Kapitel 27

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Als die Sonne ihren Zenit erreichte war der Regen lange verschwunden und hatte absolute Stille zurückgelassen. Das Knarzen der Bäume im Wind war das einzige Geräusch, das an Aikos Ohren drang und einen Schauer über ihren Rücken jagte.

Es war, im Vergleich zu den vorherigen Wochen, deutlich abgekühlt und die Sonne konnte ihre Kleidung nicht annähernd so schnell trocknen. Der Boden unter ihren Füßen war uneben und vom Regen völlig aufgeweicht. Sie hatte bereits so oft das Gleichgewicht verloren, dass es sie inzwischen nicht mehr sonderlich störte vom Schlamm bedeckt zu sein. Irgendwann in der Nacht hatte Aiko beschlossen den einzigen Menschen zu suchen, den sie außerhalb des Schlosses kannte und noch lebte. Sorano. Sie war die Einzige, die ihr helfen konnte. Schließlich war sie diejenige gewesen, die Aiko vor Narakus wahrer Natur hatte warnen wollen. Aber damals war sie noch zu blind gewesen um es zu erkennen.

Mit einer neu erlangten Starrköpfigkeit stapfte sie durch den durchweichten Boden des Waldes. Immer wieder fragte sie sich wo sie anfangen sollte nach Sorano zu suchen. Immer wieder antwortete ihr eine Stimme, dass sie das schon schaffen würde. Also ging sie weiter.

Der Regen hatte den Wald in einen Schlaf versetzt. Keine Geräusche waren zu hören, außer dem schmatzenden Geräusch ihrer eigenen Füße im Schlamm und dem Knarzen der Bäume, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

Irgendwann, als ihre Beine zu schmerzen begannen, entdeckte sie die ersten Häuser; sehr vereinzelt, hier und da versteckt im Wald, bis sich ihre Anzahl häufte.

Doch je mehr Häuser, Hütten und Gärten sie entdeckte, desto mehr fiel ihr die Abwesenheit entsprechender Bewohner auf.

Wo sind denn alle? fragte sie sich und starrte weiterhin in leere Häuser und verlassene Gärten.

„Hallo?" rief sie mit dem Kratzen einer vernachlässigten Stimme. Sie bekam keine Antwort.

Verwirrt und frustriert zog sie die Augenbrauen zusammen. Es konnte doch nicht sein, dass sie nach stundenlanger Suche nur auf ein verlassenes Dorf gestoßen war. Doch die Häuser, auch wenn sie leer waren, erschienen dennoch sauber, die Pflanzen gepflegt.

Sie wanderte durch die Wege, zwischen den Häusern hindurch und als ihr das nicht mehr genügte besah sie sogar die Vorratskammern. Doch auch sie waren leer. Die Zimmer waren sehr karg eingerichtet. So karg, dass sogar Narakus Zimmer dagegen wie eine Rümpelkammer wirkte.

Enttäuscht zog sie von Haus zu Haus, auf der Suche nach etwas Essbaren, das ihren Magen endlich zum Schweigen bringen sollte.

Doch als sie auch die Tür des letzten Hauses öffnete und wieder ins Freie trat ohne irgendetwas gefunden zu haben bekam sie das Gefühl der einzige Mensch auf der Welt zu sein.

Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ sich an der Wand nach unten gleiten. Ihre Füße und Beine taten weh, zusätzlich zu den Muskeln, von denen sie sie nicht mal wusste, dass sie sie hatte und ihre Lider wurden ihr schwer.

Sie sah sich um und fühlte sich plötzlich unglaublich einsam.

Wo waren denn alle hin?

Sie versank das Gesicht in ihren Armen und wusste nicht weiter.

Grade als sie in finstere Träume zu versinken drohte fiel ein Schatten über sie.

„Hey", begann die fremde Stimme „was machst du hier so allein?"

Aiko hob den Kopf und sah einen rothaarigen Jungen in ihrem Alter. Seine Augen hatten dieselbe Farbe wie seine Haare und seine Kleidung war dreckig.

Er reichte ihr eine Hand.

„Wer bist du?" schoss es aus ihr heraus „Wo kommst du plötzlich her?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 27, 2020 ⏰

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