Kapitel 26

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Sie begann zu Laufen und wich dabei den tiefen Löchern und am Boden liegenden Hölzern aus, die sie zu Boden reißen wollten. Tote Äste rissen Wunden in ihre Arme, als sie versuchte sie von ihrem Gesicht fern zu halten. Doch das war ihr egal. Ihr Herz raste und ihre Panik ließ sie Stumpf werden. Sie rannte so schnell sie konnte und schreckte vor jedem Geräusch wie ein verängstigter Hase zurück.

Plötzlich schien alles ihr Feind zu sein.

Die wütenden Krallen des Waldes zerrissen ihre Kleidung, rissen ihr die Haare aus, sein Knurren bereitete ihr eine Gänsehaut über den ganzen Körper.

Sie lief weiter, als sie jemals gelaufen war. Sie lief bis Wut ihre Panik übertönte.

Sie schlitterte einen Abhang hinunter, bis sie endlich zum Halt kam.

Nach Atem ringend kämpfte sie gegen die Erschöpfung an und sah den Hügel hinauf. Auch nach einer ganzen Weile war niemand zu sehen. Entweder er war ihr von vorne herein nicht gefolgt oder sie hatte ihn abgehängt.

Hätte sie genügend Luft und Energie übrig gehabt, hätte sie ihrer Wut mit einem Schrei Luft gemacht oder schlimmer noch, wäre zurück gestürmt und hätte dieses Monster zu einem Kampf herausgefordert.

Doch der vernünftige Teil ihres Gehirns flüsterte ihr ihre Chancenlosigkeit zu und ihre Beine teilten ihr ihre Erschöpfung mit.

Als Ruhe in den Wald einkehrte wich auch das Adrenalin aus ihrem Körper und sie wurde Müde. Entsetzlich müde.

Doch in nicht allzu weiter Ferne Donnerte der finstere Himmel und die zwei Kämpfenden Dämonen waren nicht weit genug entfernt, als das sie Ruhe finden konnte.

Sie hatte also keine andere Wahl als sich in Bewegung zu setzen.

Der Wind fuhr ihr durch die Haare und löste sie aus jeglicher Form, bis sie wild zu allen Seiten abstanden.

Ein Monster!

Das Knarzen der Bäume wurde, je dunkler es wurde, immer mehr zu den rufen der Verstorbenen.

Sie hatte mit einem Monster unter einem Dach gelebt.

Es wurde immer dunkler, sodass es ihr bald schwer fiel zu erkennen wohin sie ihren nächsten Schritt setzte.

Und sie hatte es noch nicht einmal bemerkt! Wie dumm konnte man sein?!

Am liebsten hätte sie sich selbst geohrfeigt, doch sie nahm die pochenden Schürfwunden und Kratzer an ihrem ganzen Körper als Strafe an.

Sorano hatte sie sogar gewarnt! Ihre Freundin hatte es gewusst und wollte sie retten...und was hatte Aiko getan?

Reue nagte an ihr und holte all ihre falschen Entscheidungen in die Gegenwart. Plötzlich wurde alles noch zehn Mal schlimmer:

Ihre Heirat: Ihre Eltern hatten sie nicht nur an irgendeinen Mann verkauft, sie

hatten sie an einen blutrünstigen DÄMON verkauft!

Sakebi: Ein Handel zwischen Dämonen und sie als Schachfigur.

Das Feuer: Vermutlich jemand, der versucht hatte einen Dämon zu töten.

Sesshomaru: Vielleicht hatte Naraku ihn gerufen, als sie ihre Eltern besuchten.

Sorano: Aiko hatte einen Dämon ihrer Freundin vorgezogen.

Seine Augen: Seine Augen...

Wie hatte sie es nicht früher bemerken können?

Nach stundenlangen Selbstanschuldigungen ließ sie eine Frage nicht los: Warum war sie überhaupt noch am Leben?

Es war inzwischen so dunkel, dass sie ihre Umgebung nur noch in Schemen wahrnahm. Das Donnern wurde immer aufdringlicher.

Grade als sie sich daran machte einen Unterschlupf für die Nacht zu suchen, brach der Himmel über sie hinein.

Ein Lichtblitz erhellte für den Bruchteil eines Herzschlages die Düsternis des Waldes, bevor es plötzlich begann wie aus Eimern zu schütten.

Aikos Kleider waren nicht für solche Wetter gemacht, sodass es nicht lange dauerte, bis sie bis auf die Knochen durchnässt war.

Es war als würde sich eine unsichtbare Spannung abbauen und die Temperatur sank von Minute zu Minute immer weiter. Für Aiko jedoch bedeutete das, dass sie in ihrer Nassen Kleidung zu zittern begann.

Es war zwar nicht sonderlich kalt, doch die absolute Finsternis, die Nässe und die jüngsten Ereignisse hatten ihr alle Kräfte geraubt.

Durch den donnernden Regen und das Ohrenbetäubende Gewitter war es plötzlich viel zu Laut im Wald.

Mit steigender Verzweiflung versuchte Aiko einen Unterschlupf zu finden, sah aber absolut nichts als Schwärze vor ihren Augen. Ihr einziger Lichtblick war, wenn ein Blitz den Himmel erleuchtete. Gleichzeitig erfüllte dieser sie mit Furcht und sie betete, dass er kein Feuer im ausgetrockneten Wald entfachen würde.

Irgendwann wollten ihre Beine sie nicht weiter tragen und so ließ sie sich unter einem mächtigen Ahornbaum fallen in der Hoffnung etwas vor dem Regen geschützt zu sein.

Mit dem Ergebnis dass sie jetzt von etwas weniger, aber dafür riesigen Regentropfen getroffen wurde, anstatt vieler etwas kleinerer.

Sie wünschte sich ein Schloss herbei, eine Hütte, oder wenigstens eine Höhle. Doch selbst wenn sich ähnliches direkt vor ihrer Nase befinden würde, sie würde es nicht sehen können.

Tränen aus Selbstmitleid und Verzweiflung stiegen ihre Kehle hinauf, doch sie ließ sie nicht zu. Sie war stärker als das! Und so liefen einzig und allein Regentropfen ihre Wangen hinab, als das Gewitter noch bis zum nächsten Morgen tobte und die kleine Prinzessin mit der Waffe eines Dämons völlig durchnässt im Schlamm lag und in finsteren Träumen gefangen war.

Das Gift in ihrer SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt