9. || Enttäuschte Spieler, verwirrte Spieler, hungrige Spieler

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„Das wird genial", schmunzelte Max, der auf Leons Schultern saß und gerade den letzten Duschkopf der Gemeinschaftsdusche abmontierte. Eigentlich war er nicht wirklich umgeknickt und verletzt, vielmehr hatte er es vorgespielt, damit er und Leon etwas vorbereiten konnten. Erst hatten sie geduscht und dann nach und nach die Duschköpfeabmontiert und -

„Gibst du mir den Brühwürfel?", grinste Max. Leon grinste ebenfalls, reichte seinem Kumpel den besagten Brühwürfel, den er nun in den Duschkopf stopfte und diesen wieder anschraubte. Lachend sprang er von Leons Schultern und sah sich um.

„So, jetzt aber raus hier, bevor die anderen kommen."

°°°

Die anderen kamen. Und stellten sich unter die Duschen. Und duschten warm.

Es dauerte nicht lange, bis der erste wegsprang und schrie: „Iiih, was ist das denn?!"

Nach und nach verbreitete sich der Geruch von Brühe und die Spieler sahen sich angeekelt an.

„Oh nein", murmelte Benedikt, der sich schon dachte, dass die beiden jungen Schalker dahinter steckten.

„Das ist so ekelig!", rief nun auch Leroy und schüttelte angeekelt den Kopf.

„Erste Anzeichen von Kannibalismus, würde ich mal sagen", scherzteThomas, der sich relativ schnell damit abgefunden hatte, nach Suppe zu riechen.

°°°

„Ich wusste nicht, dass du ausgepfiffen wurdest."

Julian hörte die Stimme, sah die Person nicht und doch wusste er, dass es Erik war. Er hatte gehofft, alleine in der Kabine zu sein, weil er sich extra nicht beeilt hatte und genervt war, nachdem Benedikt nicht mehr mit ihm redete.

„Schön für dich", zischte Julian und stopfte energisch seine Sachen in die Taschen. Er hatte keine Lust mehr. Das anstrengende Training. Die darauf folgende Prügelei. Und außerdem stank er nach Brühe. Erik übrigens auch. Zum Glück hatten sie noch eigene Duschen in ihren Zimmern.

„Möchtest du ...darüber reden?", fragte Erik vorsichtig.

Julian drehte sich um, musterte den Dortmunder von oben bis unten und schleuderte ihm dann entgegen: „Nein, ich brauche keine Schulter zum ausheulen."

Erik runzelte die Stirn. „Ich wollte doch nur nett sein."

Julian, immer noch dezent angepisst von der Situation, zischte nur: „Lass es einfach." Nachkurzem Zögern fügte er noch etwas leiser hinzu: „Bitte." Dann schluckte er und Erik bemerkte das Zittern seiner Hände, seiner Unterlippe, das verräterische Blinzeln, die schnelle Atmung. Aber er konnte nichts tun, wenn Julian sich nicht drauf einlassen wollte.

„Okay", murmelte der Dortmunder, schulterte seine Tasche und lief mit gesenktem Kopf zurTür.

„Erik, es tut mir leid, das... das war nicht -"

„Nicht so gemeint?" Erik drehte sich noch einmal um. „Du kannst am besten erst wieder mit mir reden, wenn du dich beruhigt hast. Oder nein, warte, redeeinfach erst einmal gar nicht mit mir." Und dann verließ er die Kabine, damit Julian ja nicht merkte, wie sehr er ihn verletzt hatte.

°°°

Philipp Lahm, der das alles vom Fenster aus beobachtet hatte, seufzte. Er wusste nicht, was der Auslöser für die Prügelei war, schließlich hatte er nichts gehört, doch dann hatte er Marco und Mario gehört, wie sie hereingekommen waren und wie Marco sich mit Mario auf dessen Zimmer begeben und die Tür nicht richtig geschlossen hatte,sodass Philipp ungestört lauschen konnte. Und außerdem hatte er mitbekommen, dass alle Spieler nach Brühe stanken und nun auf ihren Zimmern duschen waren.

„Hey Sunny, lächle doch", murmelte Marco. Die Antwort war nur ein Schniefen.

„Mach dir nichts aus Werner. Der ist doch nur neidisch. Und außerdem weißt du, dass du einen Grund für deine Leistung hattest und das verzeihen die meisten dir auch."

„Aber nicht alle!"

Als Philipp Marios zerbrochene Stimme hörte, drehte sich ihm der Magen um. So langsam wusste er, worum es vorhin gegangen war.

„Sie haben mich ausgepfiffen, Spiel für Spiel und der hat nichts besseres zu tun, als alte Wunden aufzureißen! Ich wollte das alles doch hinter mirlassen!", redete der Jüngere weiter.

„Aber weißt du, eine Karriere kann nicht immer nur steil nach oben verlaufen", meinte Marco dann ruhig. „Sie geht hoch, runter, kommt zum Stehen. Das ist normal."

„Ich bin froh, dassJulian ihm eine reingehauen hat", erwiderte Mario verbittert.

Philipp trat vorsichtig an die Tür heran und lugte durch den Spalt. Auf dem Bett lag Mario in Marcos Armen, der ihm durchs Haar strich und dabei aus dem Fenster sah.

°°°

„Bene, ich -"

„Sei einfach still, Julian", wies Benedikt den Jüngeren zurecht. Dieser schluckte und ballte dann die Hände zu Fäusten, beachtete alle anderen im Speisesaal nicht. „Das ist nicht fair! Warum ignorierst du mich denn jetzt die ganze Zeit?!"

„Gewalt,", fing Benedikt an, drehte sich zu ihm um, „ist verdammt nochmal keine Lösung." Und mit diesen Worten ging er.

Julian stand da, mit hängenden Schultern, die Hände zu Fäusten geballt, damit niemand sehen konnte, wie sehr sie doch zitterten und starrte seinem Kumpel hinterher. Da konnte man mal sehen, was passierte, wenn man unüberlegt handelte.

„Julian." Eine warme Hand legte sich auf die Schulter des Mittelfeldspielers. Er schaute auf. Kevin Trapp.

„Komm, lass uns hier kurz raus", meinte dieser dann mit ruhiger Stimme. Julian schaute sich um, entdeckte Joshua, Manuel und Christoph bei Timo und nickte dann.

Die beiden Pariser liefen raus und fanden sich im Grünen wieder, anscheinend der Garten des Gebäudes.

„Ich wusste nicht, dass dein Wechsel eine Flucht war", fing der Keeper an.

„War sie auch nicht", entgegnete Julian scharf. Kevin seufzte. „Versuch doch nicht immer jeden von dir zu schieben, der dir helfen will." Julian wollte etwas erwidern, doch Kevin kam ihm zuvor: „Ich hab mitbekommen, was zwischen dir und Erik vorgefallen ist. Er hat mit Mats und Benedikt geredet."

Julian presste die Lippen aufeinander.

„Ich weiß, vielleicht hätte Timo das nicht so provozieren sollen, aber du hättest auch nicht -"

„Auf ihn losgehen sollen? Wollte ich aber. Ich hätte ihm am liebsten die Nase gebrochen", entgegnete Julian.

„Ich habe dich noch nie so erlebt", meinte Kevin dann. Julian sagte nichts, zuckte dann aber mit den Schultern. Er biss sich auf die Unterlippe, bevor er sagte: „Es ist momentan alles so...kompliziert." Und bevor Kevin etwas sagen konnte, meinte Julian:„Und nein, ich will nicht mit jemanden darüber reden."

Der Torwart sah den Jüngeren einige Zeit einfach nur an, doch dann zog er ihn in eine wortlose Umarmung. Und Julian schlang die Arme um ihn, drückte sich an ihn, weil er genau so etwas gerade gebraucht hatte.


Wie findet ihr eigentlich Julians Verhalten und Benes Reaktion darauf? Was haltet ihr von Götzeus und von Erik? ^^

Lasst was da, würde uns freuen :D

-Jojo & Ellie

WM-Trainingslager - Ein Haufen Chaoten und ein BallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt