Spätestens als es zum ersten Mal donnerte, konnte Marco nicht mehr ohne Mario. Die ganze Zeit hatte er versucht sich abzulenken, am Handy herum zu spielen, Löcher in die Luft zu starren, mit Musik den Regen zu übertonen, aber nichts half. Jedes Mal, wenn ein Blitz über den grauen Himmel zuckte, setzte sein Herz kurz aus. Und jetzt war er auch noch alleine auf seinem Zimmer, weil Mario nichts Besseres zu tun hatte, als sich zu verkriechen.
Und jetzt musste er ihn finden.
Marco lief durch die Gänge, lief die Zimmerflure entlang und hoffte, dass irgendjemand Mario gesehen hatte. Aber es schien so, als wenn die Welt gegen ihn wäre.
Schlussendlich fand er Mario auf der Terasse ihrer Unterkunft, er saß in einer Decke eingehüllt auf einem Stuhl und sah in den Himmel hoch. Als er Marcos Schritte hörte, drehte er sich nur kurz um, sah seinen Freund an und schaute dann wieder in die dunklen Wolken, die die Sicht auf den Nachthimmel nahmen.
"Immer, wenn es gewittert, dann denke ich an die Unendlichkeit. Ist das komisch?",murmelte der Kleinere, lehnte den Hinterkopf an die Stuhllehne.
Marco wusste nicht, was er darauf sagen sollte, also sagte er nichts, sondern zog nur einen Stuhl an Marios heran und setzte sich. Gerade brauchte er nur etwas Nähe.
"Unendlichkeiten sind so etwas wie Kreisläufe, oder?" Mario holte tief Luft. "Abermanchmal ist jemand nur ein kleiner Teil des Kreises und deswegen sieht es nur aus wie eine Linie oder eine Kurve."
"Und was soll mir das sagen?", fragte Marco stirnrunzelnd.
"Dass wir alle einTeil der Unendlichkeit sind", beendete Mario seinen kleinen Vortrag. "Und dass wir diese Unendlichkeit zur besten aller Zeiten machen sollten und dass jeder dazu beitragen kann und deswegen alle Zeit, die man verschwendet, verloren ist, denn der Kreislauf geht immer weiter, auch ohne das eigene Zutun."
Marco sah zu Boden. Ein Blitz erhellte den düsteren Nachthimmel. Kurz darauf donnerte es."Und wie meinst du, kannst du das am besten anstellen?"
Darauf gab Mario keine Antwort, sondern nahm einfach nur schweigend Marcos Hand, genau in dem Moment, als wieder ein Blitz über den Himmel zuckte. Dieses Mal war aber nicht der Blitz Schuld daran, dass Marcos Herz kurz aussetzte, sondern alleine sein bester Freund.
°°°
Joshua beobachtete Sven beim schlafen. Der Ältere war heute einfach so müde gewesen, dass es kein Wunder war, dass er sofort eingeschlafen war, als er sich hingelegt hatte. Und jetzt musterte Joshua ihn lächelnd, strich ihm manchmal über die Wange oder eine Strähne aus dem Gesicht und lauschte seinem ruhigen Atem.
So etwas hatte er mit Manu selten. Manu passte immer auf ihn auf. Er schlief nie, bevor Jo schlief. Oder so war es zumindest gewesen.
Aber Joshua verdrängte den Gedanken, als Sven grummelte. Joshua zog ganz automatisch seine Decke höher.
°°°
Felix hasste Gewitter. Dafür wurde er von seinen beiden älteren Brüdern des öfteren ausgelacht. Fabian machte das nie was, er war der Älteste, der Mutigste, der Stärkste, der Tollste. Er hatte vor nichts und niemandem Angst. Mario fand Gewitter immer toll und interessant und liebte es, stundenlang vor dem Fenster zu sitzen während draußen die Welt unterging. Felix hatte sich dann immer unter dem Bett versteckt, sich die Ohren zugehalten, weil er es nicht aushielt, wenn der Donner die Welt erschütterte. Irgendwann hatte er sich dann nicht mehr unter dem Sofa versteckt, sondern in Marios Bett, während der auf diesem saß und aus dem Fenster saß. Und das wurde zu ihrem Ritual.
Kaum hatte Felix den ersten Blitz gesehen, fing er schon automatisch an, Mario zu suchen.Aber er war nicht auf seinem Zimmer. Und Marco war es auch nicht.
Seufzend lief er zum Gemeinschaftsraum, wo Manuel Neuer und Jonas Hector Billiard spielten. Als Felix den Raum betrat, sahen sie auf und Felix fragte sie, ob sie Mario oder Marco gesehen hätte, worauf sie nur etwas von"Terasse" murmelten. Und dann lief Felix los.
Es dauerte etwas, bis er die Terasse fand, doch als er sie dann fand, stutzte er. Dort saßen Mario und Marco, dicht nebeneinander und hielten die Hand des jeweils anderen. Felix duckte sich automatisch, versteckte sich hinter einer Ecke und beobachtete seinen Bruder und seinen eigentlich besten Freund.
Klar, sie umarmten sich oft, sie kannten sich ja schon lange, aber Körperkontakt in dieser Form? Das war doch eher unüblich.
Aber nichtsdestotrotz musste er an Chris denken. Es war nicht lange her, da hatte er auch so seine Hand gehalten. Etwas drehte sich in Felix' Magen um. Er vermisste Chris. Er vermisste ihn so schrecklich sehr.
Felix seufzte, drehte sich um, wendete seinem Bruder und Marco den Rücken zu und lief los. Er wusste nicht wohin, denn dieses Gebäude war riesig und er würde sich niemals zurechtfinden.
Er musste einige Male blinzeln, da Tränen in seinen Augen brannten. Chris.
Er dachte nur an Christian.
Er wusste noch zu genau,wie es sich anfühlte, wenn man abends jemanden neben sich liegen hatte, der deine Hand nahm und nachts da war, wenn du aufwachst. Und jemanden, der dich erwartete, wenn du morgens die Augen aufschlugst.
Wenn Felix es nicht besser wusste, dann würde er sagen, dass er verzweifelt war.
Dann fand er sich plötzlich im Speisesaal wieder, in dem auch Bernd Leno war.
°°°
Julian Weigl hatte Bernd nun schon eine ganze Weile im Auge und war ihm gefolgt (natürlich nur, weil er so die Beweise sichern wollte, wenn es dann welche gab),weswegen er jetzt im Speisesaal unter einem der Tische saß und stirnrunzelnd beobachtete, wie Felix zu dem jungen Torwart ging.
Sie unterhielten sich,doch keiner der beiden sah wirklich fröhlich aus. Während Bernd einfach nur komplett neben der Spur war, wirkte Felix nahezu verzweifelt. Und das auf eine Art und Weise, die Julian nicht wirklich gefiel. Ihm gefiel auch nicht, dass Felix Bernd immer näher kam und es diesem noch nicht einmal aufzufallen schien, weil er zu sehr in seinen eigenen Gedanken versunken war.
Jetzt waren nur noch Zentimeter zwischen ihnen, Bernd sah den Jüngeren einfach nur an,hörte ihm anscheinend zu, aber war dennoch nicht ganz bei sich.
"Hey Ju!"
Julian fuhr herum, sah Christian Pulisic erschrocken an, deutete ihm, dass er leise sein sollte und zog ihn dann neben sich unter den Tisch.
"What machst du?",fragte der junge Amerikaner verwirrt, doch Julian beobachtete einfach nur Bernd und Felix, die... die sich gerade doch wirklich küssten!
Neben ihm vernahm er einen Knall, der von Christian verursacht wurde, als er aufsprang und sich den Kopf an der Tischplatte stieß. Sofort lösten sich Bernd und Felix, Letzterer sah erschrocken zu Christian. Binnen Sekunden wurde Felix blass, murmelte ein gebrochenes "Chris", doch da war der Amerikaner schon weggerannt.
"I-ich",stammelte der Jüngste der Götze-Brüder, sah Bernd an, entschuldigte sich hektisch und lief dem Dortmunder hinterher. Julian Weigl fühlte sich schlecht, weil ja was zwischen Felix und Chris sein musste, dass Christian so reagiert hatte, doch darüber konnte er sich jetzt nicht seinen Kopf zerbrechen. Den brauchte er noch für eine Ausrede, warum er unter einem Tisch saß und Bernd hinterher spionierte, weil eben dieser ihn gerade fragend ansah.
Nach einer krankheitsbedingten Pause geht es nun mit einer Portion Götzeus für euch weiter ^^
Meinungen? Kritik? Was meint ihr, was passiert noch zwischen Chris und Felix? Und wie versucht Ju seinen Aufenthaltsort zu rechtfertigen?
Und was haltet ihr von Götzeus?Lasst was da, würde uns freuen :D
-Jojo&Ellie
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WM-Trainingslager - Ein Haufen Chaoten und ein Ball
HumorJogi hatte eigentlich nur vor, seine Jungsch auf die nächste Weltmeisterschaft vorzubereiten und sich ein Bild davon zu machen, wen er mit nach Russland nehmen sollte. Aber er hätte nicht damit gerechnet, dass große Gefühle die Fußballwelt erschütte...