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Erinnerst du dich noch an Lizzi? Gleich nachdem ich aus dem Krankenhaus geflohen bin habe ich sie mithilfe eines Münztelefons angerufen und gefragt, ob ich etwas bei ihr unterkommen kann. Sie meinte zwar dass sie im Moment mit ihrem Freund auf Reisen ist, dass allerdings ein Schlüssel unter der Fußmatte liegt und ich willkommen bin.

Ich kann jetzt nicht einfach wieder zu den Jungs, obwohl alles was ich besitze bei ihnen liegt. Aber naja, ist sowieso nicht viel.

Mit hängendem Kopf gehe ich dann in Lizzis Wohnung. Geräumig, denke ich. Größer und sauberer als meine alte Wohnung und doch sehr viel kleiner als das BTS Dorm. Im Moment hätte es allerdings auch eine Brücke getan. Nur schlafen möchte ich. Und nachdenken. Und weinen.
Hauptsächlich aber schlafen. Da muss ich nicht nachdenken oder weinen.

Eine Woche bin ich schon bei Lizzi. Die Jungs habe ich nicht mehr wiedergesehen. Sie fehlen mir. Aber ich sagte doch schon damals dass ich nur eine Belastung für sie bin. Sie wollten es nicht glauben, und jetzt haben wir den Schlamassel. Ich hoffe bloß sie suchen nicht nach mir...

Ach was rede ich da wieder für einen Blödsinn! Ist doch sowieso alles Scheiße.
Die Albträume sind übrigens sehr viel schlimmer geworden. So schlimm, dass ich Angst davor habe meine Augen zu schließen. Ich bin sowas von wütend. Es brodelt förmlich in mir. Diese Schwäche. Abartig. Ich bin wütend auf mich selbst.

Wieso kann ich nicht mein scheiß Leben gebacken bekommen?!

Beruhige dich, Pearl. Tief ein, tief aus. Ich muss jetzt nur überlegt handeln, das ist alles. Meine Schritte sorgfältig planen und meine Emotionen endlich in den Griff bekommen. Und vielleicht wird die Welt dann auch gleich besser.

Da ich nicht schlafen will gehe ich nachts gerne spazieren. Es macht mir den Kopf frei und bringt mich auf andere Gedanken. Und trotzdem sehe ich oft die verbrannten Gesichter meiner Eltern vor meinen Augen. Wieso verbrannt? Das frage ich mich oft. Doch ich sehe sie nun halb geschmolzen in meinen Träumen. Vielleicht ist es ja ein Trauma.

Wieso bin ich wieder so eine Heulsuse? Ich bemitleide mich selbst. Wie armseelig. Ich hasse das. Aber momentan weiß ich nicht einmal mehr wo vorne und rückwärts ist. Ich bin einfach durcheinander.

Es hat zu schneien aufgehört. Der Frühling steht nun vor der Tür. Ich spüre schon wie die Tage länger und wärmer werden, so warm dass meine Jeans nun sehr angenehm zu tragen ist.

Seufzend laufe ich unter den glühenden Straßenlaternen herum. Gott sei Dank habe ich die Jeans damals bei mir gehabt, sonst hätte ich wohl oder übel nochmal zu ihnen zurück kriechen müssen.
Ich will sie nie wieder sehen.

Allein schon dass Lizzis Wohnung so nah an meiner alten ist bereitet mir Sorgen. Was ist wenn ich ihnen eines Tages über den Weg laufe? Ich glaube dann würde ich brechen. Hoffentlich wird es niemals wieder dazu kommen.

Erschöpft setze ich mich auf eine etwas abgelegene Bank im Park. Ich bin völlig müde, ich will einfach nicht mehr schlafen. Sonst bekomme ich wieder diese schrecklichen Panikattacken. Aber das Schlimmste ist dass ich kurz bevor ich aufwache die Gesichter der Jungs sehe. Schmerzhaft genau.

Ich mag diese Bank hier. Von hier aus kann ich den Sonnenaufgang betrachten. Der Himmel färbt sich orange und purpur und taucht die Welt in ein warmes, ehrliches Licht.

Leicht lächelnd sinke ich etwas auf der Bank runter, höre meinem Atem zu und schaue einfach der Welt zu, die langsam aufsteht und mir Leben vollgehaucht wird.

Schön, murmele ich in Gedanken. Könnte ich doch nur jeden Morgen hier sitzen können und aufhören zu denken. Es tut gut nicht denken zu können. In solchen Momenten scheint die Welt schön und in Ordnung. Einfach perfekt. Das Schlechte schweift davon und ein neuer Tag bricht an. Eine neue Chance alles wieder in den Griff zu bekommen.

Schön wärs.

Plötzlich werde ich an der Schulter gepackt. Erschrocken schnelle ich hoch und drehe mich um, doch da trifft mich der Schlag.

Dieses Gesicht.

Ich kenne es.

Es ist mein alter Boss. Und er sieht nicht gerade glücklich aus. Ganz im Gegenteil: er sieht völlig am Ende und absolut in Rage aus.

"Du Miststück!", brüllt er worauf ich zusammenzucke, "Weißt du was diese Typen mit mir gemacht haben die du zu mir geschickt hast?! Weißt du das, hä?!"

Verängstigt und wie paralysiert bleibe ich stehen, schaue in die vor Wut funkelnden Augen meines alten Bosses.

"Sie sind zu mir gekommen und haben mich erstmal angebrüllt. Als ich diesem einen Jungen dann ins Gesicht geschlagen habe, haben sie mich verdroschen! Sie waren verdammt nochmal zu 5, und ich allein! Ich weiß nicht wie, aber sie haben es geschafft mir alles wegzunehmen! Das Diner, die Mädels, und dich du verdammte Schlampe!"

Lauf weg!, schreit eine Stimme in meinem Kopf, doch ich kann mich nicht rühren.

Mein Boss schaut einmal nach links, einmal nach rechts, grinst dann dreckig.

"Du bist jetzt allein, stimmts? Die Jungs sind nicht mehr bei dir. Verlassen. Abgesetzt. Klar, wer will schon jemand wie dich... Ein schmuddeliges, ekelhaftes Flittchen. Nutzlos und ungewollt."

Er schleicht langsam um die Bank herum während mir die ersten Tränen über die Wange laufen. Ja, ich bin allein. Und ja, niemand will mich.

Die Tränen nehmen immer zu. Langsam streicht er mit seinen kalten Fingern über meine Haut, was mich panisch zurückschrecken lässt.

"Verdammte Scheiße! Fassen sie mich nicht an!", schreie ich wütend, doch er lächelt nur. Ich muss mir unbedingt was besseres einfallen lassen.

"Die Jungs kommen gleich! Sie sind ganz in der Nähe! Wenn ich Sie wäre, dann würde ich jetzt verschwinden! Und zwar sofort!"

"So allein...", murmelt er.

Okay, ich habe meine Meinung geändert. Ich brauch die Jungs. Bitte bitte bitte es soll jetzt jemand kommen. Egal wer!

"Wenn Sie mich anfassen dann rufe ich die Polizei!", bluffe ich. Ich hab ja nicht mal ein Handy...

"Hör auf zu lügen zu Schlampe!", faucht er wütend, schlingt dann seine Arme um mich und klemmt meine Arme so ein.

"Hören Sie auf!", schreie ich wütend und versuche mich aus seinem Griff zu rappeln, doch er hält mich zu fest. Ich kann nicht mehr entkommen.

"Zappel nicht so rum du blöde Hure!", brüllt er etwas belustigt, gleitet dann mit seinen schmuddeligen Händen an meinen Hintern.

"Auhören du verschissener Perversling!"

"Stell dich nicht so an.", lächelt er, worauf ich wütend und panisch schreie.

Plötzlich bratet ihm einer eine über und mein alter Boss klappt einfach zu Boden.

BTS Fanfiction // Clumsy LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt