Epilog

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Es ist kein schöner Tag. Schon seit den frühen Morgenstunden prasselt der Regen ohne Pause auf die Welt hernieder und hüllt alles in einen nassen Schleier. Die dunklen, grauen Wolken hängen bedrückend am Himmel und die meisten Leute bleiben in ihren Häusern.

In einen knallrotem Regenmantel mit dazu passenden Gummistiefel patscht ein kleines, fünfjähriges Mädchen in die Pfützen im Garten herum. Sie strahlt und lacht vergnügt und erhellt mit diesem fröhlichen Lachen die triste Szenerie. Immer wieder springt sie in die Pfützen und freut sich, wenn das Wasser möglichst hoch spritzt.

Mit einem Mal scheint sie eine Idee zu haben, denn sie läuft zu dem Haus, dessen Terassentür offen steht, und schaut hinein. „Daddy. Schiffchen." Ihr Vater sitzt auf dem Sofa du schaut jetzt von seinem Buch auf und in das bestimmende Gesicht seiner Tochter, die ihn auffordernd ansieht. Er lächelt, legt das Buch zur Seite und greift zu der Zeitung, aus der er ihr kurzerhand ein paar Schiffchen faltet.

Aus den Schuhen schlüpfend kommt sie zu ihm und nimmt sie alle mit, lässt aber bis auf eines alle an der Tür liegen. Sie setzt sich um ihre Schuhe weder anzuziehen und stürmt dann mit dem einen Boot zu der größten und tiefsten Pfütze in ihrem Garten. Dabei lacht und jauchzt sie begeistert und nicht einmal der Regen kann ihre gute Laune trüben.

Cian lächelt beim Anblick seiner Tochter. Einen solchen Sonnenschein interessiert es nicht ob es eben regnet oder ob tatsächlich die Sonne scheint. Sie will immer nach draußen und Abenteuer erleben, die sie sich in ihrer Fantasie ausmalt. Ob sie dann als Sternenwölfin zwischen den Sternen jagt oder als Kapitänin in einen Papierschiffchen über den riesigen Pfützenozean segelt, in ihrem Kopf sind es riesige Abenteuer.

Dafür hat sie nicht die Geduld sich hinzusetzen du zu lernen, aber noch muss sie das ja auch nicht. Noch darf sie einfach ein Kind sein, dass Papierschiffe in Pfützen versenkt, wie sie es gerade tut und dann zum Haus kommt, nur um mit dem nächsten Schiffchen wieder zu der Pfütze zu rennen.

Gut das sie keine Omega ist, sonst würde sie vermutlich ständig krank im Bett liegen, doch sie ist eine ganz normale Werwölfin und deshalb muss er sich keine Sorgen um sie machen. Obwohl sie bestimmt nicht weniger geliebt wäre, wenn sie ein Omega wäre. Dann wäre das eben so, aber es würde vermutlich niemanden stören.

Sich zurück lehnend, streicht er sich über seinen Bauch, der sich erneut wölbt. Ein Tritt trifft seine Hand und er liebt es, denn dieses Gefühl zeigt im nur zu gut, das ein weiteres Leben in ihm heran wächst. Ein Leben, dass bald so fröhlich durch die Welt laufen wird, wie seine kleine Tochter. Ein weiteres Kind, dem schon jetzt ein großes Teil seines Herzens gehört.

„Sie werden so schnell groß." Leo steht hinter dem Sofa und reicht seinem Gefährten eine Tasse Tee. Es hat lange gedauert, bis sie einen Tee kreiert haben, der an den von Tefiti herankommt, doch mittlerweile schmeckt er ähnlich. Es ist für Cian eine Erinnerung an seine Adoptivmutter und er liebt Leo dafür, dass er so viel getan hat, damit er diese Erinnerung erhalten kann.

„Solange sie so glücklich groß werden dürfen, solange habe ich damit kein Problem." „Du hast Recht, das ist das wichtigste. Wie lange rennt sie nun schon draußen rum?" „Eine Weile. Aber lass sie noch. Sie liebt es draußen zu sein und sie hier drinnen einzusperren würde nur zu Chaos führen. So wie du letzten Winter gelernt haben solltest."

Cian grinst, als er den Horror auf dem Gesicht seines Gefährten sieht, als der sich an en Winter erinnert. Er hatte seine Tochter nicht hinaus in den Schnee lassen wollen, denn sie war doch einmal krank gewesen. Dass sie schon wieder gesund war und viel zu viel Energie hatte, wie Werwolfkinder häufig, hatte er übersehen.

Es endete damit, dass das halbe Haus in Chaos endete. Es hatte die beiden Erwachsenen Stunde gekostet alles wieder aufzuräumen, während ihre Tochter dann doch nach draußen durfte. Das hatte sie gelehrt, die Kleine nicht einzusperren, denn das wäre niemals eine gute Idee. Genau die Erkenntnis zeigt sich auch auf Leos Gesicht.

„Daddy! Daddy!" „Was ist denn los, Prinzessin?!" „Schau mal." „Tefiti, nicht mit den Schu..." Doch Tefiti hört nicht auf Cian, sondern kommt mit den Gummistiefel, aus denen oben Wasser quillt, in den Raum gerannt, irgendetwas in ihren Händen haltend. „Daddy! Fröschchen!" Sie öffnet die Hände direkt vor dem Gesicht von Leo.

Das kleine Fröschchen springt heraus und Tefiti heult auf. „Daddy! Fröschchen!" Cian sieht lachend dabei zu, wie sein Ehemann und seine kleine Tochter den Frosch jagen und Tefiti ihren Vater durch die Gegend scheucht. So kann er sein Leben bis zum Ende leben.

Ende

Ich habe eine kleine Fortsetzung (One shot) hierzu geschrieben. Es heißt Im Angesicht des Mondes und geht um Tefiti.

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