30. ||Moorleichen

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Sven saß neben Joshua und aß schweigend sein Essen, bis er plötzlich die Wärme rechts neben ihm bemerkte. Joshua war näher an ihn heran gerückt.

„Darf ich... darf ich deine Hand nehmen?", fragte der Bayer dann leise, sah auf Svens Hand und dann in sein Gesicht.

„Meinst du echt, dass wir...", fing der Dortmunder an, wurde jedoch von Jo wieder unterbrochen. „Warum nicht?"

Weil du dich gerade erst von deinem Freund getrennt hast, lag Sven schon wieder auf den Lippen, doch er ließ es sein. Stattdessen hielt er dem Jüngeren nur seine Hand, die dieser lächelnd nahm. Dann saßen sie dort, Händchen haltend und aßen schweigend ihr Essen.

Manuel sah zu ihnen und ihm wurde schlecht, als er ihre Hände sah. Gerade in diesem Moment sah Joshua auf, sah dem Torwart direkt in die Augen. Kurz verlor Manuel sich in ihnen, in den Augen, die er immer noch so sehr liebte,doch dann drehte Joshua den Kopf weg, redete wieder mit Sven, der ihm grinsend antwortete.

Joshua war weg. Weg aus Manus Leben. Und damit musste er jetzt langsam mal klar kommen.

°°°

Christine hatte so eine energische und lebensfrohe Art, die manchen zu übermotiviert vorkam und schnell nervte. Aber Oli fand diese Art toll, denn seiner Meinung nach waren ihre Jungsch manchmal nicht so starke Männer. Erst hatte Oli gedacht, dass Kevin Trapp ein Mann wäre, ein richtiger Mann,doch dann hatte er erfahren, dass er nach seiner Fußballkarriere Unterwäschemodel werden wollte. Und das war der Moment, in dem Oli all seine Prinzipien über Board warf und sich in den Haufen Chaoten blind hineinwarf, schief gehen konnte ja eh immer alles.

Aber Christine, die junge Christine, hatte ihn überzeugt. Jetzt beim Essen stand sie auch wieder vorne, die blonden Haare streng zurückgekämmt, höflich lächelnd und die Hände verschränkt, wartete sie, dass alle Spieler aufmerksam waren. Oli half ihr.

Sie lächelte ihm kurz zu (Oli merkte, wie Jogi sich verkrampfte), dann sah sie wieder die Spieler an und sagte: "Heute gehen wir ins Moor."

"Ey,die will uns alle umbringen", raunte Poldi Basti zu. Dieser nickte nur ernst.

"Dafür beanspruchen wir natürlichen einen exzellenten Führer, der uns sicher führen wird, damit auch niemand versinkt", erklärte Christine schnell,warf Bastian und Lukas dabei einen Seitenblick zu.

"Ich will dir ja nicht Angst machen oder so", sagte Toni leise zu Erik, "aber sie wollten letztens Thomas im Watt ertränken, weil er zu viel redete, also kannst du dir denken, was sie heute mit dir machen, wenn du zu viel redest."

Darauf machte der Dortmunder große Augen, nickte schnell. "Ich werde schon nicht die ganze Zeit reden, versprochen. Ich -"

"Erik, stopp",unterbrach Toni ihn lachend. "Und iss jetzt beser auf, wir wollen gleich los."

°°°

Die Spieler saßen im Bus und fuhren Richtung Moor.

"Hast du schon von den Moorleichen gehört?", fragte Thomas Müller Manu.

"Moorleichen?",hakte der Torhüter verwundert nach.

"Ja, Moorleichen.Menschen, die im Moor versinken, verwesen nicht so schnell. Und ihre Haare werden rot." Thomas überlegte. "Aber warum, weißich nicht mehr."

"Und warum hast du mir das jetzt gesagt?", fragte der Größere verwundert.

"Ich wollte mit dir ins Gespräch kommen", entgegnete Thomas schulterzuckend.

"Aber du redest immer. Die ganze Zeit."

"Okay, dann sag ich jetzt halt gar nichts mehr!"

°°°

Matthias Ginter lief neben Erik Durm, als sie dem Mann vor ihnen zuhörten (oder so taten) wie dieser über das Moor redete. Seitdem sie über Matzes Wechsel gesprochen hatten, hatten sie sich kaum gesehen und deswegen war diese unangenehme Stille zwischen ihnen teilweise verständlich.

"Du gehst jetzt also ganz sicher nach Gladbach?", erkundigte Erik sich. Matthias nickte, sah zu Boden. "Es hat sich richtig angefühlt, weißt du?"

"Klar verstehe ich das, ich möchte dich ja auch nicht umstimmen. Es wird nur so leer sein ohne dich. Du weißt, wie Ju ist, wenn er etwas gefunden hat, was ihn interessiert, steigert er sich da rein und ist nicht mehr davon wegzubekommen und mit wem kann ich dann noch reden?" Erik sah seinen Kumpel an.

"Marco und Mario?",schlug Matze vor. "Schmelle? Einer der beiden Romans? Es gibt so viele, an die du dich wenden kannst."

"Aber die können dich doch nicht ersetzen!", rief Erik nun, dass Jerome und Mario Gomez sich verwundert zu ihnen umdrehten. Auch Julian Draxler drehte sich zu Erik, aber nur ganz kurz, so kurz, dass der Borusse es kaum realisieren konnte, dass er gerade Augenkontakt mit dem Pariser hatte.

"Erik, ich bin doch nicht aus der Welt!" Matthias sah seinen Freund an, wusste nicht, was er noch sagen sollte. Erik ließ einfach nur die Schultern hängen und ging weiter.

°°°

"Es gibt hier Schlangen", wiederholte Julian Brandt die Worte des Tourführers,wurde dabei ganz blass im Gesicht. Leon, der neben ihm lief, musterte den Leverkusener besorgt. "Ja und? Die werden dir schon nichts tun."

"Die sind... große Würmer. Gigantische Würmer."Julian schluckte und Leon verstand sofort, warum es dem Kleineren so ging. Automatisch lief er näher neben dem Jüngeren, sodass ihre Hände sich beim Laufen streiften. Und es fühlte sich gut an.

Max, der das alles beobachtet hatte, musste grinsen. Leon hatte ihm gegenüber nie ein Wort über den Leverkusener verloren, doch das musste er auch nicht.Max sah diesen Blick und wusste sofort, was er hieß.

Er freute sich für seinenKumpel, doch im Hinterkopf hatte er immer die Worte von Lukas und Bastian, die sagten, dass sie besser seien. Wie sollten sie ihnen das Gegenteil beweisen, wenn sie nie etwas zusammen unternahmen?

°°°

"Wir sind im Moor, aber... wo bleibt Emre?"

Mario Götze sah seinenFreund verstört an. "Bitte was?"

"Emre Mor. Moor.Mor", grinste Reus. Dieser Witz war so schlecht, dass er es noch nicht einmal wert war, die Augen zu verdrehen, fand Mario.

"War der nicht gut?",erkundigte sich Marco.

"Der war unteriridisch schlecht. Bitte rede nicht mehr mit mir, ich hab Angst,dass das ansteckend ist", erwiderte Mario und legte einen Schritt zu.

"Ey, du bist hier der Krüppel!", protestierte Marco und folgte seinem Freund.

"Du stehst mir da in nichts nach, mit deinen ganzen Verletzungen. Der Unterschied ist nur,dass ich wenigstens etwas guten Humor habe." Mario sah sich um."Sieht ganz schön scheiße hier aus."

"Sehe ich genauso, Pummelfee, sehe ich genauso. An einem Moor ist nichts Schönes dran", bestätigte der andere Dortmunder.

°°°

Die Spieler waren sich einig: So ein Moor, das musste man so schnell nicht wieder sehen.Spätestens, als Leroy nicht auf dem Weg lief und so fast von der matschigen Masse verschlungen wurde, wollten sie sich alle davon fernhalten.

Jetzt saßen sie mit finsteren Mienen frisch geduscht wieder an den Tischen und aßen.Dabei war es erstaunlich still. Selbst Lukas und Basti redeten nicht.

Was die anderen aber nicht wussten, war, dass die beiden schon längst etwas geplant hatten...


Weiter geht's. Was denkt ihr wohl, was haben Schweinski geplant?


WM-Trainingslager - Ein Haufen Chaoten und ein BallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt