Kapitel 69

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Kurz nachdem der Fahrstuhl sich in Bewegung gesetzt hat, ertönt schon wieder ein 'Bing' und die Türen öffnen sich.

Matt richtet sich auf, greift mir unter die Arme und zieht mich mit nach oben. Er schiebt mich bzw meinen kraftlosen Körper in den Flur.

Ich bin froh, als er seinen Arm zur Stütze um meine Taille legt und ich mir keine Sorgen machen brauche plötzlich um zu kippen.

Mittlerweile hatte ich aufgehört zu schluchzen, doch einzelne Tränen rinnen mir noch immer über meine erhitzten Wangen.

Vor unserer Zimmertür angekommen schließt Matt auf, führt mich hinein und ich setze mich zunächst an die Bettkante um wieder Kraft zu sammeln. Matt reicht mir ein Taschentuch und nachdem ich mir das Gesicht getrocknet habe, stüze ich meine Arme auf den Knien ab und sehe beschämt zu Boden. Ein weiteres Mal hatte Matt Einblick in meine Gefühle bekommen.

Doch im Gegensatz zu letzter Nacht scheint er heute meine Nähe zu suchen. Nachdem er weitere Taschentücher holte, setzt er sich neben mich und legt vertrauensvoll eine Hand auf meine Schulter.

"Keine Sorge, die Jungs werden niemanden weiter erzählen was geschehen ist." beginnt er aus heiterem Himmel. "Ich kann mir vorstellen, dass du dich nun schämst, aber glaub mir, wir halten alle dicht."

Ich blicke ihn aus unsicheren Augen an. "Ich glaube dir ja. Das ich raus gerannt bin, war bloß, weil ich mit allem überfordert war. Mir wurde es zu viel." Matt nickt verständnisvoll. "Du hast recht. Es ist viel passiert in den letzten Stunden."

Eine kurze Pause entsteht, bevor er weiter spricht. "Ich weiß nicht, ob es der richtige Zeitpunkt ist, um es anzusprechen... Aber ich würde so gern mehr erfahren darüber, dass du mich liebst."

Ich stöhne resigniert. Dass er es nochmals ansprechen würde, war mir klar, aber schon jetzt darüber zu sprechen fällt mir schwer.

Trotzdem beginne ich schweren Herzens damit zu erzählen, wie ich Matt das erste Mal bei JAMATAMI traf, wie sich ab da langsam meine Gefühle entwickelten und wie es schlussendlich zu unserer ersten privaten Begegnung kam.

Matt hört gespannt zu und unterbricht mich kein einziges Mal. Als ich fertig mit erzählen bin, sieht er mich noch immer mit geweiteten Augen und leicht offen stehenden Mund an. "Wow, ich bin vollkommen überwältigt. Wenn ich darüber nach denke, wie lange du mich nun schon kennst und liebst und ich so lange Zeit keinen blassen Schimmer davon hatte... Die Welt ist doch ziemlich verrückt."

Über sein letztes Kommentar muss ich schmunzeln. "Ja, das ist sie." Wieder entsteht Stille zwischen uns, die ich jedoch recht bald breche. "Ich hoffe du verstehst, dass ich gefühlstechnisch nun ziemlich durch einander bin und gerne möglichst bald erstmal wieder meine Gedanken ordnen möchte." Ich betrachte ihn eingehend, um Anzeichen zu finden, dass er dies versteht und tatsächlich nickt er. "Darum würd ich gern heute wieder nach Hause fahren. Ich brauche Zeit, um das alles erstmal zu verarbeiten und dies kann ich am besten allein Zuhause."

Matt sieht betroffen zu Boden. "Aber..." setzt er an, doch überlegt es sich schnell anders. "Bitte gib mir noch eine Chance den Tag mit dir verbringen zu können. Wir haben zwar gleich Choreotraining, aber danach nehme ich mir Zeit für dich. Wir können etwas gemeinsam unternehmen, nur wir zwei. Ohne die Jungs. Bitte gib mir nochmals diese eine Chance." Sein flehender Blick sucht meinen und trifft mich im wunden Punkt. Er legt seinen Kopf schief, nimmt meine Hand in seine und sieht mich an wie ein bettelnder Hund, dem ich beim besten Willen nicht widerstehen kann.

Mit seinem Charme schafft er es mir ein zartes Lächeln auf die Lippen zu zaubern, dass ihm zeigt dass ich mit dem Kompromiss einverstanden bin. Dies bringt wiederum ihn zum Lächeln und einmal mehr weiß ich, was ich an ihm so liebe.

Junge Liebe ganz groß! ❤ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt