Ein Gespräch über Gefährten

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„Das kann doch nicht ihr Ernst sein. Wie kann sie den Tod ihrem Gefährten vorziehen?" „Ma. Wir wissen nicht, was genau der Typ gemacht hat. Sie hat nur gesagt, dass er Rudelmitglieder falsch behandelt hat. Was genas sie erlebt hat wissen wir nicht. Wir können sie nicht einfach deswegen verurteilen."

„Aber..." „Er hat Recht. Wir wissen nichts über sie und sie schien ihre Gründe zu haben. Das reicht mir schon um zu akzeptieren, dass ihre Meinung scheinbar begründet ist. Wenn du versuchst sie zu überzeugen, wirst du sie nur verärgern." Dan drückte Nanette an sich, die nur leise weinte.

„Sie wird sterben und sie hat es akzeptiert." „Und sie erwartet nun, dass wir das einfach so hinnehmen?" Nanette war fassungslos und es konnte ihr niemand verdenken. Allein der Gedanke daran, dass die junge Frau bald nicht mehr unter ihnen weilen würde, war ihnen allen anderen.

„Ich denke schon. Sie hat ja nicht einmal versucht eine Beziehung von einem von uns aufzubauen. Sie wusste ja schon, dass sie sehr bald sterben würde. Vielleicht wollte sie es uns so leichter machen." „Glaubst du das wirklich, Alpha? Sie ist doch keine Alpha, die sich um andere Leute kümmert." Marcus teilte Leos Überzeugung nicht, denn seiner Erfahrung nach wer so ein Verhalten typisch für ein Alphatier gewesen aber nicht für eine Beta wie Tefiti eine war.

„Sie hat auf Grund eines Moralproblems ihre Gefährten abgelehnt, ist mit einem misshandelten Omega abgehauen, hat sich für ihn mit einem Alpha angelegt. Was willst du mehr von einer Person als Zeichen, dass sie sich um andere kümmert und sorgt? Zudem, ein Alpha ist nicht unbedingt sorgend, wenn man bedenkt warum sie vor ihrem Gefährten geflohen ist."

Leos Worte ließen alle nachdenklich werden. Für sie alle waren die Rollen im Rudel auch gleichzeitig die Beschreibung der wichtigsten Charaktereigenschaften. Das dies in anderen Rudel nicht der Fall schien brachte vor allem das Weltbild der Jüngeren ins Wanken. Traf man sich, lernte man sich meistens nicht so wirklich kennen und im Rudel war das immer noch einmal etwas anderes als mit Fremden.

Die junge Frau schien mehr zu verbergen, als bloß einen abgelehnten Gefährten. Was war in dem Rudel vorgefallen, dass sie sich zu so drastischen Maßnahmen und Ansichten gezwungen sah? Wie konnte man so etwas verbergen? Hass gegen den eigenen Alpha, wenn er seinen Platz auch noch nicht erhalten hatte. So etwas hätte auffallen müssen, das war ihnen allen klar.

„Wie kann man so etwas versecken? Solch ein Hass im Rudel muss doch auffallen." Fragt Lily nun laut, denn natürlich war sie auf der Suche nach ihrem Gefährten schon in den verschiedensten Rudeln gewesen. Nirgends war ihr etwas aufgefallen was auf so gravierende Rudelinterne Probleme hingewiesen hätte.

„Das liegt an zwei Dingen. Man will nicht, dass außenstehende s wissen, also arrangiert man sich die paar Tage eben miteinander. Man geht sich aus dem Weg oder schauspielert. Aber niemand würde eine Rudelschande riskieren, nur weil man einen aus dem Rudel nicht mag. Zudem achten die Besucher darauf ja auch nicht so wirklich. Die suchen ihren Gefährten, das ist ganz was anderes." Erklärte Dan und es leuchtete allen ein.

„Aber trotzdem." „Wenn ein Rudel beschießt etwas nicht nach außen kommen zu lassen, dann tut es das auch nicht. So läuft das nun einmal." Unterbrach Dan Lily, die das nicht glauben wollte. Sie konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass sie das Rudel vielleicht sogar kannte, aus dem Tefiti geflohen war.

„Wir setzen gerade voraus, dass das Rudel von Tefitis Gefühlen wusste. Vielleicht wusste es auch gar keiner." „Warum sollte sie so etwas verstecken, Ma? Das hätte doch nur dazu geführt, dass er ihr den Hof gemacht hätte." Warf Leo ein, doch seine Mutter schien auf etwas ganz anderes hinaus zu wollen.

„Hätte ihr Gefährte von dem Band gewusst, wäre sie nie im Leben so weit weggekommen, wie sie es geschafft hat. Er muss jünger sein als sie. Nur so konnte sie wissen, wer ihr Gefährte ist und trotzdem fliehen. Aber um sich selbst zu schützen, hätt sie ihren Hass auf das Rudel verbergen müssen. Sonst wäre sie ausgeschlossen worden."

„So etwas gibt es?" Nanette lachte, als sie in die fassungslosen Gesichter sah. So erwachsen die die meistens auch waren und so viel sie auch wussten, in manchen Dingen waren sie eben noch kleine, unerfahrene Welpen, die die Welt um sich herum noch entdecken musste. Nanette war froh darum, so würden ihre kleinen eben immer ein bisschen ihre kleinen bleiben.

„Es ist nicht immer so, dass der dominante Partner der Ältere ist. Es hält sich da sogar ziemlich die Waage. Es sind meist aber kleinere Altersunterschiede, wenn der submissive der Ältere ist. Ansonsten, es reden halt viele nicht darüber. Sie nehmen es so hin und leben ihr Leben." Die ehemalige Alpha genoss es den Jüngeren noch etwas beizubringen.

„Gibt es hier bei uns auch welche?" wollte Markus neugierig wissen und sah die ältere Frau in der Runden an. „Ja. Zwei, aber dabei handelt es sich immer nur um ein paar Tage. Aber ich werde euch nicht verraten, wer. Das könnt ihr selbst herausfinden, wenn ihr neugierig genug seid." Sie hatte ein ganz bestimmtes Funkeln in den Augen, dass darauf hin deutete, dass sie einen heidenspaß hatte.

Eigentlich hatte Leo noch mal auf den weiblichen Besuch im Haus zu sprechen kommen wollen, aber er ließ es dann doch. Es wäre vermutlich besser mit Tefiti selbst über sie zu reden und vielleicht ein paar Informationen zu bekommen, als einfach Vermutungen anzustellen. Aber er wollte Informationen und am wichtigsten war ihm, aus welchem Rudel sie kamen. Wie wollte er Cian beschützen, wenn er nicht wusste vor wem?

Marcus und Lily vertieften sich in eine Diskussion welches Paar im Rudel ein solches war und warum sie das nie wahr genommen hatten. Leo verdrehte die Augen über seine Beta, denn in seinen Augen war das kein Problem. Wenn das Paar selbst damit kein Problem hatte, warum sollten dann andere damit ein Problem haben? Die Paare hatten meistens schon ohne Einmischung genug Streit und Probleme.

„Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass wir von dem Rudel der beiden besucht werden. Die werden nicht aufgeben, wenn sie es bis hierhin nicht getan haben." Leo sah seinen Vater an und nickte dann nachdenklich. Er verstand, was der andere damit meinte und er wusste, sie mussten von Tefiti erfahren, mit welchem Rudel sie sich in näherer Zukunft anlegen würden.


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