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Ein zarter Kuss auf meine Nasenspitze holte mich aus meinem Schlaf und Connors warmes Lächeln begrüßte mich.
„Dachte schon du wirst gar nicht mehr wach."
Ich erwiderte sein süßes Grinsen und sah dann auf den Wecker neben mir.
Es war 4:30 Uhr mitten in der Nacht.
Wir sollten uns um 5:00 Uhr mit allen anderen in der Hauptstation treffen, um uns dort auszurüsten.
Verdammt. Das war zu früh.
Ich möchte nicht.
Vor diesem Tag grauste es mich und ich hatte gehofft, er würde nie kommen.
Doch jetzt war er da.
Obwohl ich gerade erst wach geworden war und wir noch etwas Zeit hatten, schlug mein Herz bis zu meinem Hals, wenn ich nur an die kommenden Stunden dachte.
In diesen Stunden könnte ich sterben und Connor auch.
Unser Leben könnte vorbei sein.

„Bist du dir sicher, dass du das wirklich machen willst? Noch kannst du es dir anders überlegen." fragte Connor mich leise und wurde wieder ernst.
Er hatte sich auf mein Bett gesetzt und striech über meine Unterlippe, sodass ich nicht mehr auf ihr herum kauen konnte, wie ich es schon wieder getan hatte.
Ich überlegte kurz, weil ich gerade selbst nicht wusste, was ich hier eigentlich tag.
Doch es war zu spät.
„Connor, ich mache jetzt keinen Rückzieher mehr. Ich gehe duschen..." Ich musste meine Nerven beruhigen.
Also quälte ich mich mühselig aus meinem warmen Bett und schlürfte ins Bad.
Dort streifte ich meine Kleider von meinem Körper und stellte dann das lauwarme, fast kalte Wasser an, um mich dann darunter zu stellen.
Ich versuche meine Gedanken abzustellen, doch sie hallten wie ein Echo durch meinen Kopf.
Was machte ich nur?
Ich musste verrückt sein.
Nur fühlte ich mich irgendwie verpflichtet, mit in den Krieg zu ziehen.
Daniel und Lukas gingen auch und wir hatten alle die Ausbildung dazu.
Wir hatten zwar keine Erfahrung, aber wir waren theoretisch einsatzfähig.
Und ich wollte helfen. Ich wollte und konnte nicht zusehen, wie diese paar Terroristen die ganze USA vernichteten und unschuldige Leben nahmen.
Außerdem konnte ich Connor nicht alleine ziehenlassen und schon gar nicht verlieren.
Ich wusste nicht, ob ich mit dem Gedanken leben könnte, ihn alleine sterben zu lassen und nichts getan zu haben, wenn ich hier bleiben würde.
Warum ging ich eigentlich ständig davon aus, dass wir sterben?
Wir sterben nicht!
Wir schaffen das und gewinnen diesen verdammten Krieg!
Wir hatten die letzten zwei Tage noch so hart trainiert und uns vorbereitet.
Das sollte nicht umsonst gewesen sein.
Woher habe ich eigentlich plötzlich diesen Kampfgeist?
Scheiße, ich sollte nicht so viel nachdenken.

Als ich fertig mit duschen war, trocknete ich mich ab und zog mir frische Sachen an, bevor ich danach zurück ins Zimmer kam, wo Connor bereits auf mich wartete.
„Können wir?" fragte er mich und ich nickte unsicher.
Ich ging gerade auf die Zimmertür zu, da hielt mich Connor noch einmal zurück.
Er trat nun ganz nah an mich heran „Adriana, ich will dir noch etwas sagen, bevor wir nun da raus gehen und uns kampfbereit machen."
Er sah irgendwie so aus, als wüsste er nicht genau, was er sagen sollte.
„Also hör zu ich...
Ich habe Angst, dass ich dazu keine Gelegenheit mehr bekomme. Und eigentlich wollte ich es dir schon lange sagen, aber ich hab jedes Mal gekniffen.
Gott, ich rede sicher gerade voll den Dreck zusammen."
Er lachte nervös auf und atmete tief durch
Dann sah er mir tief in die Augen.

„Ich glaube ich habe mich  unglaublich in dich verliebt. Nein, streich das, ich weiß, dass ich dich liebe und du der besonderste Mensch bist, den ich je getroffen habe.
Ich glaube, scheiße, ich bin mir sicher ich könnte nicht mehr ohne dich leben.
Ich habe Angst, dass das unser letztes Gespräch werden könnte. Ich möchte dich auf keinen Fall verlieren.
Verstehst du?"
Die Wörter sprudelten wie ein Wasserfall aus ihm heraus und sein unsicherer Blick, den er dabei machte, war so unglaublich süß.
„Ich liebe dich auch." lächelte ich und küsste ihn dann. Ich konnte seine Erleichterung dabei förmlich spüren.

„Weißt du ich würde dir gerne deine Angst nehmen, nur weiß ich nicht wie. Allerdings müsste ich auch erstmal herausfinden, wie ich sie mir selbst nehme." lachte er, um den Ernst der Lage zu überspielen und mich etwas aufzumuntern.
Ich lächelte ihn wieder kurz an und starrte dann wieder nachdenklich den Boden an.
Connor legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich so ihn anzusehen.
„Kopf hoch. Es wird schon alles gut gehen."
Nach einem letzten Kuss nahm er meine Hand fest in seine.
Es fühlte sich so an, als hätten wir uns das letzte Mal geküsst und ich mochte dieses Gefühl nicht.
„Bereit?"
„Bereit." sagte ich fest entschlossen, obwohl ich das überhaupt nicht war.
Aber konnte man dafür jemals bereit sein?
Und dann gingen wir Hand in Hand mit tausend anderen Soldaten zur Hauptstation.
Die Einheiten versammelten sich und jeder bekam seine Ausrüstung.
Eingepackt in Schutzpanzerung und Tarnanzug und bewaffnet mit einer AK 12 stand ich in Reih und Glied als einzige Frau in der Einheit und wartete auf Befehle.
Der Colonel stand zusammen mit dem Präsidenten vor uns und marschierte hin und her.
Ich hatte den Präsidenten noch nie live gesehen, nur konnte ich mich jetzt nicht auf ihn konzentrieren.

„Also, denkt daran. Wir nutzen den Überraschungseffekt.
Das heißt, es muss absolute Funkstille zu Außenstehenden herrschen und wir verzichten auf Kampfhubschrauber.
Auch der Funk und die Ortung unserer Fahrzeuge werden aus sein, damit wir bis zum Angriff unentdeckt bleiben.
Haltet euch an den Plan und an meine Befehle. Ich zähle auf euch." erinnerte uns der Colonel nochmals scharf und wir gaben ihm unser Verständnis mit dem Militärgruß.
Dann trat der Präsident vor.
„Wir stehen hier alle, um diesem Krieg ein Ende zu setzten.
Ihr seid die Kämpfer, die den Krieg für sich gewinnen.
Die Zukunft Amerikas hängt von euch ab.
Ich vertraue darauf, dass ihr das Leid und das Töten beendet und verhindert, dass die Vereinigten Staaten von den Terroristen zu einem Gottesstaat gemacht werden und wir später wieder in Frieden leben können.
Also zieht los und kämpft für euer Land." richtet der Präsident die Worte an uns, um uns Mut zu machen.

„Machen wir diese Schweine fertig." brüllte der Colonel mit erhobener Hand und lächelte bereits siegessicher.
Die ganze Menge jubelte und dann bewegten wir uns zu den Fahrzeugen. Ich ließ mich einfach von dem Strom mitziehen und wurde dann zusammen mit anderen sieben Männern aus meiner Einheit in einen Humvee gequetscht.
Die Einheitenführer saßen vorne zusammen mit dem Fahrer und die Panzer wurden startklar gemacht.
Und dann zogen wir mit dem Aufheulen der Motoren in die Schlacht.

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