Kapitel 57

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Kaum schließe ich die Zimmertür hinter mir, spüre ich den dringlichen Blick von Chris auf mir.

Vorerst den Blick ignorierend nehme ich meinen Schlafanzug und meine Zahnputz Sachen, um mit ihnen im Bad zu verschwinden und mich fertig zu machen.

Zurück im Zimmer bin ich gerade dabei die Gardinen des Fensters, von dem man Sicht auf den Haus Eingangsbereich hat, zu schließen, als Chris endlich sagt, warum er mich so eindringlich ansieht. "Was läuft da zwischen euch?" Seine Stimme klingt tief und rau. Die Laune scheint bei ihm tiefer als der Keller zu liegen.

Verwirrt wende ich mich ihm zu. Was meinte er? "Der Blonde und du." Langsam schalte ich, was er von mir will und werde sofort rot im Gesicht. "Das Fenster ist gekippt und es war bis eben keine Gardine davor. Ich konnte wie aus Zufall mit anhören und sehen, was ihr draußen machtet."

Ich sehe mich leicht in Panik geratend um. Hatte nur er davon mit bekommen oder auch die anderen? Was solle ich nun tun, was ihm antworten? Matt meinte doch, das niemand davon erfahren dürfe.

Als sei es nicht schon genug stellt er weitere bohrende Fragen. "Wo warst du heute Abend? Was habt ihr gemacht? Und vor allen Dingen, von was für einen Kuss sprach er?" Seine Augen sind vor Wut dunkel verfärbt. Man sieht ihm die brodelnde Eifersucht an.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich mich dazu ringen ihm eine knappe Antwort zu geben. "Dich geht das gar nichts mehr an." Damit ist für mich das Thema erledigt und ich lege mich in mein Bett, mit dem Rücken zu ihm.

Doch leider ist für ihn das Thema längst nicht erledigt. "Sag schon. Antworte mir!" Seine Stimme wird etwas lauter. "Hat er dich geküsst?" wiederholt er seine Frage, doch diesmal hasserfüllter als denjeh.

Meine Finger verkrampfen sich verängstigt um die Bettdecke. Plötzlich packt mich eine Hand an meiner Schulter und reißt mich zur anderen Seite, das ich auf meinem Rücken liege und direkt in die dunklen Augen von Chris starre.

"Ich wiederhole ein letztes mal: Hat er dich geküsst?" Ich breche endgültig in Tränen aus. "Ja, verdammt." spucke ich ihm die Worte ins Gesicht. Für einen Moment erstarrt er geschockt in seiner Position. "Und ich beräue es kein Stück!" schreie ich ihn an. "Er küsst tausendmal besser als du Widerling. Bei ihm kann ich mich sicher und geborgen fühlen, während ich bei dir bloß noch Wut und Angst verspüre." mache ich ihm endlich klar.

Auf meine harten Worte hebt er seinen Arm. Ich sehe es bereits kommen, bevor seine innere Handfläche laut auf meiner Wange aufprallt. Der Schmerz durchzuckt meinen ganzen Körper. Meine Wange brennt wie Feuer. Morgen würde ich einen starken Handabdruck darauf erkennen können.

Endlich geht Chris mir ein Stück aus dem Weg. Er scheint selbst über seine Reaktion geschockt zu sein, aber es bleibt mir egal, ob er es bereuen würde.

Schnell greife ich nach meiner Bettdecke und verlasse das Zimmer. Kopflos öffne ich die Haustür und sinke in die angenehm kühle Luft der Nacht draußen. Hinter mir knallt die Tür zu. Mit einem Blick zur Seite, stelle ich fest, das Chris mich aus dem Zimmer noch immer beobachten kann, weshalb ich hinter das Haus verschwinde, wo ich ungestört bleiben kann.

Wegen des vorherigen Schmerzes kullern mir einzelne Tränen die Wangen herunter. Die Nässe schmerzt zunehmend auf der sicher schon rot gewordenen Stelle.

Einsam versuche ich es mir auf der Garten Liege gemütlich zu machen und wickel feste meine Bettdecke um mich, damit ich nicht friere.

Erst jetzt wird mir klar, wie eingeschüchtert ich bin. Das ich selbst vor einem Menschen den ich mal so gut kannte, wie mich selbst, so Angst habe. Das ich nicht einmal in der Lage bin, ihm fest in die Augen zu sehen und meine Meinung zu sagen. Kein bisschen Mut beweise ich.

Wie konnte es dazu kommen, das ich nun schon ein zweites Mal vor ihm weg renne? Wie feige bin ich denn?

Zu gerne, würde ich mich noch zusammen nehmen, zurück zu ihm ins Zimmer gehen und ihm zeigen, das auch ich Mut habe, doch da gibt es ein Problem. Ich bin so eine hohle Nuss, das ich einfach raus rannte und ohne einen Schlüssel dabei zu haben, die Haustür zu zog.

Und wieder wird mir erst jetzt meine Situation klar. Ich habe keine Möglichkeit mehr, ins Haus zu kommen. Ich muss wohl oder übel die Nacht draußen verbringen.

Laut stöhnend über meine eigene Dummheit lasse ich mich auf die Gartenliege zusammen fallen und starre, in die Decke gekuschelt, zu den Sternen empor.

Ich liege eine unbestimmte Zeitspanne über einfach so da und beobachte die Sterne. Doch irgendwann übermahnt mich die Müdigkeit und mir fallen langsam aber sicher die Augenlider zu. So tauche ich in einen unruhigen Schlaf der sicher nur noch wenige Stunden anhalten wird.

~ Matt's Sicht
(kurz nach der Verabschiedung)

Ich drehe den Schlüssel um und schon ertönt das Motoren Geräusch meines Autos. Einen letzten Blick werfe ich auf Lou, die unsicher vor dem Haus steht und mich beobachtet.

Mit einem aufmunternden Lächeln winke ich ihr nochmals und schon trete ich aufs Gas.

Während ich die Straße herunter fahre, macht sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. Der Abschied von ihr fällt mir ungewöhnlich schwer. Normalerweise hatte ich nie Probleme mich von etwas oder jemanden zu trennen. Dies wäre schließlich bei meinem Beruf auch äußerst unpassend.

Doch jetzt fühle ich mich verlassen - einfach allein gelassen. Die letzten Tage war ich so unbeschwert. So glücklich. Wenn ich doch bloß wüsste weshalb. Warum hatte Lou so eine Bedeutung für mich?

Warum fühle ich mich bei ihr so unbeschwert, als würde ich alles um mich vergessen, so als sei ich... frei?!

Den ganzen Abend konnte ich kaum meine Augen von ihr nehmen. Irgendwie fasziniert sie mich so sehr, doch ich weiß einfach nicht was mich an ihr so fasziniert.

Als wir am Strand standen und ich mein Shirt auszog, sah ich ihren Blick auf mir ruhen. Ihre Augen strahlten so wunderschön. Trotz der Dunkelheit sah ich so ein unbeschreibliches Funkeln darin.

In mir breitet sich noch immer solch eine ungewohnte Wärme aus, wenn ich an diesen Moment zurück denke. Es hatte mir wirklich gefallen, wie sie mich betrachte. An dieser Stelle konnte ich mir kaum ein Grinsen verkneifen.

Der schönste Moment jedoch war der, als ich sie küsste. Ich spürte schon viel zu lange nicht mehr so ein Feuer in mir. Und doch kann ich mich auf so etwas nicht wieder einlassen.

Meine Vergangenheit liegt noch als schwere Last auf mir. Ich würde mich wohl mein Leben lang nicht mehr auf eine Frau einlassen können. Es macht mich beinahe krank, zu wissen, das mein Geheimnis mir jede Frau vertreiben würde. Ich werde nie glücklich werden können.

Wie sehr wünsche ich mir doch eine Familie, mit einer hübschen Frau an meiner Seite und um mich 2/3 herum tobende Kinder. Meine Kinder.

Daher liegt nun meine größte Hoffnung darauf, das sich Lou keine allzu großen Hoffnungen für uns beide macht. Es würde ihr das Herz brechen, wenn ich ihr sagen müsse, das ich mit ihr nicht zusammen sein kann. Ich sehe ihr doch an, das sie etwas für mich empfindet.

Umso schlimmer war es eben zu sehen, wie sie darunter leidet nun mit ihrem ehemaligen Freund auf einem Zimmer zu sein. Am liebsten hätte ich sie direkt mit zu mir genommen, bloß weg von diesem Kerl.

Wenn der ihr heute Nacht etwas antut, kann der mich mal richtig kennen lernen. Schon vorhin hätte ich ihn blutig schlagen können. Wie kommt der auf die Idee sich wieder bei Lou ein zu schleimen, nach einem scheinbar so schlimmen Streit?

Das ist so ein Widerling, der solle bloß seine Finger von Lou nehmen. Sie gehört nun mir!

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Uiii es wird wieder spannend!😵🙊

Und wieder kann Chris seine Finger einfach nicht von Lou nehmen. 😣

Außerdem stellen sich die Fragen, was Matt für ein Geheimnis verbirgt und warum es ausschlaggebend auf eine Beziehung sein kann?

Was wohl der letzte Satz zu bedeuten hat - funkt es bei ihm mittlerweile doch?

Äußert ihr doch eure Meinungen in den Kommentaren ⏬ Würde mich riesig freuen!😘

~lissi

Junge Liebe ganz groß! ❤ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt