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Dienstag, 10. Juli 2016, Jacksonville / Florida

P.o.V.  Jake

Schon seit zwei Stunden starrte ich an die Decke, während ich auf meinem Bett lag und mit mir selbst kämpfte.

Kayden hatte recht. Ich bin weggerannt, weil ich Angst hatte.
Ich hatte verdammt Angst, dass Sergio ihr noch etwas antat, ohne dass auch etwas dagegen unternehmen konnte.

Ich wusste, dass es falsch war einfach wegzugehen und es war auch mehr oder weniger eine Kurzschlussreaktion, doch ich wusste nicht, ob sie mich jetzt noch sehen wollte.

Dieser Gedanke schmerzte zwar mehr, als ich jemals für möglich gehalten hätte, doch daran war ich selbst schuld.

Ich setzte mich auf und sah auf meine gepackte Tasche.

"Du musst fahren."

Mein Kopf schreckte zu Kayden, der in dem Türrahmen stand.

"Wie lange stehst du schon da?", fragte ich und stand auf.

"Ist unwichtig. Nimm deine Tasche und fahr. Ich mein's ernst, Jake. Sie braucht dich und sei jetzt mal ein richtiger Freund."

Ich seufzte. "Schafft ihr das ohne mich?"

Auf Kayden Gesicht erkannte man ein Grinsen. "Heißt das, dass du fährst?"

"Du hast meine Frage nicht beantwortet."

Er nickte. "Klar. Haben wir sonst auch."

"Ich weiß, aber die nächsten Wochen werden riskant."

"Mach dir darüber keinen Kopf. Wir packen das schon."

Ich nickte. "Danke."

"Hau schon ab", grinste Kayden und verschwand aus meinem Zimmer.

Ich musste bei dem Gedanken lächeln, Grace bald wiederzusehen.

Ich nahm meine Tasche und verschwand dann ebenfalls aus meinem Zimmer.

"Jake?"

Ich erstarrte und drehte mich um.

"Mom?"

Ich hab sie seit ich das erste mal zum Camp gefahren bin nicht mehr gesehen und ich dachte, sie wäre schon lange abgehauen und habe mir auch nicht länger Gedanken drüber gemacht.

Sie sah besser aus, als vor ein paar Wochen und überraschender weise erleichterte es mich.

"Was machst du hier?", fragte ich und ließ meine Tasche auf den Boden fallen.

"Ich wollte mal nach dem rechten sehen", sagte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen, was selbst mich weich werden ließ und ich mich zusammenreißen musste nicht gleich sentimental zu werden.

"Wo warst du?"

"I-ich war in einer Entzugsklinik", sagte sie und lächelte mich dann gequält an.

Ich wusste nicht, was dieses Gefühl war, welches ich gerade hatte.
Aber ich war einfach verdammt stolz auf sie.

Ohne zu zögern ging ich auf sie zu und schloss sie in meine Arme.

"Es tut mir so leid, Jake", schluchzte sie.

"Ist schon okay", sagte ich und strich ihr beruhigend über die Haare.

Ich wusste selbst nicht, wie das möglich war, dass ich meine Mutter umarmte, doch im Moment verspürte ich keinen Hass auf sie.

Sie hat es alleine angepackt, auch wenn es etwas länger gedauert hat, und hat sie es geschafft. Jedenfalls hoffte ich das.

Sie löste sich von mir und schüttelte den Kopf. "Ich war eine schreckliche Mutter und wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurück drehen und alles anders machen."

My Own SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt