Die Wahrheit

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 Stille. Fassungslos wurde Tefiti von allen um sie herum angesehen. Damit hatte niemand gerechnet und niemand schien es schon verarbeitet zu haben. Das hatte sie aber auch nicht erwartet. Seinen Gefährten abzulehnen war verpönt und niemand hat erwartet, dass gerade sie das getan hatte.

„Warum? Du bist nicht markiert, dass ist als hättest du ihn abgelehnt." Tefiti seufzte und sah zu Boden. „Ich habe ihn abgelehnt." „Bitte was?! Wie kann man seinen Gefährten ablehnen und dann auch noch so kalt darüber reden?" Die Gefährtin des alten Alpha sah Tefiti an, als wäre die verrückt geworden und damit schien sie die Meinung von allen Anwesenden zu vertreten.

Tefitis Inneres zog sich schmerzend zusammen und sie beugte sich nach vorne, bevor es erneu aus ihr heraus brach. Ihr warmes, dunkles Blut klatschte auf den Boden und erschreckte alle. Ein paar Sekunden erschienen alle außer Tefiti selbst eingefroren, doch dann sprangen Leo und seine Mutter auf und griffen Tefiti an die Ellenbogen und die Schultern.

Deren Kraft verschwand auf einmal und sie wäre vorneüber vom Sofa in die Blutpfütze gefallen, wäre sie nicht gehalten worden. Nanette drückt die jüngere Frau vorsichtig zurück auf das Sofa und Lily kam mit einem feuchten Lappen zurück ins Zimmer, das sie überstürzt verlassen hatte. Vorsichtig säuberte sie das Gesicht der anderen frau, die auf einmal begann zu zittern.

„Du hast ihn schon vor einer ganzen Weile zurückgewiesen, nicht wahr?" Tefiti nickte schwach und ließ zu, dass die anderen Frauen sie in eine Decke einwickelte. Sie war zu schwach und ihr war kalt, ihr Körper gab langsam aber sicher komplett auf und sie konnte nichts dagegen tun. Sie könnte ihren Gefährten akzeptieren, aber da wäre das letzte, was sie tun würde.

„Schon damals, als ich Cian von dort weggebracht habe. Ich konnte nicht... so jemand wollte ich nicht an meiner Seite haben. Niemals. Lieber gehe ich jämmerlich zu Grunde, als an seiner Seite sein zu müssen." Brachte sie hervor, bevor ihre Stimme versagte und ihr Hals schon wieder schmerzte. Diesmal erbrach sie aber kein Blut.

„Hier trink noch ein bisschen was und dann ruh dich aus. Das muss doch richtig schwer sein. Tut das nicht richtig weh?" Lily war neugierig, aber Tefiti konnte es ihr nicht verdenken. Man traf eben fast nie jemanden, der seinen Gefährten tatsächlich ablehnte und dann auch noch dahinter stand. Meistens wollte man nur umworben werden und gab ziemlich schnell nach. Sie aber war ja sogar vor ihrem Gegenstück geflohen.

„Es tut weh. Es gibt nichts, dass vergleichbar wäre. Aber es ist es wert." „Wie kann etwas den Tod wert sein? Noch dazu etwas wie das. Du lehnst den zweiten Teil deiner Seele ab." Nanette konnte nicht fassen, was die andere da behauptete. Sie kam zwar auch nicht immer perfekt mit ihrem Gefährten klar, aber sie würde ihn um nichts in der Welt wieder her geben.

„Du solltest ihm vielleicht eine Chance geben. Einen Gefährten zu haben ist nicht so schlimm wie es aussieht." Tefiti sieht Nanette an. „Ich habe kein Problem mit dem Fakt einen Gefährten zu haben, sondern mit dem Arschloch, dass meiner ist. Und nein. Ich werde ihm keine Chance geben. Er hat mir mehr als nur gezeigt, was von ihm zu halten ist."

Tefiti nahm die Tasse, die Lily ihr hinhielt und nahm einen Schluck. „Er könnte sich geändert haben." „es ist mir egal. Wer mit einem Mitglied seines Rudels umgeht wie er es getan hat, den will ich niemals und unter keinen Umständen an meiner Seite haben. Und der wird schon gar nicht in die Nähe meiner Welpen kommen."

Alle wussten, sie hatte der Möglichkeit ihn jemals zu akzeptieren in dem Moment abgeschworen, in dem sie wusste, wer sie zu ihr gehören würde. Solche Überzeugung kam nur von einem eh vorhandenen Hass und der schien bei ihr sogar einen tieferen Grund zu haben. Wenn sie ihm niemals zu einem Welpen lassen würde, dann war es absolut ausgeschlossen, dass das funktionieren würde.

Das implementierte nämlich, dass sie, wenn sie überhaupt bereit wäre seine Welpen zu empfangen, mit diesen fliehen würde wie sie es mit Cian getan hatte. Mutterinstinkte waren stark und wenn jemand ohne diese Instinkte schon eine solch starke Ablehnung empfand, dann würden die Instinkte das nur noch steigern.

Nanette gab auf. Die junge Frau hasste den zweiten Teil ihrer Seele mit allem was sie hatte und würde davon nicht zurück treten. Sie akzeptierte lieber den Tod als die Nähe des Mannes. „Man kann sich seinen Gefährten eben nicht aussuchen." Das leise Murmeln von Tefiti hörte jeder und die kraftlose Stimme jagte ihnen allen eine Gänsehaut über den Rücken.

„Ja. Kann man eben nicht. Aber genau dafür ist das ja da. Damit man gesunde und möglichst starke Welpen kriegt." Tefitit schüttelte den Kopf. „Es geht nicht um die Stärke, sondern einzig um die Gesundheit. Sonst gäbe es ja keine Omegas." Tefitis Argument war für alle verständlich.

„Sind Omegas denn wirklich so schwach?" „Ja, körperlich auf jeden Fall. Sie sind aber m Geist so viel stärker und haben eine deutlich sanftere Seite. Zudem gleichen sie eben alle aus. Die meisten nehmen das als Grund Omegas als Boxsäcke zu nutzen." Erklärte Dan und Tefiti schloss daraus, dass es in dem Rudel keinen Omega gab, wenn Lily fragte.

„Du wirst nicht mehr lange leben." Stellte Leo fest und sah die Frau an, die sich scheinbar nur mit Gewalt noch wach halten konnte. „Ja. Ich habe nur noch ein paar Wochen. Der Verfall meines Körpers wird jetzt sehr schnell gehen. Ich breche schon zu lange Blut, ich habe es schon zu lange herausgezögert." Tefitis Husten unterbrach sie.

„Ich bin froh, dass Cian dich schon gefunden hat. Dann kannst du ihn beschützen." Sie lächelte Leo an, der ihr Lächeln erwidert. „Das werde ich auch. Verlass dich darauf."


WolfsaugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt