Kapitel 46

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"Nein, du wirst nicht aufgeben." ruft Julia plötzlich aus, nachdem ich ihr eröffnete aufgeben zu wollen. Chris legt beschwichtigend den Arm um seine Freundin. "Schrei noch lauter, dann kann er es direkt mit hören." flüstert er ihr zu.

"Lou, was dich angeht, rate auch ich dir nicht auf zu geben. Er hat dir eben bereits seine Aufmerksamkeit geschenkt. Ihr macht Vortschritte. Sprich ihn demnächst an, vielleicht schaffst du es ja doch." muntert er mich auf.

Ich schließe meine Augen. Mein Bauch fühlt sich an, als würde er Achterbahn fahren. Zu viele Sachen sind in letzter Zeit geschehen. Ich brauche eine Auszeit. Durchgängig schwürren meine Gedanken um Matt. Lange würde ich nicht mehr durch halten. Ich werde irgendwie schleunigst eine Lösung finden müssen.

Einige Stunden später...
Mittlerweile ist es schon später Abend und ich liege erschöpft in meinem Bett. Der Tag war voller verwirrender Gedanken und Gefühlen, die auch jetzt nicht zu stoppen scheinen.

Eigentlich hatte ich schon längst schlafen wollen, doch finde ich nicht die nötige Ruhe dazu. Ich mache mir totale Vorwürfe, das ich keinen Mut fassen kann, Matt an zu sprechen.

Ich bin mir sicher, wenn sich alles geklärt hat, dann wird er sich wieder an mich erinnern können und wir könnten eine schöne Zeit zusammen verbringen. Doch sobald ich in seiner Nähe bin schaltet sich mein Gehirn aus und ich kriege kein einziges Wort mehr heraus. Ich bin wohl die größte Niete aller Zeiten.

Während ich mich unruhig im Bett hin und her weltze, verirrt sich eine Träne auf meiner Wange. Zu enttäuscht bin ich von mir selbst. Wieder einmal muss ich mir selbst mit meinen Gefühlen im Weg stehen und damit auch meiner Zukunft, meinem größten Traum. Und das Alles wegen meinen fucking Gefühlen.

Umso mehr ich darüber nach denke, desto wütender werde ich und lasse schließlich meinen Tränen freien Lauf.

Als nach einer Zeit die Tränen versiegen, widme ich meine Gedanken an eine Möglichkeit, mir selbst zu beweisen das ich eben doch mutiger sein kann. Es dauert, doch plötzlich kommt mir die Idee. Irgendwie muss ich schließlich mal weiter kommen in meinem Leben und auch gegenüber meiner besten Freundin beweisen, wie dankbar ich ihr für alles bin.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen werfe ich die Bettdecke von meinem Körper und stehe auf. Entschlossen schnappe ich mir die nächst beste Jeans und ein schlichtes Shirt. Ein Blick auf den Wecker zeigt mir, das es nun bald 23 Uhr ist. Die anderen beiden müssten also mittlerweile tief in ihre Träume gesunken sein, so das sie nichts von meiner nächtlichen Aktion mit bekommen würden.

Ich nehme meine Schuhe und eine leichte Jacke und verschwinde auf leisen Sohlen aus meinem Zimmer. Die Schuhe ziehe ich erst draußen an, um die anderen nicht aus dem Schlaf zu reißen.

Draußen die Schuhe gebunden und die Jacke übergezogen, verschwinde ich hinter dem Haus, wo ein altes typisch holländisches Fahrrad an der Hauswand lehnt.

Auf das klapprige Fahrrad gestiegen verlasse ich das Grundstück und fahre hinaus in die dunkle Nacht. Über mir blinken tausende von wunderschönen Sternen. Mitten im schwarzen des Universums, der geheimnisvolle Vollmond. Wie ich finde haben Monde immer etwas mysteriöses an sich. Als würden sie ein Geheimnis verbergen und dabei nachts über dich wachen.

Die Straße verlassend biege ich nach rechts auf eine kaum beleuchtete Straße, die mir eine Gänsehaut verleiht. Ob meine Idee wirklich so gut war?

Ich bin allein auf weiter Flur. Mitten in der Nacht. Irgendwo in einer Stadt, die ich nicht einmal wirklich kenne. Das ich den Weg kenne, liegt nur allein daran, das ich ihn erst gestern Morgen gefahren war. Ich selbst weiß nicht, wie ich mir diesen Weg hatte merken können, wo ich doch sonst eine Orientierung ähnelnd einer Erbse habe.

Meiner Erinnerung nach dauerte der Weg mit dem Auto eine halbe Stunde, so werde ich wohl ein paar Minuten mit dem Fahrrad noch drauf rechnen können. Kann ich das denn überhaupt verantworten? So spät noch dort auf zu tauchen? Eigentlich ja nicht, aber egal. Nun soll es kein zurück mehr geben. Ich darf nicht noch einmal mir klein bei geben. Diese Nacht werde ich mich zusammenreißen. Ich werde meinen Plan durch setzen. Koste was es wolle. Es ist die Zeit gekommen mein Können unter Beweis zu stellen.

Nach einer Weile liegen die stillen Gässchen der vielen Wohnhäuser hinter mir und vor mir baut sich der Stadtteil Haarlems auf. Ich fahre mit dem Fahrrad mittlerweile mitten auf einer Hauptverkehrsstraße. Hier sind trotz der Uhrzeit noch einige Autos unterwegs, die mich immer wieder überholen. Außerdem muss ich des öfteren wegen roten Ampeln und Kreuzungen anhalten, was mir mehr Konzentration auf den Verkehr ab verlangt.

Auf der Hälfte des Weges fängt es urplötzlich an wie aus Eimern zu schütten. Der warme Sommerregen prasselt ununterbrochen auf meine Schultern und lassen schnell meine Jacke durch weichen. Trotzdem trete ich tapfer weiter in die Pedalen.

Nach einer knappen Stunde Fahrt komme ich an meinem Ziel an. Vollkommen durchnässt steige ich ab, schließe das Fahrrad an einer Laterne an und stelle mich meinem Zielpunkt entgegen.

Mit klopfendem Herzen betrachte ich das Backsteinhaus. Kein einziges Licht scheint aus den Fenstern. Er scheint zu schlafen. Sollte ich das wirklich tun? Sollte ich ihn aus dem Schlaf klingeln? Alles in meinem Körper widersetzt sich meinem Vorhaben, doch möchte ich nicht umsonst den Weg gefahren sein.

Außerdem würde ich es mir nie verzeihen, so kurz vor dem Ziel, auf zu geben. Nein, das kommt mir nicht in die Tüte. Ich gehe da nun hin und drücke auf die bescheuerte Klingel. Ganz egal was er von mir denken mag, wenn er die Tür öffnet.

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Einen wunderschönen Abend euch allen 👋

Endlich kommt wieder ein Kapitel. Ich hoffe die steigende Spannung entschädigt etwas das Warten. 😧

Bei wem fangen diese Woche die Sommerferien an?😍😳

Eure ~lissi💖

Junge Liebe ganz groß! ❤ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt