64. || Abschiede tun weh

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Spätestens, als es Mittagessen gab, fanden alle Spieler wieder zusammen. Zu ihrer Überraschung standen Jogi und Oli vorne, warteten, dass alle einen Platz fanden. Als das geschehen war, ergriff Jogi das Wort.

"Erst einmal tut es mir leid, dass das gestern Abend so eskaliert ist", fing der Bundestrainer an. "Ich hoffe, die meisten von euch haben ihren Rausch ausgeschlafen und nun einen klaren Kopf. Als aller erstes möchte ich euch sagen, dass das, was ich gestern Abend gesagt habe,immer noch gilt."

Er holte einmal tief Luft und sah sich um. "Das Trainingslager ist hiermit offiziell beendet. Die Flüge sind gebucht, die Busse auch. Ihr werdet im Laufe des Nachmittags abgeholt, also packt nach dem Essen bitte eure Sachen. Wir haben uns einige Notizen gemacht, die uns sicherlich für die Nominierung des Kaders helfen."

"Wir wollten uns bei euch bedanken", mischte sich nun auch Jogi ein. Er nickte Christine und ihrem Team kurz zu. "Einerseits an die Organisatoren, aber auch an euch." Er wendete sich der Mannschaft zu. "Ihr habt hier Höhen und Tiefen durchgemacht, neue Freundschaften geschlossen, neue Leute und auch hoffentlich euch selbst etwas besser kennengelernt. Es war sicherlich nicht nur eine Bereicherung für uns, sondern auch für euch. Ich hoffe, ihr nehmt euch alles, was ihr hier gelernt habt, auch zu Herzen."

Oli sah zum Essen, das bereits fertig serviert auf einem Tisch stand. "So, und jetzt lasst es euch schmecken, bevor das Essen kalt wird. Danach könnt ihr auf die Listen gucken, die ich hier vorne hinlege. Dort seht ihr,wann euer Transportmittel fährt."

°°°

Max sah sich um. Überall nur lange Gesichter. Klar, jeder hatte damit gerechnet, dass es jetzt so enden würde und es musste ja auch irgendwann mal enden. Sie mussteja auch irgendwann mal in ihren Vereinen weiter machen.

Aber dann sah er zu Leon und Julian, die sich traurig anlächelten und in den Armen lagen, zu Bernd und Marc, die wild miteinander diskutierten, Bernd schon ganz aufgelöst. Matze und Timo saßen mit hängenden Köpfen nebeneinander, Sven redete ruhig auf Joshua ein, sagte wahrscheinlich, soweit Max das verstand, dass sie das hinbekommen würden, schließlich waren sie schon beide erwachsen und konnten mit der Entfernung umgehen. Erik sah aus, als wenn er gleich anfing zu weinen, weswegen Julian ihn wahrscheinlich auch nicht angucken konnte. Max kannte seinen alten Teamkameraden gut genug, um zu wissen, dass er es hasste, wenn jemand, der ihm nah stand, weinte. Einzig und allein Mats und Bene schienen die Einzigen zu sein, die ganz gefasst waren. Bene war natürlich genervt, dass ihm so wenig Zeit mit Mats blieb, andererseits waren sie schon eine Ewigkeit zusammen. Sie wussten, wie man damit umging.

Er drehte sich zu Leon,der neben ihm saß. Gerade hatte sich ebenfalls Julian Brandt abgewendet, sichtlich benommen, aber immer noch grotesk gefasst. Leon jedoch lächelte Max traurig an, Tränen funkelten in seinen Augen.Es schmerzte, ihn so zu sehen, schließlich war Leon sein bester Freund. Also legte er ihm eine Hand auf den Arm und lächelte ihm aufmunternd zu.

Gemeinsam standen sie das durch.

°°°

Am Anfang des Trainingslagers hätte weder Bernd Leno noch Marc-André ter Stegen gedacht, dass sie sich kurz vor ihrer Abreise in den Armen liegen und still Tränen vergießen würden. Und doch standen sie jetzt genau hier, im Foyer, draußen wartete der Shuttle, der Marc abholen sollte, aber Bernd wollte ihn nicht gehen lassen.

"Hey, Bernd, nicht weinen", krächzte Marc mit gepresster Stimme. "Ich...ich..."

"Wir versuchen es doch, oder?" Bernd schniefte, lehnte sich etwas zurück, sodasser Marc ansehen konnte. Mit zitternden Händen umfasste er das Gesicht des anderen Torhüters und sah ihn an, versuchte, sich jeden einzelnen Winkel genauestens einzuprägen.

WM-Trainingslager - Ein Haufen Chaoten und ein BallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt