Kapitel 8

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„'Unser kleines Geheimnis' hatte sie es immer genannt, wenn sie abends das Schloss wieder verließ. Sie sagte mir nie, was sie dort trieb. Manchmal kam sie erst am nächsten Tag zurück. Solange sollte ich sie immer decken. Niemand durfte von ihren nächtlichen Touren etwas erfahren. Ich habe früher nie verstanden warum. Irgendwann kam dann die Erkenntnis.

Es kam oft vor, dass sie sich mit den Falschen einließ. Dies brachte uns oft in Schwierigkeiten. Doch niemals so sehr wie an deinem Tag.

Sie war diese Nacht wieder fort gewesen. Jedoch nicht so lange, wie wir es von ihr gewohnt waren. Später sollte ich erfahren, dass sie Gerüchte über den Lord des Westes gehört hatte. Sie hatte wohl geglaubt bei ihm landen zu können. Mit ihm einer ihrer Spiele spielen zu können. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr sie sich darin getäuscht hatte. Wir alle sollten es noch in dieser Nacht erfahren. Damals wussten wir noch nicht, dass er ein Dämon war. Ja, wirklich. Sie hat sich mit einem Dämon angelegt.

Die Sterne hatten gerade angefangen zu funkeln, da hörte ich wie Alarm geschlagen wurde. Mein Puls beschleunigte sich und ich stieg aus meinem Bett. Kaum hatte ich die Tür erreicht, da riss sie auch schon eine Wache auf.

„Wir werden angegriffen! Kommt bitte mit!" sagte er zu mir und führte mich noch im Nachthemd aus meinen Gemächern. Wir rannten einen langen Flur entlang. Normalerweise war er immer ausgeleuchtet, so stolperte ich mehrere Male über Gegenstände die ich nicht sehen konnte. Wir liefen in Richtung Haupteingang und je näher wir diesem kamen, desto öfter stolperte ich. Jedes Mal wenn ich nachsehen wollte, worüber ich gestolpert war, wurde ich von der Wache weiter geschleift. Alles roch nach Feuer und von dem Rauch brannten wir die Augen. Auch meine Wache begann zu husten, als wir in einen Gang abbogen, der uns wieder weit weg von der Haupthalle führte. Uns kamen immer mehr Menschen entgegen, die in dieselbe Richtung liefen wie wir. Ich war erschrocken als ich sah, welche Panik in ihren Gesichtern stand. Manche von ihnen konnten nur noch humpeln, andere hielten sich den Arm an den Leib gedrückt. Die meisten von ihnen waren verletzt und nun, da wir in einen erleuchteten Gang gelangten, erkannte ich, dass auch meine Wache unzählige Wunden davongetragen hatte. Ich hörte mehrere Explosionen von weiter weg. Dazu Schreie, die nicht alle menschlich klangen. Wir erreichten einen mit Menschen vollgestopften Raum. Es war so stickig, dass mir die Luft wegblieb und der Gestank nach Schweiß trieb mir die Tränen in die Augen. Auch der sonst vorherrschende Respekt mir gegenüber schien verschwunden. Allein ein kleiner Sicherheitsabstand, für den meine Wache sorgte, war mir gewährt.

Mit den Augen suchte ich meine Umgebung ab. Suchte nach vertrauten Gesichtern. Panik stieg in mir auf, als ich keine fand.

„Aiko!" ertönte ein Ruft hinter mir und ich drehte mich um. Einige Sekunden später zwängte sich mein Vater durch die Menge auf mich zu. Gleich hinter ihm meine Mutter.

Er umschloss mein Gesicht mit beiden Händen und begutachtete es hektisch von oben bis unten.

„Du bist doch nicht verletzt, oder? Er hat dir doch nichts angetan." Ich nahm seine Hände in meine und schüttelte den Kopf. Ich sah zu meiner Mutter.

„Er?" Sie wich meinem Blick aus.

„Mutter! Vater! Was ist hier los?"

Es war mein Vater der mir antwortete. „Es ist ein extrem mächtiger Dämon. Er greift unser Schloss an."

Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich starrte meinen Vater an.

„Was will er von uns? Was haben wir ihm getan?!" unendliche Angst breitete sich in mir aus. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick zu meiner Mutter huschte. Diese blickte noch immer auf den Boden. Als sie ihren Kopf hob, sah sie mir trotzig entgegen und ich hatte meine Bestätigung. Wie konnte sie nur so dumm sein? Selbst sie hätte wissen müssen, wie sehr sie einen Dämon damit belleidigen würde und wie dessen Reaktion ausfallen würde. Ich fluchte innerlich über unsere ausweglose Situation. Weit hinten in der Halle hörte ich Schreie. Sah Bewegungen in der Menge, dann brach Panik aus. Plötzlich drängten die Massen auf uns zu, begruben uns fast unter sich. Eine Wache stellte sich schützend über mich. Hielt mich in einer Umarmung fest, dass ich nicht umgerissen wurde. Dann führte er mich langsam aus der Halle raus. Wild sah ich mich um. Versuchte über die Schulter des Mannes hinweg zu sehen. Leider gelang es mir.

Das Gift in ihrer SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt