruß aus.
Ich tat es ihnen gleich und der Colonel lächelte zufrieden.
Er war sich seines Sieg wohl schon sicher.
„Eure Einheitenführer werden euch noch genau die Einzelheiten und Aufgaben, die jede Einheit hat, erklären. Ansonsten sehe ich euch in zwei Tagen in aller Frische und pünktlich zum Abrücken." damit verabschiedete sich der Colonel und verschwand.
Die Soldaten gingen zu ihren Einheiten und verstreuten sich im Raum.

„Also ich bin euer Befehlshaber und wenn der Colonel euch nicht selbst Befehle erteilt, hört ihr auf mich und nur auf mich. Ich werde euch nun weiter in den Plan einweihen. Ich verlange eure ungeteilte Aufmerksamkeit und möchte, dass ihr euch gut einprägt, was ich euch jetzt erzähle." begann​ Connor zu seiner Einheit zu sprechen.
Ich hatte Connor noch nie so gesehen, wie er Befehle erteilt und vor einer großen Menge spricht und ich musste sagen, es stand ihm.
Er ist eine wichtige Person für das Militär.
Connor sah in die Runde, bis sein Blick dann an mir hängen blieb und sich versteifte.
Ich wusste, er wollte mich hier nicht sehen, aber daran konnte jetzt weder er noch ich etwas ändern.
„Wir werden nach Möglichkeiten zum Eindringen in das Lager suchen und unsere drei Neuankömmlinge werden zusammen mit Soldaten aus anderen Einheiten diese dann bewachen. Wir wissen bereits einen Notausgang. Die anderen müssen jedoch noch ausfindig gemacht werden."
Ich erinnerte mich an unsere Flucht aus dem Lager und wusste welchen Ausgang Connor meint.

„Adriana... Äh ich meine Soldatin 275, sie bewachen zusammen mit Soldat 277 einen der Notausgänge, sobald wir sie ausgemacht haben." Er blickte zu Lukas, damit ich wusste, wer gemeint ist.
Wir hatten jetzt wohl doch alle Nummern bekommen.
Offiziell gehörten wir ja nun zum Militär.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal dort hin komme und schon gar nicht in den Krieg zog und mein Leben aufs Spiel setzte.
„Ich möchte, dass ihr jeden Terrorist erschießt, der versucht zu fliehen und eure Position erst verlässt, wenn ich euch ein Zeichen gebe." befahl uns Connor und Lukas und ich nickte stumm.
„Der Rest kommt mit mir hinein. Wir werden uns zum Anführer durchkämpfen.
Unser Befehl lautete, den Anführer auszuschalten und nicht mehr.
Wir werden versuchen so wenig, wie möglich zu töten. Ihr schießt nur, wenn die Terroristen uns töten wollen. Habt ihr das verstanden?"
Connor sah uns prüfend an und jeder von uns gab ihm sein Verständnis.
„Gut. Wir werden übermorgen loslegen und bis dahin ruht sich jeder etwas aus und bereitet sich auf den Kampf sowohl physisch, als auch psychisch vor."

Mit diesen Worten verabschiedete sich Connor und die Einheit löste sich auf, indem die Soldaten den Raum verließen.
Jetzt standen nur noch Lukas, Daniel und ich vor Connor, der uns kritisch musterte.
„Hört zu ihr drei. Ich weiß, ihr habt Angst vor dem, was euch bevor steht, aber bitte, tut mir einen Gefallen. Spielt nicht die Helden, sondern rettet, komme was wolle, euer Leben. Ihr seid nicht an das Militär gebunden, also rennt, wenn es brenzlig wird. Bringt euch in Sicherheit, sobald ihr die Möglichkeit habt und vergesst die anderen." versuchte Connor uns aufzumuntern, doch darauf werde ich nicht hören.
Lukas und Daniel konnten dies gerne tun, aber ich werde Connor nicht zurücklassen, sonst würde ich die Scheiße ganz um sonst mitmachen.

„Kann ich mich auf euch verlassen?" fragte er uns und sah vor allem mich skeptisch an.
Wir nickten alle brav und ich wusste, dass ich ihn anlog, aber es ging nicht anders.
Dann gingen Lukas und Daniel und ich wollte auch die Hauptstation verlassen, als mich Connor am Arm zurückhielt.
Er zog mich zu sich und küsste mich.
Ich schmeckte seine weichen Lippen und versank wieder einmal in seinem Kuss.
Nachdem ich kurz alles vergessen hatte, lösten sich unsere Lippen und Connor sah mich mit Sorgen in seinen Augen an. Er nahm eine Haarsträhne von mir und wickelte sie sich um den Finger.
„Ich möchte nicht, dass du mitkommst." flüsterte er.
Ich legte meine Hände um seinen Hals.
„Ich weiß. Aber ich möchte dich nicht alleine gehen lassen." hauchte ich und drückte nochmals meine Lippen auf seine.
Dann ließ ich ihn zurück und verschwand endlich aus diesem Raum.

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