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Jason blieb vor einer großen metalleren Türe stehen.
Er hatte uns in ein Stockwerk tiefer geführt und jetzt standen wir vor dieser großen Tür, die mitten in einem dunklen und kalten Gang im Keller lag.
Waren alle nur in einem Raum eingesperrt?
Und warum sind hier keine Wachen?
„Jason, bist du sicher, dass das der richtige Raum ist?" fragte ich skeptisch und betrachtete erneut meine Umgebung.
Hier befanden sich nicht einmal Kameras?
Entweder sie waren zu gut versteckt oder dieser Bereich war nicht wichtig genug, um überwacht zu werden.
Aber wenn hier unserer Soldaten eingesperrt wären, müsste es doch umso mehr überwacht sein.
Irgendetwas sagte mir, dass wir hier falsch sind.

„Absolut sicher. Adriana gib mir deine Waffe!" sagte er auf einmal mit einem kalten Blick.
Meine Waffe? Warum das denn?
Verwundert sah ich Jason an, doch der streckte mir nur wartend seine Hand entgegen.
„Für was brauchst du meine Waffe?"
Instinktiv hielt ich meine AK fest umklammert.
Irgendwie benahm sich Jason komisch.
„Gib sie mir endlich verdammt."
Aggressiv schnellte er vor und riss mir meine Waffe ruckartig aus den Händen.
„Was soll..." ich verstummte sofort.

Plötzlich hatte er meine AK auf mich gerichtet und seine auf Daniel und Lucas.
Was zum?
„Jason, was soll das? Was machst du da?"
„Es tut mir Leid, aber ich habe keine andere Wahl. Los Waffen fallen lassen ihr Zwei!" er wandte sich den Jungs zu und bedrohte sie nun mit beiden Waffen.
Sofort ließen sie diese auf den Boden fallen, wobei Daniel ein mehr als grimmiges Gesicht zog.
Doch Jason starrte noch wütender zurück. Sein Blick war starr und leer.
Er sah aus, als wären jegliche Gefühle aus ihm verschwunden.
„Jason!" ich wollte gerade auf ihn zu gehen und ihn zu Vernunft bringen, weil ich immer noch nicht wusste, was mit ihm gerade abging, doch er nahm mich sofort wieder ins Visier.
„Nur einen Schritt weiter und die Jungs sind tot." böse funkelte er mich an und zwang mich sofort stehen zu bleiben.
„Warte doch. Warum machst du das?"
Ungläubig starrte ich ihn an.

„Kapierst du es nicht, Adriana. Er ist der Verräter. Er hat das Militär an die Terroristen verraten und nun will er uns beiseite schaffen." knurrte Daniel.
Geschockt starrte ich Jason an.
Ohne groß Schlüsse ziehen zu müssen, wusste ich, dass Daniel Recht hatte.
Wie ein Blitz traf es mich.
Er hatte dem Colonel immer beiseite gestanden, als die Mission geplant wurde.
Er wusste von allem.
Deshalb wollte er auch, dass wir keine der Kameras beseitigen.
Aber wieso?
„Warum hast du..."
„Klappe jetzt. Alle. Ich...ich habe nun mal keine andere Wahl und jetzt rein da." brüllte er und zeigte mit einer Waffe auf die Tür, gegen die er uns drängte.
„Los jetzt."

Ich zuckte zusammen und drückte dabei gegen die Tür, die ohne große Mühe und mit einem leisen Quietschen aufging.
Ein dunkler und leerer Raum starrte uns entgegen.
Unsanft schubste Jason uns hinein, sodass wir nach hinten gegen die Wand krachten, während er im Türrahmen stehen blieb und der Lauf der Waffen noch immer auf uns gerichtet war.

„Du Mistkerl." schimpfte Daniel und wollte auf Jason losgehen, doch er ließ einen Schuss fallen, der genau vor Daniels Füßen auf den Boden knallte.
Dieser wich sofort zurück, funkelte ihn aber weiterhin böse an.
Lucas hingegen stand total eingeschüchtert neben mir und sah mich hoffnungslos an.
Wieso tat Jason das?
Vorsichtig ging ich einen Schritt von der Wand zur Tür hin.
„Adriana bleib stehen. Zwing mich nicht erneut zu schießen." warnte er mich, doch ich wollte wissen, warum.
„Wieso? Wieso hast du keine andere Wahl. Man hat immer eine Wahl."
Seine Augen musterten mich mit starrem Blick.
Ich merkte, wie langsam seine Fassade zu bröckeln begann und in seinen Augen die Ungewissheit zurückströmte.
Ich sah ihm an, dass er das nicht wollte und mehr als unsicher bei der ganzen Sache war.

„Ich nicht. Verdammt, sie haben mich dazu gezwungen. Ich bekam diesen einen Anruf von ihnen. Sie hatten mir gedroht meine ganze Familie umzubringen. Sie wussten, wo sie wohnen, wie sie heißen, einfach alles. Okay, ich will das selbst nicht, aber es geht eben nicht anders." verzweifelt fuhr er sich durch die Haare, während er mit den Tränen kämpfte.
Sofort hatte ich Mitleid mit ihm.
Wäre ich in so einer Situation und hätte noch eine Familie, würde ich wahrscheinlich genauso handeln.
Wäre es allein um Connor gegangen, hätte ich alles getan, weshalb ich Jason nun zur Vernunft bringen musste, denn genau um Connor ging es mir gerade. Genauer gesagt, ging es um das Leben aller hier.

„Jason, es muss doch eine andere Lösung geben. Wir Vier finden gemeinsam eine, hörst du."
Ich versuchte immer weiter auf ihn einzureden und dabei unbemerkt ein paar Schritte näher an ihn heran zu wagen, doch er merkte es gleich und richtete wieder seine Waffe auf mich.
Ich bewegte sofort keinen Muskel mehr.
Daniel und Lucas drückten sich immer noch gegen Wand, wobei Lucas die Hand von Daniel fest umklammert hielt.
„Tut mir Leid." Mit diesen Worten nahm Jason seine Waffe wieder herunter und bewegte sich aus dem Raum.
Er fasste die Türklinke und war kurz davor sie zu schließen.
„Jason." schrie ich ihn an.
„Bitte. Sie werden alle sterben. Wenn die Terroristen an ihr Ziel kommen, wird auch deine Familie sterben, dann werden mehr Menschen sterben, als du dir ausmalen kannst. Wir sind die Einzigen, die das noch verhindern können." meine Worte wurden ruhiger und ich versuchte bis zu ihm hindurch zu dringen.
Jason hielt die Türklinke so fest umschlossen, dass seine Hand vor Anstrengung bereits zu zittern begann.
Als wollte er sie zerdrücken.
Seine Augen zusammen gekniffen, die Waffe so fest im Griff, dass seine Fingerknöchel weiß hervor traten, kämpfte er mit sich selbst.
Ich konnte seinen inneren Konflikt förmlich hören.
Er wusste, dass ich Recht hatte.

Plötzlich löste er all seine Anspannung und blickte ruckartig in den Gang.
Geschockt riss er die Augen auf und sah gehetzt von mir zu Daniel und Lucas.
„Jason?" fragte ich vorsichtig, doch er ließ die Tür los und gab mir lautlos zu verstehen, ruhig zu sein.
Was ist los?
Hatte er etwas gehört?
Ich lauschte und tatsächlich konnte ich nun entfernte Stimmen wahr nehmen.
Sie schienen ihren Ursprung aus dem Gang zu haben, aus dem wir gekommen waren und sie wurden langsam lauter.
Sofort verstummte ich.
Jetzt war ich diejenige, die sich vor Anspannung nicht mehr traute auch nur einen Mucks zu machen.
Ängstlich sah ich zu Jason, der schnell unsere Waffen griff und sie zu uns in den Raum warf.
Dann sah er ein letztes Mal mit einem entschuldigenden Blick zu jedem von uns und knallte die Türe zu.
Auf einen Schlag war alles um mich herum stockdunkel.

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