Kapitel 16

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● Daughter - Still ●

,,Und jetzt?" Mit dem eindeutig viel zu kurzem Kleid bekleidet stehe ich mitten im Zimmer und sehe mich zweifelnd im Spiegel an. Der Ausschnitt ist auch ziemlich gewagt und mehr als ich eigentlich zeigen würde. Verzweifelt zupfe ich an dem Kleid herum, in der Hoffnung das es sich doch noch irgendwie angenehmer für mich anfühlen wird.

,,Jetzt weiß ich aber auch was du unter deinen Klamotten versteckst. Aber ich versichere dir, es gibt keinen Grund warum du das da verstecken musst. Und jetzt werden wir Spaß haben graue Maus. Wir gehen auf eine Party. Du musst echt mal abschalten und meinem Bruder aus deinem Kopf verbannen. Und da hilft Alkohol sehr gut!"

,,Ich gehe auf keine Parties und trinke garantiert kein Alkohol. Ich muss darüber nachdenken was ich Jeremy sage und wie..."

Sander unterbricht mich. ,,Genau davon will ich dich ja abhalten. Mein dämlicher Bruder ist das nicht wert. Du kannst dir morgen noch Gedanken darüber machen, aber jetzt machen wir genau das Gegenteil".
Er packt meinen Arm und zieht mich ins Badezimmer. Ich merke gar nicht was mit mir passiert, bis Sander mit dem Schlüssel zum Badezimmer grinsend vor mir steht. Er hat mich einfach blitzschnell ins Badezimmer gezogen und so wie er gerade grinst hat er dazu noch schön abgeschlossen.

Genervt stöhne ich auf. ,,Du willst mich also dazu zwingen?"

Sander grinst. ,,Ja genau das werde ich tun. Also beeil dich, sonst werde ich dir helfen!"

Völlig fassungslos von dieser Dreistigkeit trete ich einen Schritt von ihm weg. Frecher geht es ja wohl nicht. ,,Du erwartest doch nicht ernsthaft das ich das glaube oder?"

Sein Grinsen wird noch breiter und er geht einen kleinen Schritt nach vorne.

,,Okay okay ich mache ja schon!" Gegen so einen sturen Vampir komme ich sowieso nicht an.

,,Schminke?"

Na ja vielleicht soll ich etwas nehmen. Dann sehe ich nicht mehr ganz so furchtbar aus. Wenn ich da schon hin muss, dann nicht wie der letzte Penner.
Sander öffnet mir eine Schublade und geht dann zur Seite. Seufzend nehme ich Wimperntusche und Kajal. Auf mehr habe ich keine Lust, immerhin muss ich das nachher alles wieder abmachen, ein Grund warum ich nie wirklich mehr nehme, außer mal zu besonderen Anlässen. Nach nicht mal 5 Minuten lege ich die Sachen zurück und drehe mich wieder zu Sander herum. Dieser schließt die Türe auf und geht auf den Kleiderschrank zu. Er hält mir ein paar Ballerinas in der linken Hand und ein paar Higheels in der rechten Hand entgegen. Sofort zeige ich auf die linke Hand.
,,Wusste ich doch".
Er reicht mir dir schwarzen Schuhe und setzt sich auf mein Bett.

,,Musst du dich auch noch umziehen?", frage ich, während ich die Schuhe überziehe.

,,Nein, wieso?", fragt er verwirrt.

,,Du darfst in T-Shirt und Jeans gehen und ich musste mich in dieses enge Kleid zwängen? Findest du das nicht ein bisschen unfähr?", frage ich fassungslos.

,,Ähm nö?"

Schnaubend suche ich noch eine dünne Jacke heraus um den Ausschnitt doch zu verdecken. Ja vielleicht klingt das verklemmt, aber das bin ich einfach nicht gewöhnt. ,,Du lebst jetzt schon so lange und hast sehr viel von der Entwicklung der Gesellschaft mitbekommen. Da könnte man meinen das du auch die Gleichberechtigung mitbekommen hast, die zwischen Mann und Frau herrscht oder? Schon mal was von Emanzipation gehört?"

Sander öffnet die Zimmertüre und zusammen machen wir uns auf den Weg nach unten. Er zuckt mit den Schultern. ,,Schon, aber trotzdem musst du dieses Kleid anziehen".

Wir laufen die Treppe nach unten und dann nach draußen.
,,Na schön, bei wem ist die Party? Gut, ich kenne ja eigentlich sowieso keinen, aber werden auch welche in meinem Alter da sein, also ich meine als sie verwandelt wurden?"

,,Dwayn schmeißt die Party. Er feiert seinen 645ten Geburtstag und ja es werden auch welche "in deinem Alter" da sein. Du wirst auf jeden Fall deinen Spaß dort haben und ich verspreche dir auch das dich keiner dort verspeisen wird", lacht er.

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Seit zwei verdammten Stunden bin ich auf dieser Party. Sander habe ich direkt in den ersten zehn Minuten verloren und seitdem auch nicht mehr gesehen. Und auch Dwayn habe ich nur kurz gratuliert und dann ebenfalls in dem unendlichen Haus verloren. Nach einem ewigen herum irren in diesem Haus habe ich endlich den Ausgang gefunden. Ich will einfach nur ins Bett und endlich schlafen, aber nein, Sander musste mich ja überreden zu dieser Party zu gehen. Wieso nur bin ich hier?
Genervt eile ich durch den Vorgarten und mache mich auf den Weg zurück zu Jeremys Schloss. Sehnsucht kriecht in mir hoch. Ich muss einfach mit ihm reden, das irgendwie klären was dort passiert ist und was es zu bedeuten hat für uns beide. Ich weiß nicht mal wirklich was von all dem halten soll, mein Herz ist momentan einfach nur verwirrt und weiß nicht was hier gerade ab geht. Diese Gefühle sind mir vollkommen fremd und mir auch noch nie in meinem Leben in dieser Form begegnet. Bin ich etwa dabei mich zu verlieben? Fühlt sich das so an? Aber er hat mich fast getötet und das geht doch auch viel zu schnell, wir kennen uns ja eigentlich kaum...verdammte scheiße, seit wann ist mein Leben so kompliziert?

Betrübt gehe ich um die Ecke und sehe ein Auto vor dem Haus parken und jemanden aussteigen...Jeremy!

Wilde Freude durchflutet mein Herz und fordert meine Beine abrupt auf sich schnell zu ihm zu bewegen. Aber sie stoppen ganz schnell wieder, als eine Frau hinter Jeremy aus dem Auto heraus steigt.
,,Es ist so wunderschön hier. Danke das ich hier sein darf Schatz", schwärmt die Frau.

Was?

,,Für dich immer", höre ich Jeremy murmeln, bevor er sie an die Hauswand drückt und küsst.

In dem Moment fährt ein unglaublicher Schmerz durch mein Herz. Erschrocken drücke ich meine Hand darauf, in der Hoffnung das es aufhören wird, aber das tut es nicht. Stattdessen wird es immer schlimmer. Verzweifelt stolpere ich zurück um die Ecke und lasse mich an der Hauswand nach unten gleiten. Der Schmerz in meinem Innern ist kaum auszuhalten, was passiert da nur gerade mit mir?
Tränen rinnen mir über die Wangen und lassen meine Sicht immer weiter verschwimmen. Alles beginnt sich um mich herum zu drehen und ich versuche weiterhin keinen Laut von mir zu geben.

Warum hat er das nur getan? Wer ist diese Frau?

MalumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt