Frühstück und Albträume

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Leo saß in seiner Küche und starrte auf die Kaffeemaschine, die gerade an seinem Kaffee arbeitete. Er dachte nach und überlegte, was in den nächsten Tagen alles zu erledigen wäre und was er wie dringend tun müsste. Das dringendste war die anderen Rudelmitglieder zu informieren, dass das DarkWood Rudel nicht ohne Begleitung in das Dorf zu lassen sei.

Er rieb sich mit dem Handballen über die Schläfe, stand dann auf und schlurfte zur Kaffeemaschine um sich seine Tasse mit dem braunen Gold zu holen. Während die meisten Werwölfe Kaffee verabscheuten, war es für die meisten Alphas eine Droge, ohne die sich nicht leben konnten. Sie hatten einfach viel zu wenig Zeit um zu schlafen, immerhin mussten sie ihre Rudel lenken und das forderte mehr als genug Zeit. Vor allem, weil sie ja auch dafür sorgen mussten, dass den Menschen nichts auffiel. Keine leichte Aufgabe.

Da man zum Alpha geboren wurde, konnte man den Job auch nicht ablehnen. Die einzige Ausnahme dieser Regel war ein jüngerer Bruder, der den Platz einnehmen konnte. Leo hatte keine Geschwister und so hatte er den Platz einnehmen müssen. Meistens war es ja ertragbar, aber gerade jetzt musste er sich als Alpha beweisen. Er musste beweisen, dass er sein Rudel beschützen konnte, zu dem Cian schon zählte.

Er hätte auch Tefiti aufgenommen, aber diese hatte ja selbst gesagt, dass sie bald sterben würde. Ihr würde es bestimmt nichts ausmachen, bis zu ihrem Tod Rudellos zu bleiben. Immerhin hatte sie mit niemanden eine Beziehung egal welcher Art eingehen wollen um die andere Person nicht zu verletzen. Als Rudelmitglied hätte sie sofort zu jedem eine Beziehung.

„Morgen." Cian kam in die Küche und lief sofort rot an. Leo überlegte warum das so war, bis es ihm kam, dass er nur in Hose am Tisch saß. „Setz dich doch. Ich mache Frühstück." Cian ließ sich auf einen Stuhl sinken und spielte mit seinen Fingern. Leo stellte Marmelade und Butter auf den Tisch, warf Speckstreifen in eine Pfanne und warf Cian dann die Brötchentüte zu, die ein Rudelmitglied schon früh vor seine Haustür gelegt hatte.

Der legte sie auf den Tisch und sah dann seinem Freund zu, wie der am Herd hantierte. Der Duft von Speck zog durch das Haus und Cians Magen knurrte. Leo lachte und dieses Geräusch jagte einen angenehmen Schauer über Cians Rücken. Dieses Lachen würde er nur zu gerne sein gesamtes Leben lang hören.

Leo kam mit einem Teller gebratenem Speck zum Tisch, während neue Streifen in der Pfanne brutzelten. Er stellte den Teller ab, legte eine Hand an Cians Gesicht und hob dieses an, sodass er seinem Gefährten einen Kuss geben konnte. Erst dann setzte er sich, während Leo knallrot auf seine Beine sah.

Cian hob den Kopf und stellte sich vor, wie ein paar in der durch die Tür stürmten und sich an den Tisch setzten, sich um den Speck stritten und viel zu viel Marmelade auf ihre Brötchen kleisterten. Es war etwas, was er nur zu gerne erleben würde. Seine eigene, kleine Familie mit Leo.

„So tief in Gedanken?" Leo hielt ihm ein Stück Speck vor die Nase und konnte ihn damit wirklich aus seinen Gedanken holen. Wirklich wundern tat es Cian dann aber doch nicht, denn jeder Werwolf, wie friedlich er auch sein mochte, hatte eine Schwäche für Speck. Damit bekam man Welpen wirklich zu allem.

Auf der Treppe waren Schritte zu hören, dann tauchte Tefiti in der Tür auf. Sie lächelte. „Morgen." Sie setzte sich und Leo reichte ihr den Teller mit dem Speck, von dem sie sich drei Scheiben nahm und sich dann ein Brötchen nahm. Während sie mit Butter beschmierte, schob sie sich einen Streifen komplett in den Mund. Glücklich kaute sie darauf herum und schmierte Marmelade auf das Brötchen.

„Hey, Kleiner. Iss was." Cian sah seine Adoptivmutter überrascht an und realisierte, dass er bis auf das Stück Speck, dass Leo benutzt hatte um ihn aus seinen Gedanken zu holen, noch immer nichts gegessen hatte. Er griff nun ebenfalls nach einem Brötchen und strich es sich gedankenverloren. Tefiti und Leo sahen ihm dabei zu, wie er dreimal Butter auf sein Brötchen schmierten und beschlossen, dass er wohl etwas neben der Spur war.

„Ich muss Lukas eine Kündigung schicken. Ich werde ihm das Herz brechen. Verdammt. Habt ihr einen Computer?" „Ja. Ich zeige dir nach dem Essen wo." „Danke. Und tu mir den Gefallen und pass auf Cian auf." „Sicher." Beide grinsten, als Cian in das Brötchen mit extra viel Butter und keiner Marmelade biss.

Leo holte den restlichen Speck und Tefiti langte erneut zu. Sie wollte einfach nur genießen, solange sie es noch konnte. Hier musste sie sich keine Sorgen um ihren Schützling machen, dass tat der Alpha für sie. Somit konnte sie sich die letzten paar Wochen entspannen und einfach in den Tod gehen, sah man von ein paar Gesprächen absah, die noch auf sie warteten.

Sowohl mit Nanette, aber auch mit Cian würde sie noch einmal reden müssen. Er würde enttäuscht sein, dass wusste Tefiti, aber darin würde sie nicht nachgeben und sie hoffte, dass er es ihr verziehen und verstehen würde. Allerdings könnte sie es auch verstehen, wenn er es nicht konnte. Ob sie einer vertrauten und geliebten Person verzeihen könnte, wusste sie nicht.

Wie dieses Gespräch ausgehen würde, konnte sie sich nicht vorstellen wie es enden würde. Führen würden sie es aber, dass war für sie keine Frage, denn sie würde nicht sterben, wenn sie vorher nicht noch einmal mit ihrem Schützling gesprochen hatte. Das verbot ihr ihr Stolz und sie würde nicht zulassen, dass der Kleine sich womöglich noch die Schuld dran gab. Nein, sicher nicht, wenn sie es verhindern konnte.

Sie sah zu Cian, der noch immer nur halb auf seinem Stuhl hing, und dann zu Leo. Der grinste, packte den Jüngere an der Hüfte und setzte ihn auf seinen eigenen Schoß. Der schien wirklich noch zu müde für sein eigenes Wohl zu sein, denn er reagierte darauf nur, in dem er sich an Leo schmiegte und sich das angebissene Brötchen aus der Hand nehmen ließ.

Er schloss die Augen und die beiden Älteren merkten an seinem ruhigen Atem, dass er wieder eingeschlafen war. „Hatte er denn schon wieder Albträume?" Allein Leos Blick reichte aus um sie weiterreden zu lassen. „Er hatte schon immer Albträume, meist etwas aus der Vergangenheit. Er kann sich zwar nur an Fragmente erinnern, zumindest wenn er wach ist, doch er träumt davon. Nur leider vollständig still. Man bemerkt es nicht."

Sofort sah Leo besorgt auf seinen Gefährten und Tefiti konnte seine Sorgen verstehen. Sie hoffte, dass es nun, da der Jüngere die Sicherheit eines liebendes Gefährten hatte, besser werden würde. Es wäre für ihn und Leo einfacher machen. Aber es wunderte sie eigentlich nicht.

Sie waren erneut von seiner Angst gejagt worden, kein Wunder, dass er da Albträume gehabt hatte. Vielleicht würde es mit ihrem Tod besser werden, denn dann wäre er nicht mehr interessant für ihr altes Rudel, noch dazu hätte er dem Schutz seines Alphas. Gut, den hatte er jetzt schon.

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WolfsaugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt