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Seine kalten Blicke durchbohren mich, doch ich darf es mir nicht anmerken lassen. Ich muss mit ihm reden.
"I..Ich.. Ich muss mit dir reden, Danny", antworte ich ernst und schaue ihm direkt in die Augen. Es fällt mir zwar schwer, doch ich muss es tun.
"Du musst nichts, Grace. Geh lieber Heim", gibt er mit einem kalten Blick von sich und läuft an mir vorbei. Diesmal gebe ich jedoch nicht auf. Ich laufe ihm hinterher und packe ihn am Arm. "Doch, ich muss! Ich muss, denn ich kann nicht mehr. Verstehst du? Meine Gedanken plagen mich Tag und Nacht. Ich kann an nichts anderes mehr denken, außer an dich. Warum tust du mir das an? Warum bist du damals gegangen? Warum bist du jetzt wieder hier? Warum bist du so.." Ich halte inne und er schaut mir in die Augen.
"So?"
"..So fremd? Ich erkenne dich nicht wieder, Danny. Was habe ich dir getan? Sag es mir. Ich bitte dich", füge ich schließlich hinzu und versuche mir die Tränen zu unterdrücken. Während es mir schwer fällt ihm diese Worte zu sagen und ein Kloß sich in meinem Hals bildet, zeigt er keine Emotionen in seinem makellosen Gesicht. Er ist wieder kalt und distanziert.
"Geh, Grace", gibt er schließlich von sich und läuft zur Haustür. Geschockt von seinem eiskalten Verhalten, stehe ich immer noch am selben Fleck.
"Nein.. Nein, ich werde nicht gehen, bis du mir Antworten gibst! Ich werde hier vor deiner Haustür warten und sollte es auch Tage dauern, ich werde nicht gehen. Ich habe es satt. Ich bin an meiner Grenze angekommen. Ich kann nicht mehr. Verstehst du?..-", zische ich wütend, doch diesmal unterbricht er mich.
"Der alte Danny existiert nicht mehr, Grace. Hör auf ihn zu suchen, denn du wirst nur enttäuscht werden. Halte dich einfach fern von mir", und damit schlägt er die Tür vor meiner Nase zu.
"Ich werde genau hier warten, Danny. Ich werde nicht gehen, bis du mir Antworten gibst. Hörst du?", rufe ich ihm wütend hinterher und setze mich vor seine Haustür. Egal was er mir auch sagen wird, ich werde nicht aufgeben. Ich halte mich an meine Worte. Während der Regen über mir zunehmend ziemlich stark wird, bleibt mein Ego dennoch stärker. Er muss mit mir reden. Mir Antworten liefern, auf die ich so lange gewartet habe, denn ich kann nicht mehr. Einerseits bin ich glücklich ihn endlich wieder bei mir zu haben, doch andererseits tut mir seine Nähe weh. Er ist zwar hier, aber dennoch so fern. Mir ist bewusst, dass Menschen sich im Laufe der Zeit ändern, doch jede Veränderung hat seine Gründe. Vor allem hat man Gründe, wenn man Menschen so plötzlich nicht mehr in seinem Leben haben will und diese soll er mir nennen. Mehr will ich nicht. Wenn ich etwas falsch gemacht oder ihn unbewusst damals verletzt haben sollte, dann will ich das wenigstens wissen. Er soll es mir sagen und ich lasse ihn gehen, so schwer es mir auch fallen wird.

Einige Stunden vergehen, in denen ich alleine mit meinen Gedanken und Erinnerungen kämpfe. Bis jetzt sitze ich immer noch vor seiner Tür und warte. Er ist schon immer hartnäckig und stur gewesen, doch ich kann ihm in der Hinsicht definitiv das Wasser reichen und das weiß er auch.
Mittlerweile bin ich auch komplett durchnässt und langsam wird es dunkel draußen. Am Verhungern bin ich zudem auch noch, doch ich werde nicht gehen. Spätestens morgen muss er die Tür öffnen, weil er bestimmt zur Arbeit muss. In der Hinsicht bleibe ich stur.
Seufzend lehne ich mich an die Wand und wärme meine eiskalten Hände in meiner Jackentasche. Wenn ich noch länger hier warte, wird mich spätestens morgen eine fette Erkältung ebenfalls begrüßen. Das ist mir klar, doch Aufgeben werde ich niemals. Lange muss ich zudem danach auch nicht mehr warten, denn genau im selben Moment wird die Tür neben mir schließlich geöffnet. Erwartungsvoll schaue ich nach oben und sehe Danny, der mich genervt und irgendwie auch erstaunt betrachtet.
"Warum bist du so stur?", gibt er genervt von sich.
"Die Frage kann ich nur zurückgeben", antworte ich ernst, woraufhin er erstmal gar nichts sagt. Er schaut mich mit einem ernsten und kalten Blick an, bis er dann schließlich zur Seite tritt.
"Komm rein", gibt er mit einer kalten Stimme von sich. Ich richte mich auf und schaue ihn diesmal erstaunt an. Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, während ich an ihm vorbeilaufe und mich ins Wohnzimmer begebe, welches dem Bild in meiner Erinnerung nicht mal annähernd ähnelt. In der Mitte des Zimmers ist nur das große Sofa von damals, vor dem ein kleiner Glastisch steht, und ein Fernseher an der Wand. An den großen Fenstern hängen große dunkle Gardinen, die das Zimmer abdunkeln und finster machen. Während damals das Haus einen Ort des Sonnenscheins für mich bildete, herrscht nun eine absolute Dunkelheit. Ich bin ziemlich geschockt und auch sehr verwirrt. Mir ist natürlich bewusst, dass das Haus damals leer geräumt wurde. Doch wenn Danny nun hier ist, warum lebt er dann in so einem Zustand? Hier ist es einfach nur dunkel und die Atmosphäre ist bedrückend. Die großen kahlen Wände, an denen damals bunte Bilder dem Raum Leben geschenkt haben, machen dies umso unerträglicher. Wie kann er es hier drin aushalten? Ich würde durchdrehen.

StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt