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Samstag, 16. Mai 2016, Orlando

P.o.V Grace

"I-ich.."

"Tut mir leid, ich hätte dich nicht so direkt fragen sollen", murmelte er.

"Nein, Nein. Ist.. Ist schon gut", sagte ich und meine Hände zitterten leicht.

"Okay. Aber wenn du es doch irgendwann mal loswerden willst, dann kannst du zu mir kommen."

Ich nickte und lächelte ihn dankbar an.
Inzwischen hatten wir gegessen und jeder hat bezahlt.

"Wollen wir los?", fragte Jake.

"Ja."

Wir standen auf und verließen das Restaurant.
Die Sonne ging gerade unter und wir liefen Richtung Strand.

-

"Wow", sagte ich und schaute staunend auf das Meer.
Es sah Traumhaft aus, fast unrealistisch.

"Es ist toll oder?"

Ich nickte.

"Komm", sagte er und ging los.

Ich folgte ihn runter zu dem Strand. Wir standen direkt vor dem Wasser und sahen, wie die Sonne gerade unterging.

"Warst du schon öfter hier?", fragte ich ihn.

Jake nickte. "Wir haben hier früher gewohnt. Als dann mein Bruder gestorben ist, wollte meine Mutter umziehen und sich ein neues Leben aufbauen. Dabei hatte sie mich allerdings vergessen..", murmelte er.

"Das tut mir leid. Wirklich. Sie hat so einen Sohn wie dich nicht verdient", sagte ich.

Sein Blick wanderte zu mir und ein kleines lächeln bildete sich in seinem Gesicht. "Danke. Viele Leute sagen das nur, um mir Mitleid und Trost zu spenden und meinen es in Wirklichkeit gar nicht Ernst. Aber du meinst es Ernst. Und danke dafür."

Ich lächelte ebenfalls. "Bitte. Ich weiß ja, wie das ist. Die Menschen werden nicht für immer Nachsicht mit uns haben. Sie werden vergessen, was wir erlebt haben und verlangen von uns, weiterzuleben wie vorher. Dabei wissen sie gar nicht, wie sehr es wehtut."
Ich wurde immer leiser am Ende des Satzes und senkte meinen Kopf.

Jetzt kam er wieder. Der Moment der Schwäche. Es fühlte sich an, als hätte mir jemand ein Messer in den Bauch gerammt, nur stärker.
Meine Brust zog sich bei dem Gedanken an meine Eltern schmerzhaft zusammen und langsam bildeten sich Tränen in den Augen.
Ich atmete schwer und meine Hände fingen wieder an zu zittern.
Das passierte immer, wenn ich so einen "Schwächemoment" hatte, wie Adam immer gesagt hatte.

"Grace? Ist alles in Ordnung?"

Jakes Stimme holte mich wieder zurück.
Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen.
Doch es gelang nicht.

Meine Therapeutin meinte damals zu mir, ich solle reden. Reden hilft immer. Ich soll mich jemandem anvertrauen, der mich keiner Meinung nach versteht.

"Grace", Jake legte mir eine Hand auf den Rücken und ich zuckte heftig zusammen, sodass er seine Hand wieder wegzog.

Es würde gleich passieren. Gleich würde ich wieder weinen.
Ich hasste es, zu weinen. Ich hasste es schwach und erbärmlich zu sein.
Doch manchmal konnte ich einfach nicht anders. Oft hielt ich es zurück, doch dann, bei diesem einem Moment, kam alles wieder zurück.

Flashback

"Grace?"
Adam trat in mein Zimmer.

Ich sitze auf meinem Bett und hielt das Bild von meinen Eltern und mir in der Hand.
Ich konnte nichts sagen. Mich nicht bewegen. Nur das Bild anstarren.

My Own SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt