Kapitel 9

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„Das Ganze ist jetzt 5 Jahre her. Aber...manchmal habe ich noch immer Alpträume davon." Beendete Aiko ihre Geschichte. Sorano, die noch immer aufmerksam zuhörte, sah sie mitleidig an.

„Oh, Aiko" Sie beugte sich zu ihr vor und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter „Das tut mir so leid. Kann ich dir irgendwie helfen?"

Die Angesprochene schüttelte den Kopf „Ich muss mir selbst helfen."

Plötzlich wurde die Stimmung in dem Zelt angespannt. Auch Aiko rann ein Schauder über den Rücken. Alle Blicke richteten sich auf die Tür, die sich nun öffnete. Naraku trat ein und sah sich um. Kaum hatte er die beiden entdeckt schritt er mit finsterer Miene auf sie zu.

„Was machst du hier, Aiko? Ich habe dir doch gesagt..."

„Naraku" unterbrach sie ihn. Plötzlich war das was er hatte sagen wollen unwichtig geworden. Er musterte sie, sprach jedoch nicht weiter.

Sie sammelte sich. Sie hatte diesen Entschluss bereits getroffen, als er sie vor Sakebi gerettet hatte, war aber noch nicht dazu gekommen es ihm zu sagen. Sie hatte sich die Worte bereits zurechtgelegt, doch nun bekam sie Zweifel. Wie würde er reagieren?

„Naraku ich will..." Sie schluckte „Ich will das Kämpfen erlernen. Ich will nicht länger hilflos sein. Ich will mich selbst verteidigen können."

Stille. Aiko sah hoch in sein Gesicht. Es hatte seine übliche Distanziertheit verloren. Er hatte die Mundwinkel leicht nach oben gezogen und sah sie mit funkelnden Augen an.

„Du willst also, dass ich jemanden besorge, der dir beibringen kann zu kämpfen." Stellte er fest und ich nickte dankbar. Sie erwischte sich sogar bei einem leichten Lächeln.

„Wenn das alles ist, geh bitte auf dein Zimmer, Aiko. Du musst deine Kräfte schonen." Er wandte sich zum Gehen um.

„Ähm..." hörte sie es neben sich. Sie drehte den Kopf und sah Sorano unsicher den Arm heben und Aiko hilfesuchend anstarren.

„Ähm...Hoher Herr." Naraku drehte sich um, als habe er ihre Anwesenheit gerade erst bemerkt. Nun sah er sie erwartungsvoll an.

„Hoher Herr, ich könnte Aiko das Kämpfen beibringen. Mein Vater war ein angesehener Krieger. Er hat mir alles beigebracht was ich weiß."

Naraku sah sie eine Weile lang schweigend an. Auch Aiko war überrascht. Dann wandte sie sich Naraku mit hoffnungsvollem Blick zu, der nun auch sie musterte. Erneut pochte ihr Herz. Sie spürte wie ihr das Blut in die Wangen schoss und versuchte an etwas anderes zu denken, als daran, dass er sie gerettet hatte, seine tiefgehenden, einsamen Augen, sein perfektes, schwarzes Haar und seine markanten Gesichtszüge.

Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie mit Sorano trainierte, stärker wurde und eines Tages für sich selbst kämpfen konnte. Dann fragte sie sich unwillkürlich, warum sie so unbedingt seine Zustimmung wollte. Eigentlich brauchte sie sein Wohlwollen nicht. Doch irgendwie war es ihr inzwischen wichtig geworden, ihn nicht gegen sich aufzubringen.

„Nun gut." Stimmte Naraku ihr endlich zu. „Ihr werdet zusammen trainieren, nachdem ihr genesen seid."

Aiko wurde warm ums Herz und sie strahlte vor Glück. Sie wand ihren Blick Sorano zu und erkannte, dass es ihr genauso ging. Doch sie schien müde zu sein. Aiko lächelte: „Ich sehe du brauchst Ruhe."

Sie erhob sich von Soranos Bett und trat einen Schritt zurück „Ich komme Morgen so früh wie möglich wieder." Sorano nickte.

Aiko drehte sich um und ging an Naraku vorbei auf den Eingang zu. Ihr Ehemann folgte ihr. In diesem Moment wurden ihr wieder die Blicke bewusst, die sie musterten. Sie konnte ihren Argwohn und ihr Misstrauen spüren. Auch wenn ihr dies nicht unbekannt war, war sie doch froh, als Naraku die Zelttür zur Seite schob und sie hinausgeleitete. Sie atmete tief durch und sah hoch in den Sternen besetzten Himmel. Wie viel allein in den letzten Stunden passiert war.

Das Gift in ihrer SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt