Kapitel 18

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Alle Geräusche waren verstummt. Die Hände noch immer fest um Aiko geschlungen spürte er, wie sie die Luft scharf einsog und ihr Körper sich versteifte. Auch er hielt den Atem an und lauschte angestrengt nach weiteren Bewegungen. Er wusste, dass Sesshomaru dasselbe tat. Er hörte seine bedächtigen, leisen Schritte, als er, wie ein lauerndes Tier, der Tür immer näher kam.

Das Herz des Räubers schlug ihm bis zu Hals. Hatte er sich geirrt? Verließ sich der Hundedämon doch nicht auf seinen Geruchssinn? Hatte er sie gehört? Sesshomaru war ein erstzunehmender Gegner den man besser nicht unterschätzen sollte. Zumal er noch nicht die Kraft hatte sich ihm entgegen zu stellen. Vor allen nicht mit solchem Ballast an seiner Seite.

Er schluckte und starrte verbissen auf die blutverschmierte Wand vor sich. Auch hier lagen überall Leichen verstreut. Wahrscheinlich waren es Wächter gewesen, deren Versuch ihre Herrin zu schützen, gescheitert war. An vielen von ihnen konnte man genau die Wunden ausmachen, die die Klauen des Dämons in ihre Körper gerissen hatten. Wenn man genauer hinsah, ähnelten sie tatsächlich denen, die ein Hund in seine Beute riss. Ihre Kleidung war völlig zerfetzt und ließ ihre schrecklichen Verletzungen sichtbar werden. Tief hatten sich die ätzenden Krallen Sesshomarus in das Fleisch der Menschen geschlagen und ihnen wie Fliegen mit einer einzigen Bewegung das Leben entrissen.

Die Schritte kamen immer näher und besiegelten das baldige Ende. Doch Naraku war niemand der schnell aufgab. Er sah sich genau um. Rechts von ihm schien der Gang bis unendliche weiter zugehen. Doch er wusste, dass dort die Freiheit auf sie wartete. Eine Freiheit die der Hundedämon durch seine bloße Anwesenheit unerreichbar machte.

Aiko zuckte in seinen Armen schrecklich zusammen, als Sesshomaru sich mit dem Knacken seiner Fingerknöchel für einen Angriff bereit machte.

Sie zitterte am ganzen Körper, drückte sich jetzt jedoch mehr in ihn hinein, als sich zu wehren. Die Angst hatte sie erstarren lassen und blockierte ihre Gedanken. Er lockerte seinen Griff. Sie festzuhalten war nicht mehr nötig. Er bezweifelte, dass in sie indem Zustand etwas dummes anstellen konnte.

Der Boden war getränkt vom Blut der Opfer dieser Schlacht. Mit aufgerissenen Augen und Mündern war die Panik, die sie in ihren letzten Momenten empfunden haben mussten, für immer in ihren Gesichtern festgefroren.

Immer hektischer sah er sich um. Er suchte die Decke nach einem möglichen Fluchtweg ab. Doch nichts. Keine Fenster, keine versteckten Türen....Nichts. Er hatte diese Familie offensichtlich überschätzt. Sie hatten nichts aus ihren früheren Erfahrungen mit Dämonen gelernt und ihr Schloss ungesichert zurückgelassen.

Im Stillen die Schritte des Dämons zählend schätze er ab wie lange er noch brauchen würde, um sie zu entdecken. Sobald Sesshomaru um die Ecke bog konnte er seinen Plan vergessen. Er würde fliehen. Er wusste, dass er im Kampf keine Chance gegen den Daiyokai hatte. Ihm blieb nur die Möglichkeit zur Flucht. Er würde eine neue Identität annehmen können. Sich eine neue Existenz aufbauen und von neuem beginnen müssen.

Ohne es zu merken festigte er seinen Griff um Aiko wieder.

Sein Blick glitt in den Gang zu seiner linken. Dort wüteten noch immer einige Bedienstete, die glaubten so die Freiheit erlangen zu können. Dass es sie nur in die Hände der Gesetzlosigkeit trieb schienen sie noch nicht begriffen zu haben.

Er blinzelte und vertrieb diesen Gedanken schnell aus seinem Kopf. Er hatte jetzt keine Zeit darüber nachzudenken. Als er den Flur weiter nach einem möglichen Ausgang absuchte stutzte er. Etwas fehlte. Etwas, das für seine Frau von größter Wichtigkeit war. Sorano war verschwunden. Während die Schritte neben ihm immer lauter und bedrohlicher wurden, gingen seine Gedanken, ohne, dass er es kontrollieren konnte, alle Möglichkeiten durch, wie sie hatte verschwinden können. Doch ehe sich aus den vielen unwahrscheinlichen Szenarien eine Lösung herauskristallisieren konnte, wurde er selbst von einer unsichtbaren Macht an den Schultern gepackt und unsanft nach hinten gerissen. Vor Überraschung löste er seinen Bannkreis auf.

Das Gift in ihrer SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt