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Erstmal schaue ich in ihre verdutzten Gesichter. Oder eher geschockt. Oder doch eher überrascht. Auf jeden Fall schauen sie mich mit halb heruntergeklappten Kinnlade an. Hab ich etwas Falsches gesagt? Ich hoffe ja mal nicht.

"W...was?", stottert Hobi schließlich.

Ich antworte nicht, sondern hebe das alte Instrument hoch das auf dem Küchentisch liegt. Ich fahre nochmal vorsichtig mit meinen Fingerspitzen über die abgenutzten Gitarrenseiten, höre die entfernten melodischen Klänge der Gitarre als mein Vater darauf herumgespielt hat und spüre die angenehme Wärme die die eiskalte Wohnung erhellt hat.
Diese Gitarre. Sie ist alles was ich noch von ihm habe. Doch ich will dass sie sie bekommen.

Als ich das Instrument betrachte, lächele ich. Denn ich verabschiede mich jetzt wirklich von ihm. Doch vergessen, das werde ich nie.

"Bitte.", sage ich leise, reiche sie ihnen dann. Doch sie nehmen sie nicht entgegen.

"Das geht nicht, Pearl..."

"Ich will es aber so. Es ist richtig so."

Jin lächelt ebenfalls. Doch er ist der einzige von ihnen. Er steht auf, kommt zu mir rüber und greift nach dem Griff, schaut sie sich dann genauer an.

"Pearl.", sagt er dann angenehm ruhig, "Das ist ein wundervolles Geschenk. Ein so reiner Gedanke dahinter. Wir alle sind dir sehr dankbar für diese schöne Geste.
Aber das größte Geschenk das du uns machen kannst, ist, wenn du uns etwas vorspielst. Diese Gitarre gehört zu dir, sowie du zu uns. Du kannst das doch nicht für uns aufgeben. Pearl, behalte sie, in Ordnung kleine Maus?"

Er lächelt, drückt mir dann die Gitarre wieder in den Griff.

"Ich...", murmele ich etwas überrumpelt.
"Jin. Ich liebe deine Worte. Ich liebe euch. Aber bitte, nehmt sie an. Das ist alles was ich will."

Ich hebe meinen Blick und schaue sie an, lächele dann.

"Es wird mich glücklich machen. Ich verbinde die beiden schönsten Dinge meines Lebens zusammen. Es ist nicht viel, also nehmt es an. Bitte."

Jin schaut mich noch eine Weile an, senkt dann den Blick und nimmt die Gitarre zurück.

"Du bist wirklich ein Dickkopf, Pearl.", lacht er geschlagen worauf ich strahle.

"Das habe ich von meiner Mutter.", lache ich. Ja, ich habe einen starken Willen. Anscheinend habe ich denselben Charakter wie Mom. Einen aus Gold hat Dad immer gesagt.

Jin wuschelt mir durch die Haare, setzt sich dann wieder zurück auf den Stuhl.

Zeitsprung

"So, Leute. Trainieren wir nur noch den mittleren Part. Jimin, achte etwas auf deine Posen.", ruft die Chreographin. Seit 2 Stunden üben die Jungs schon die neue Choreographie, und jetzt sind die meisten schon völlig aus der Puste und komplett verschwitzt. Vielleicht war es doch keine gute Idee alles in einen Tag zu quetschen: das große Fotoshooting und das anstrengende Tanztraining. Aber naja, die Jungs sind immerhin Idole, da wird auch vieles von ihnen verlangt. Natürlich feuere ich sie an, denn es sieht so hammer aus!

Jin hat mir vor dem Training noch seine Jacke auf die Schulter gelegt, da er meinte sie würde ihn bloß stören. Wieso hat er sie denn dann überhaupt mitgenommen?

So sitze ich kauernd im Schneidersitz mit einer riesigen grünen Jacke in einer Ecke, beobachte sie fasziniert während ich meinen Malblock auf dem Schoß liegen habe und etwas da drin herumkritzele.

"Können wir nur eine kurze Pause einlegen?", schnauft Suga.

Die Trainerin schaut sie streng an. "2 Minuten." Dann zieht sie sich eine Packung Zigaretten aus der Tasche und verschwindet mit schnellen Schritten aus der Halle.

Müde hechelnd schlendern sie zu mir rüber. Ich werf ihnen sofort jedem seine Wasserflasche entgegen, die jeder geschickt auffängt. Außer Kookie. Der lässt sie einfach erschöpft gegen sich prallen ohne auch nur versuchen sie aufzufangen.

"Was zeichnest du?", fragt Rapmon müde und lässt sich neben mich nieder.

"Euch!", zwitschere ich und zeige ihm die Skizze von den kleinen herumzappelnden Figuren.

"Hübsch.", meint V der sich über die Zeichnung gelehnt hat.

Die anderen Jungs lassen sich schließlich auch schwer atmend auf den Boden fallen, legen sich hin und verdecken ihre Augen mit ihrem Arm. Ich schaue eine Weile auf ihre sich schnell hebenden und senkenden Oberkörper. Man, die sind wirklich erschöpft.

"Ihr seid doch vollkommen müde... Denkt ihr nicht es wäre besser für heute Schluss zu machen?" Upps, ich glaube ich habe gerade den besorgtesten Blick auf der Welt drauf. Ja, ich bin schlecht darin Emotionen zu verstecken. Doch sie sind mir wirklich sehr wichtig. Ich will dass es ihnen gut geht.

Jimin lächelt mich an.

"Mach dir keine Sorgen, Pearl."

"Aber Oppa. Schaut euch doch mal an. Ich könnte mit dem Trainer sprechen. Wenns zu viel ist dann sagt es. Überanstrengt euch nicht, ja?"

"Klar! Es ist so niedlich wie du dich um uns sorgst!", lacht Hobi uns streicht mir durch das Haar.

"Das ist nicht niedlich. Ich mach mir ernsthaft Sorgen.", motze ich.

"Das wissen wir, aber uns geht's gut. Ehrlich."

Ich schau Jimin noch mal lange an. Hm, na gut. Wenn sie meinen.

"So, weiter jetzt!", ruft die Trainerin als sie wieder den Raum betritt.

Die Jungs trinken noch nen Schluck, reichen mir dann wieder ihre Wasserflaschen die ich fein säuberlich neben mir aufstelle, dann stürmen sie wieder auf die Tanzfläche.

Ich kuschel mich wieder in die Jacke, seufze und kritzel weiter.

Im Hintergrund höre ich wie die Musik wieder angeht und wie der Trainer die Schritte zählt. Ich wippe meinen Fuß leicht im Rythums der Musik. Doch plötzlich höre ich ein lautes Poltern, und so strecke ich erschrocken den Kopf in die Luft.

Kookie ist gestürtzt und rollt nun mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden rum. Panisch springe ich auf, laufe zu ihnen rüber und rutsche an meinen Knie zu ihm rüber.

"Kookie! Alles in Ordnung? Hast du Schmerzen? Was ist passiert?"

Er aber stöhnt nur vor Schmerz und hält sich sein Schienbein.

"Jungkook!", rufen die Jungs erschrocken und knien sich neben mich auf den Boden.

"Ich glaub er hat sich verletzt. Er muss in ein Krankenhaus. Am Besten jetzt gleich.", meint Jin besorgt.

Ich nicke eifrig, schlinge meine Arme um seinen Oberkörper und versuche ihn hochzuheben.

"Helft mir Leute! Bitte! Ich krieg ihn sonst nicht hoch!"

Namjoon nickt, legt seine Arme um ihn und hebt ihn allein hoch.

"Sei vorsichtig...", murmele ich, beobachte dann wie Rapmon den verletzten Kookie aus dem Zimmer trägt.

Nein, bitte nicht...

BTS Fanfiction // Clumsy LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt