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Sonntag, 28. Juni 2016, New York

P.o.V.  Jake

Sie in den Armen zu halten, war das schönste Gefühl aller Zeiten.

Ich drückte sie so fest an mich und am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen.

Denn in dem Moment wurde mir klar, was sie mir alles bedeutete. Wie sehr ich sie brauchte.

Ihr Druck um meinen Hals wurde weniger und auch ich ließ sie langsam los.
Ich wollte ihr in die Augen, in ihr wunderschönen blauen Augen schauen, doch sie hatte diese geschlossen.

Ihr Körper hing schwach in meinen Armen.

"Scheiße!", rief ich, worauf Kayden zu mir kam.

"Was ist mit ihr passiert? Warum hat sie nur-"

"Ich habe keine Ahnung, Kayden. Bring du Sergio hier raus und wir treffen uns am Camp."

-

Ich stieg aus meinem Auto raus, ging zu der Beifahrer Tür und öffnete diese.

Ich musste lächeln, als ich Grace schlafen sah und hob sie langsam aus dem Auto raus.

Sie ist vorhin mal kurz aufgewacht, doch dann auch gleich wieder eingeschlafen, ohne irgendwas zu sagen.

Sie muss unglaublich müde und fertig gewesen sein, denn so sah sie auch aus.

Vorsichtig strich ich ihr über ihre blaue Wange und sah sie besorgt an.
In meinen viel zu großen Pullover sah sie noch zierlicher und zerbrechlicher aus, als sie eh schon war.

Am liebsten hätte ich sie ewig in meinen Armen gehalten, doch das wäre nach einer Zeit ungemütlich geworden, weshalb ich sie zu meiner Hütte brachte.

Es war bereits nachts, weshalb keiner mehr wach war und Andrew und Ben waren sowieso schon wieder wo anders, was mir sehr gelegen kam.

Ich legte Grace sachte in mein Bett und legte ihr meine Decke über.

Ich sah sie noch einige Sekunden an, bevor ich mich noch einmal zu ihr runterbeugte, ihr einen Kuss auf die Stirn gab und dann mein Zimmer verließ.

Kayden kam gerade angelaufen, als ich aus der Hütte rauskam.

"Wie geht es ihr?", fragte er gleich.

"Keine Ahnung. Sie schläft, aber ich glaube, sie musste ziemlich viel durchmachen", sagte ich und ballte meine Hand zu einer Faust.

Kayden legte mir eine Hand auf die Schulter. "Wir werden das schon hinbekommen. Daniel und die anderen haben sich um Sergio gekümmert."

"Du hast ihnen aber gesagt, dass sie ihn am Leben lassen sollen, oder?"

Er nickte. "Sie haben ihm nur mal eine kleine Standpauke gemacht", sagte er und grinste in sich hinein.

"Okay, danke", sagte ich.

"Kein Problem, Bruder."

Wir umarmten uns kurz und ich musste ehrlich sagen, dass es mir gut tat, meinen besten Freund zu umarmen.

Kayden klopfte mir auf die Schulter und ließ mich dann wieder loß.

"Ich muss los", sagte er und seufzte.

Ich nickte. "Grüß deine Schwester von mir."

Kayden lächelte. "Das werde ich. Und pass auf Grace auf."

Er drehte sich um und ging dann zu seinem Auto, während ich wieder in mein Zimmer ging.

Ich legte mich neben Grace und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Urplötzlich riss sie ihre Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Sie atmete extrem schnell und blickte sich hektisch um.

"Hey, Grace", sagte ich beruhigend und setzte mich ebenfalls auf.

Ihr Blick schoss zu mir und ihre Augen waren weit aufgerissen. Als sie mich sah, kamen Tränen in ihre Augen und sie fiel in sich zusammen.

Ohne zu zögern, legte ich meine Arme um sie und zog sie an mich ran. Sie klammerte sich an meinen Pullover fest, als wäre dies alles, was sie hätte.

Ich strich ihr über den Kopf, während sie leise weinte.

"Alles ist gut, Kleine", flüsterte ich und gab ihr einen Kuss auf den Kopf, "Ich bin hier."

Nach ein paar Minuten wurde sie etwas ruhiger und ihr Griff war nicht mehr so fest. Trotzdem lag sie jetzt in meinen Armen und es sah auch nicht so aus, als ob sie da gerade weg wollte.

Ich legte mich vorsichtig hin, sodass Grace halb auf mir lag.

"Es tut mir leid", flüsterte sie so leise, dass ich es kaum verstand.

"Nein", sagte ich, "Hör auf, dich zu entschuldigen. Ich sollte das tun. Ich habe so krasse Scheiße gebaut, Grace. Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gutmachen soll. Es ist eigentlich gar nicht wieder gutzumachen.
Es tut mir so unglaublich leid und ich würde es verstehen, wenn du mich hassen würdest."

Grace schniefte einmal. "Ist schon okay. Ich verzeihe dir."

Überrascht sah ich sie an. "Wirklich?"

Sie nickte.

"Gott, ich liebe dich so sehr", sagte ich und zog sie näher an mich ran, worauf sie aufzischte.

"Autsch."

Ich ließ sie sofort wieder los. "Tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun", sagte ich und fühlte mich gleich wieder schlecht.

Sie schüttelte den Kopf und ich sah, dass sich Tränen in ihren Augen sammelte.

"Hey", sagte ich sanft und drehte ihren Kopf vorsichtig zu mir, "Was haben sie getan?"

Sie senkte ihren Kopf und ließ ihre Schultern hängen.

"Baby, du kannst mit mir reden."

Sie sagte wieder nichts.

"Haben sie mehr getan, als dich geschlagen?", fragte ich und allein dafür, sollte ich jedem einzelnen von denen ihre scheiß Schwänze abschneiden.

"Ich kann nicht..", sagte sie leise und eine Träne tropfte ihr von der Wange.

Oh nein, nicht weinen

Ich wischte etwas überfordert über ihre Wange, um die Tränen wegzuwischen.

Ich hatte so unglaubliche Angst um sie. Dass diese Arschtypen ihr irgendwas erzählt haben oder sonst was getan haben.

"Ist okay", sagte ich und legte meine Hände an ihre Wangen, damit sie wieder zu mir guckte.

Ihre Augen waren rot, wodurch sie noch blasser wirkte.
"Es tat so weh", wimmerte sie leise und ließ ihren Kopf auf meine Schulter sinken, wo sie leise schluchzte.

Es schmerzte, sie so zu sehen. So zerbrechlich und niedergeschlagen. So hilflos.

Auf einmal traf es mich wie ein Schlag. Mein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen und pumpte danach doppelt so schnell wieder.
"Haben sie.. Sie...sie haben dich doch nicht angefasst, oder?"

Sie blickte auf und ihre Augen füllten sich erneut mich Tränen und das war Antwort genug für mich.

Ich atmete tief durch. Ich wollte es nicht glauben. Das alles war meine Schuld.

"Wie weit sind sie gegangen?", fragte ich mit zusammengepresstem Kiefer.

"E-er hat...er hat es getan", schluchzte sie.

Ich schwor, dass ich im Leben noch nie so erschüttert war. Ich hatte das Gefühl, dass es mir genauso wehtat wie ihr. Allerdings wollte ich mir gar nicht vorstellen, wie sehr sie gelitten hat. Und verdammt, es war alles meine Schuld.

Ihr starke Fassade bröckelte immer mehr ab und ich konnte es nicht mal ansatzweise beschreiben, wie es sich gerade anfühlte, wenn deine Freundin vergewaltigt wurde und du dran Schuld warst.

In dem Moment brach mein Herz.


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Hey, das hier ist mein letztes Kapitel für die Lesenacht :)
Ich hoffe, es hat eich gefallen 😊❤

My Own SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt