Kapitel 11

988 56 11
                                    

Uncover - Zara Larsson ●

Und was jetzt? Ich kann ihn doch nicht weiter so anstarren.
Mein Körper spielt verrückt, was mir völlig fremd ist. Noch nie habe ich so auf jemanden reagiert. Jungs waren für mich bis jetzt immer uninteressant. Keiner von ihnen hat so ein Kribbeln in mir ausgelöst und das, obwohl ich Jeremy erst seit gestern kenne. Was soll das nur? Klar gab es immer ein paar Jungs die ganz gut aussahen, aber das war's dann auch schon.
Jules hat mir gesagt, dass etwas mit mir nicht stimmen würde. Denn jeder ist doch mal verliebt, oder? Nun, ich war es noch nie. Wirklich noch nie! Und das kommt mir ebenfalls ziemlich komisch vor. Aber mit Gewalt kann man sich eben nicht verlieben und vielleicht soll ich das auch nicht!
Das Bild von Kester Vernier tritt wieder in meinen Kopf, was ich so lange versucht habe zu verdrängen. Schnell blinzele ich und das Bild verschwindet, aber das beklemmende Gefühl in meinem Körper bleibt.

,,Hey, was ist denn los?", fragt Jeremy besorgt und holt mich wieder in die Realität zurück.

Etwas nasses läuft meine Wangen hinunter und erst ein paar Sekunden später merke ich, dass ich weine.

Vorsichtig schlingen sich Jeremys Arme um mich und drücken mich an seine harte Brust. Wie aus Reflex lege ich meine Hände auf diese, weine in sein Oberteil und versuche mich irgendwie von diesem Bild zu befreien, welches immer wieder in mir hoch kommt. Es ist unmöglich es jemals zu vergessen.
Überraschenderweise ist seine Brust auch nicht so kalt, wie ich erwartet habe, sondern eher mollig warm. Es hat etwas tröstendes an sich.

,,Was ist los Kayla?", fragt er verwirrt.

Ich löse mich vom ihm und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich werde das wohl niemals vergessen können. Das Schrecklichste, was in meinem Leben geschehen ist. ,,Alles gut!"

,,Lüg mich nicht an Kätzchen. Du musst mir nicht sagen was los ist, aber lügt mich nicht an, okay?"

,,Okay", flüstere ich.

,,Wir sollten zurück gehen, damit du noch ein bisschen schlafen kannst. Und morgen gehen wir zusammen ein Kleid für dich besorgen. Denn ich veranstalte einen Ball, zur Feier des Besuches von einem anderen König", erklärt Jeremy und führt mich zurück in sein Haus.

,,Aber da passe ich doch gar nicht rein! Ich meine, ich bin ein Mensch unter Hunderten von Vampiren", lache ich.

,,Doch und es wird wundervoll werden". Jeremy öffnet die Türe zum Haus und begleitet mich zurück in mein Zimmer.

,,Bis morgen!"

-------------------------------------------------------

Schon seit etwa 10 Minuten läuft Jael, die Verkäuferin, in dem Kleidergeschäft, in das mich Jeremy geschleppt hat, um mich herum und misst gefühlt jeden Zentimeter meines Körpers aus.

,,Geht ihr zusammen auf den Ball? Denn dann muss ich noch alles aufeinander abstimmen. Eure Farben müssen auf jeden Fall zusammen passen", erklärt sie hektisch.

Bevor ich meinen Mund aufmachen kann schiebt Jeremy sich nach vorne. ,,Natürlich gehen wir zusammen dort hin".

Okay! Ich werde mit ihm auf einen Ball gehen und tanzen. Und wenn ich mich vertanze oder ihn sonst irgendwie total blamiere? Panik kriecht in mir hoch und das atmen fällt mir plötzlich deutlich schwerer.

,,Du brauchst keine Angst haben Kätzchen. Es wird alles super werden", lacht Jeremy.

Was er nur mit diesem albernen Namen hat?

Jael tritt wieder mit einer Reihe Stoff zu mir und hält sie nacheinander an meinen Körper. ,,Hm...ja...genau das ist gut".
Sie verschwindet wieder im Laden und kommt etwa eine Minute später mit einem Kleiderständer zurück, den sie zu mir schiebt und dann das erste Kleid vom Ständer nimmt.
,,Hier! Zieh das mal an!"

Ich gehe hinter den Vorhang der Kabine und ziehe mir das blaue Kleid an. Doch irgendwie sitzt es gar nicht gut.

Ich trete aus der Kabine und sehe zu Jael. Diese schüttelt sofort den Kopf. ,,Nein das geht gar nicht".
Sie greift nach dem nächsten Kleid. Einem wunderschönen Roten, aber ziemlich fülligen Kleid. Wie ich damit tanzen soll, oder überhaupt da rein kommen, soll ist mir ein Rätsel.

Jael lacht über meinen Gesichtsausdruck. ,,Ich helfe dir da rein zu kommen. Und keine Sorge wegen dem Tanzen. Die Herren sind zumeist über 400 Jahre alt, die wissen schon, wie man mit einer Dame in so einem Kleid tanzen muss".

Na dann steht mir ja hoffentlich nichts mehr im Weg, oder?

Jael folgt mir in die Umkleidekabine und hilft mir das Kleid anzuziehen. Nach einiger Zeit ist es dann endlich soweit und der Stoff liegt an meinem Körper.

Ich drehe mich zum Spiegel um und meine Augen weiten sich. Bin das wirklich ich? Wahnsinn, dieses Kleid ist so verdammt wunderschön. Aber damit kann ich doch nicht tanzen? Was wenn ich es kaputt machen werde und drauf trete? Wie viel es wohl kostet?

,,Ich würde mal sagen das ist es, oder?", frage Jael und sieht grinsend in den Spiegel. Ihre braunen Augen leuchten. ,,Ich bin so ein Genie!"

,,Jetzt lasst mich doch auch mal sehen. Ihr habt mich ganz neugierig gemacht", nörgelt Jeremy von draußen, woraufhin Jael wieder lacht.

,,Na los! Beeindrucke ihn!" Sie öffnet mir die Kabine und ich trete unsicher heraus, immer darauf bedacht das Kleid nicht zu schädigen und nicht auf den Stoff zu treten. Ich will gar nicht wissen wie viel dieses Kleid kosten wird. Vermutlich mehr als ein Einfamilienhaus.

Unsicher sehe ich zu Jeremy, dessen Augen sich langsam weiten. ,,Ich hoffe ich werde der einzige Mann sein, der mit dir tanzen darf Kätzchen".

Jael geht wieder nach hinten und kommt kurz darauf mit einem paar beigen hohen Schuhen zurück. ,,Kannst du in sowas laufen?"

,,Denke schon, also ich hoffe es mal stark. Jeder Schuh ist anders", lache ich unsicher.

,,Probier es lieber mal aus. Denn wir wollen ja nicht, dass du unserem lieben König auf den Füßen herum trampelst", lache sie und gibt mir die Schuhe. Danke für die Motivation!

Die Frage ist jetzt nur, wie ich die Schuhe anziehen soll. Hinsetzen kann ich mich mit dem Kleid wohl kaum, ohne es zu zerknittern. Und stehend wird das wohl auch kaum möglich sein.

,,Warte! Ich helfe dir".
Jeremy nimmt mir die Schuhe aus der Hand und kniet sich von mir nieder. Ich strecke ihm irgendwie meinen Fuß entgegen und halte mich dabei an seinen Schultern fest. So kompliziert habe ich mir ja noch nie Schuhe angezogen. Oder anziehen lassen eher! Ich wette das sieht total bescheuert aus und nach Jaels Gesichtsausdruck, liege ich verdammt richtig.

Als der erste Schuh an meinen Fuß sitzt gebe ich ihm den Zweiten und klammere mich einen Moment fester an seinen muskelbepackten Schultern fest, da ich ziemlich schwanke. Das ist gar nicht so einfach.

,,So, fertig". Jeremy lässt meinen zweiten Fuß los und steht auf.

Und trotzdem sehe ich neben ihm immer noch kleiner aus. Mit seinen schätzungsweise einen Meter neunzig oder sogar mehr komme ich auch jetzt nicht gegen ihn an. Auch wenn ich, ohne Highheels, immer noch stolze ein Meter siebenundsiebzig groß bin. Aber trotzdem ist er immer noch etwas größer als ich.

,,Gut! Jetzt bist du dran Jeremy. Krawatte oder Fliege?", fragt Jael und unterbricht unserer gegenseitiges Starren, was mir jetzt erst auffällt, so sehr war ich in meinen Gedanken versunken.

Jeremy verzieht das Gesicht. ,,Wehe du legst mir eine Fliege raus. Du weißt sie sehr ich diese Dinger hasse!"

Oh man! Ich hoffe der Abend wird gut ausgehen!

MalumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt