29. ||Wir wissen, dass du ein Mann bist

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Christine liebte Christian. Spätestens als der junge Amerikaner sie angelächelt hatte und charmant mit seinem Akzent sagte: „Hi, ich bin Christian", war die blonde Frau hin und weg. Darauf unterhielte sie sich lange („Was bringt dich hier her?" „Oh, nur ein little bit private stuff, no big deal." „Ich will ja nicht zu neugierig sein, es ist nur immer so interessant, so viele Leute kennen zulernen." „Social activities sind sehr important, da haben Sie a point.") und schon hatte Christian Pulisic ein Zimmer. Was Jogi dazu sagte, wusste Marco nicht, aber darum würde er sich morgen kümmern.

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Bernd musste zugeben, seitdem er an den anderen Torhüter gekettet war, wurde ihm klar, dass man es mit Marc aushalten konnte. Wenn man musste. Und so machte es ihm nichts aus, dass sie keine Mauer aus Kissen und Decken zwischen sich hatten und dass Marc bereits schlief und schnarchte. Er tat es zwar nur ganz leise, aber er tat es. Grinsend stand Bernd auf,schnappte sich einen Edding aus seiner Tasche und machte sich dann an dem Gesicht seines Kollegen zu schaffen.

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Die Spieler hatten die Nacht gut überstanden, doch Marc wusste einfach nicht, warum ihn jeder beim Frühstück so komisch anguckte. Darauf machte er sich fürs Training fertig, zog sich nur schnell um und putzte sich die Zähne, aber all dies ohne in den Spiegel zu gucken. Hätte er das nur getan.

Er war gerade damit beschäftigt Bälle zu fangen (schließlich war er Torwart), alsThomas Müller ihn also darauf ansprach. „Hast du jetzt zwei Schwänze?"

„Bitte was?", entgegnete der Barca-Torhütercverwundert.

„Na ja, den in deinem Gesicht und, wenn du wirklich ein Mann bist, dann -"

„Den in meinem Gesicht?!" Marc starrte den Bayernspieler fassungslos an. „Was willst du von mir?!"

„Hast du noch nicht in den Spiegel geguckt?", fragte nun auch Julian Brandt verwundert.

Marc schüttelte den Kopf und bekam langsam ein ganz schlechtes Gefühl.

„Solltest du vielleicht lieber machen", riet ihm nun auch noch Leroy.

Marc sah sich hilfesuchend um, fand aber nur Bernd Leno vor, der ihn schadenfroh angrinste. Marc verengte die Augen, stapfte auf den anderen Torwart zu, der jedoch anfing zu rennen, und verfolgte ihn dann.

Jogi und Oli, die  das alles beobachtet haben, schüttelten enttäuscht die Köpfe. Das würde niemals etwas werden.

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Erik hielt sich sein Knie. Es tat weh. Es pochte. Es stach. Es fühlte sich ganz und gar nicht richtig an. Aber das würde sich sicherlich legen, redete er sich ein, er sollte mal nicht so eine Memme sein, immerhin war er hier, um etwas zu erreichen. Verletzt nützte er der Mannschaft nichts.

„Alles okay bei dir?",erkundigte sich Matthias Ginter besorgt. Erik setzte ein Lächeln auf und nickte. „Alles supi. Ich glaube, mich hat da nur eine Mücke gestochen. Scheiß Viecher. Vielleicht sollte ich nach Island wechseln, dort soll es keine geben. Ey, das mache ich echt. Island ich komme!"

„Vergiss es Erik",lachte Matthias, „Dortmund braucht dich, wenn ich nach Gladbach gehe."

„Warte, was?!" Erik blieb erschrocken stehen und sah zu seinem eigentlichen Teamkollegen. „Du gehst?!"

Matthias sah betreten zu Boden, nickte dann aber. „Es fühlt sich so richtig an."

Erik dachte nach und entschloss sich, dass er es Matze nicht übel nehmen durfte, immerhin wechselten viele Spieler. Zum Beispiel Julian Draxler. Der war erst in Wolfsburg, was weiter weg war als davor, dann war er in Paris, das in einem ganzen verdammten anderem Land lag! Erik seufzte und sah zu  Julian, der still die Übungen machte und nicht mit jemandem redete.

„Habt ihr euch gestritten?", fragte Matthias, froh, dass das Thema um seinen Wechsel fürs Erste vom Tisch zu sein schien. Erik zuckte nur mit den Schultern.

„Rede am besten mit ihm", schlug Matze vor.

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Julian Draxler war genervt. Während des gesamten Trainings hatte noch niemand mit ihm geredet und auch jetzt, als sie zum Ende hin ein Spiel spielten,passte niemand zu ihm oder bezog ihn mit ins Spiel ein. Es war doch zum Mäuse melken! Jetzt gerade hatte er den Ball in einem Zweikampf gewonnen und versuchte alleine an Shkodran Mustafi vorbeizukommen, doch verlor gegen den Arsenal-Spieler. Darauf durfte er sich von Jonas Hector anhören, dass sie hier einen Mannschaftssport ausübten und niemand einen Ego gebrauchen könnte.

Julian ballte die Hände zu Fäusten und zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Timo Werner lächelte ihm vorsichtig zu. „Hör nicht auf sie. Irgendwann ist es vorbei."

Julian schluckte, nickte dann aber und bemühte sich dann sogar um ein Lächeln, das gewaltig misslang. Aber hey, er hatte es versucht.

Zum Ende des Trainings kam Erik auf ihn zu, doch Julian war immer noch so sauer auf die Welt und ihn selbst, dass er zuerst gar nicht mitbekam, wie sich derDortmunder räusperte. Als er dann aufsah, bemerkte er den Blonden,der ihn schief angrinste.

„Weißt du, wegen vorhin-", fing er an, wurde jedoch von Julian unterbrochen. „Können wir das nicht einfach dabei belassen?", fuhr Julian ihn unbeabsichtigt an. Er wollte den Älteren nicht so anfahren, aber momentan machten seine Nerven das nicht mit. Er wollte nicht darüber reden, dass die Mannschaft ihn scheiße fand.

Erik sah ihn erschrocken an, doch da hatte sich der Pariser schon umgedreht und war davongestapft.

Erik atmete tief ein und aus. Okay, dann wollte Julian halt nicht über ihr Gespräch von gestern reden. Auch gut. Er wollte es dabei belassen. Wobei? Dass Erik seine Fresse halten sollte? Erik wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. Und das tat weh.

°°°

Julian Brandt setzte sich beim Mittagessen neben Leon, der bis gerade eben in ein Gespräch mit Max vertieft war.

„Hey", begrüßte der Leverkusener den Schalker. „Du, wegen gestern..."

„Tut mir leid, dass ich dir so spät abgesagt habe", sagte der Größere sofort ehrlich, zog dabei die Augenbrauen zusammen.

Max neben ihm stocherte in seinem Essen herum, damit es nicht zu auffällig wurde, dass er lauschte.

„Ist schon... okay",entgegnete Julian, sah auf seinen Teller. „Was war denn?"

„Also...Max... Max und ich haben etwas Zeit miteinander verbracht", bemühte sich Leon um eine Erklärung, die nicht beinhaltete, dass Max geweint hatte und dafür war der Blonde seinem Freund auch sehr dankbar.

Julian blieb kurz still,doch als er dann wieder redete, war er um einiges leiser. So leise,dass nur Leon ihn hören konnte. „Läuft da was zwischen euch?"

Leon sah den Jüngeren verwundert an, sah ihm in seine Augen und musterte ihn. Dann bemerkte ihn, mit was für einem Blick der Jüngere ihn ansah und sofort wurde ihm ganz warm ums Herz. So wurde er lange nicht mehr angeguckt. Er fühlte sich geliebt. Und aus einem Reflex heraus nahm er einfach Julians Hand unter dem Tisch und drückte sie einmal. Lächelnd antwortete er: „Nein, wir sind Freunde."

Max, der den letztenTeil der Konversation nicht mitbekommen hatte, aber die verschränkten  Hände der beiden sah, musste lächeln. Deswegen war Leon so oft mit dem Blonden unterwegs.



Hiermit erkläre ich die Lesenacht für eröffnet! :D

Ich freue mich, dass Max jetzt eine Postition gefunden hat, die ihm besser liegt. Mal gucken, ob er sich entscheidet, zu wechseln oder zu bleiben.

Was haltet ihr von der Aktion von Bernd? Und von Draxurms Streit?

Lasst was da, bis später ^^

-Jojo


WM-Trainingslager - Ein Haufen Chaoten und ein BallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt