11. || Pizza? Hier?

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„Mats!", rief Philipp Lahm und rannte durch den Flur zu dem Bayer.

„Phips, was ist denn los?", fragte dieser lächelnd. Eigentlich wollte er gerade zu Benedikt, weil dieser ihm mitgeteilt hatte, dass Julian und Timo für das Essen zuständig waren und nicht mehr er und Erik und jetzt wollte er Zeit mit seinem Freund verbringen.

„Ich weiß, dass du jetzt eigentlich frei hattest, aber meinst du, du und Erik, ihr könntet vielleicht... also, dass ihr vielleicht die beiden Köche heute heimlich beobachtet, bevor sie sich noch mit Bratpfannen und Handrührgeräten umbringen?", fragte der ehemalige Abwehrspieler nervös.

Mats überlegte, seufzte dann und nickte. „Geht klar."

Und so saßen Mats und Erik an die Wand gelehnt vor dem Eingang zur Küche und unterhielten  sich leise.

„Es ist ewig her, dass wir so miteinander geredet haben", flüsterte der ehemalige Kapitän der Dortmunder. Eriks Mundwinkel zuckte nach oben. „Aber dein Wechsel war doch keine Flucht, oder?"

„Nein", antwortete Mats, „Ich wollte nur nach Hause."

„Und das kann ich auch verstehen. Ein bisschen zumindest." Erik grinste.

„Du kannst noch nicht mal Nudeln kochen!"

Mats verdrehte die Augen, stand auf und lugte durch die Tür. In der Küche standen Julian und Timo sich gegenüber und starrten sich böse an. Und, zu Mats' Bedenken, hatte Timo wirklich eine Pfanne in der Hand. Eine sehr sehr große Pfanne.

„Psst", zischte Mats Erik zu, packte seinen Arm und zog ihn heran, sodass auch der Jüngere zugucken konnte.

„Was kannst du eigentlich?!", fuhr Werner Draxler weiter an.

„Im Gegensatz zu dir Fußball spielen", giftete der Ältere zurück.

„Du hast auch schon mal eine schlechte Schwalbe gemacht", entgegnete Werner.

„Und du kannst mich mal." Und mit diesen Worten drehte sich Julian um und kramte ein Paket Vollkornnudeln hervor.

Mats und Erik setzten sich wieder und warteten. Jetzt gerade war es ruhig. Zu ruhig.

„Die Ruhe vor dem Sturm", murmelte Erik. Mats grinste.

Und sie sollten Recht behalten.

Innerhalb von Sekunden hörten sie Schreie, Geschepper und einen dumpfen Aufprall. Alarmiert sahen sich Mats und Erik an, sprangen auf und rannten in die Küche.

„Oh mein Gott, Jule, du blutest!", schrie Erik erschrocken, schlug die Hände vor den Mundund rannte auf den Pariser zu. Es war ihm egal, dass er Julian zuvor beim Training geschworen hat, nie wieder mit ihm zu reden, immerhin ging es hier gerade um Leben und Tod. Und um Julians hübsches Gesicht.

Der Jüngere sah ihn verwirrt an, wischte sich dann überdie Wange und hielt die rote Hand hoch. „Ach das... das ist nur Tomatensoße. Werner musste sie mir auch unbedingt ins Gesicht kippen."

„Sei froh, dass ich das nicht gemacht habe, nachdem sie gekocht war", murmelte Timo und stand vom Boden auf, auf dem er bis gerade eben gesessen hatte.

„Jetzt reicht's aber mal langsam!", fuhr Mats die beiden Jüngeren an. „Ihr seid schlimmer als Kindergartenkinder! Reißt euch endlich mal zusammen!"

Alle drei sahen den ehemaligen Kapitän der Borussen erschrocken an.

Mats atmete tief ein und aus. „So, und jetzt, da ihr alle möglichen Lebensmittel verschwendet habt, werden wir Pizza bestellen."

„Mats!" Erik wirbelte mit den Händen herum. „Wir sind mitten im nirgendwo. Mitten im Nichts. Mitten im am Arsch der Welt! Hier wird es keine Pizzeria geben!"

„Meinst du, die Menschen an der Nordsee leben ohne Pizza?" Julian zog die Augenbrauen zusammen.

„Das wäre ein echt armes Leben", murmelte Timo, nickte geistesabwesend.

Mats konnte die Jüngeren nur ungläubig anstarren. „Denkt ihr echt, es würde hier keine Pizzeria geben?"

°°°

„Schon was Neues von Felix gehört?", fragte Marco seinen Kumpel, nahm sich ein Stück Pizza und biss hinein.

Mario schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn gestern angeschrieben, aber ich habe nur knappe Antworten zurück bekommen."

Marco runzelte die Stirn. „Also, ist da irgendwas? Nichts Gutes?"

„Ich weiß es ehrlich nicht", seufzte Mario und starrte auf sein Handy. „Und eigentlich wollte er sich nochmal melden, aber das hat er auch noch nicht getan. Und meine Nachrichten kommen nicht an. Er ist eigentlich so gut wie immer erreichbar. Sein Handy ist wie eins seiner Körperteile. Es ist komisch, nahezu beängstigend, dass er wie vom Erdboden verschluckt ist."

Marco legte Mario eine Hand auf den Arm. „Mach dir keine Sorgen, vielleicht schläft er gerade. Oder so."

Mario sah nicht auf, sondern schaute auf die Hand seines Kumpels, die warm auf seinem Arm lag und vor der ein leichtes Kribbeln auszugehen schien. Marco hatte schöne Hände, fand Mario, und so weiche und warme.

„Heeey!" Erik Durm ließ sich neben den beiden auf einen Stuhl fallen, sodass die anderen beiden Dortmunder zusammen zuckten und den Jüngeren ansahen, der sie gerade angrinste.

„Die Pizza ist mega,oder? Genial, dass Mats uns gerettet hat", redete Erik vor sich hin. „Ich bin sooo froh, dass wir was Richtiges zu essen haben. Stellt euch vor, wir müssten hier verhungern, ich meine, wir sind am Arsch der Welt, und bevor wir verhungern, werden wir Kannibalisten."

„Du verdirbst mir den Appetit", gab Götze angeekelt von sich und ließ sein Stück Pizza fallen.

„Echt?", Erik biss von seinem Stück großzügig ab. „Also ich bin am verhungern."

Pizza rettet Leben.
Pizza ist Leben.

-Jojo&Ellie

WM-Trainingslager - Ein Haufen Chaoten und ein BallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt