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Nervös streiche ich mir eine Strähne hinters Ohr und versuche das laute Klopfen meines Herzens zu ignorieren. Seitdem ich wach bin, begleitet mich dieses angespannte Gefühl schon. Doch jetzt, wo ich im Taxi sitze und in ein paar Minuten mein Ziel erreiche, ist dies wirklich am unerträglichsten. Es fällt mir unglaublich schwer klare Gedanken fassen zu können und irgendwie habe ich auch Angst.
Angst vor dem was auf mich zukommen wird.
Angst zu versagen und unsere einzige Chance damit zu verlieren.
Seufzend packe ich aus meiner Handtasche einen kleinen Spiegel aus und checke nochmal schnell ab, ob auch immer noch alles perfekt sitzt. Da dieser Hanson anscheinend mega perfektionistisch sein soll, habe ich heute umso mehr auf mein Äußeres geachtet, sodass ich zumindest nicht deshalb schon verlieren kann. Mein Outfit besteht aus einer engen, schwarzen Jeans und einem grünen Hemd, welches gut zu meinen Augen passt. Kombiniert mit meinen schwarzen High Heels und der Handtasche wirkt es wirklich ziemlich elegant. Meine Haare habe ich heute morgen noch schnell geglättet, deshalb trage ich sie offen. Zwar nerven sie mich aufgrund ihrer Länge schon ein bisschen, aber heute muss alles perfekt laufen.
"Wir sind da, Miss", gibt der Taxifahrer plötzlich von sich und gespannt beobachte ich, wie er das Taxi vor einem riesigen Eingangstor hält. Meine Augen weiten sich geschockt, als ich das luxuriöse Wohngrundstück und vor allem die Villa vor mir habe. Ich wusste zwar, dass er sehr viel Geld besitzt, doch sowas habe ich echt nicht erwartet und vorher auch noch nie selbst mit eigenen Augen gesehen. Solch einen Luxus kenne ich nur aus Filmen.

Nachdem ich bezahlt habe, bedanke ich mich und steige aus. Der Taxifahrer fährt dann auch direkt weiter und ich drehe mich zum Eingangstor um. Lasse meine Blicke nochmal über den riesigen Garten schweifen, in dem jede Hecke und jede Blume perfekt aussieht. Seine Art zeigt sich selbst in seinem Garten.
Zögernd klingel ich und warte, bis dann aus dem Lautsprecher eine weibliche Stimme mit mir spricht.
"Hallo?"
"Äh..Guten Tag, mein Name ist Grace Grey. Ich habe mich als Nachhilfe beworben und hatte heute ein Gespräch mit Familie Hanson", erkläre ich ihr, woraufhin sie sagt, dass ich eintreten dürfe und gleich darauf sich das große Eingangstor automatisch öffnet. Nervös trete ich ein und stehe nach einigen Minuten auch schon im Flur der riesigen Villa, wo ich warten soll, da die Angestellte über mein Dasein Bescheid geben gegangen ist. Je länger sie braucht, desto schlimmer wird das Klopfen meines Herzens. Nervös lasse ich meinen Blick über den Flur schweifen, welcher wahrscheinlich größer ist als unser ganzes Haus. Es ist, wie ich auch erwartet habe, ziemlich modern eingerichtet, aber nichts für mich. Mir fehlt das Leben in solchen Einrichtungen, die einfach nur kahl und luxuriös sind. Es hängen nicht einmal Bilder von der Familie an den Wänden, also definitiv nicht mein Geschmack.

Im selben Moment erscheint auch schon die Angestellte wieder und sagt, dass ich ihr folgen soll. Sie führt mich durch den langen Flur, welcher mir persönlich endlos erscheint, bis wir dann vor einer großen Tür stehen bleiben. Höflich klopft sie an der Tür, bis eine tiefe Stimme im Raum ihr die Genehmigung mit einem stumpfen 'Herein' gibt. Daraufhin öffnet sie die Tür und nickt mir zu. Ich trete in den großen Raum, welcher anscheinend das Büro von Hanson darstellt, und höre wie die Angestellte die Tür hinter mir wieder schließt.
Meine Blicke fallen sofort auf den schwarzen Bürostuhl aus Leder, welcher mit dem Rücken zu mir steht und auf welchem Hanson sitzt, der aus dem Fenster starrt.
Die Nervosität, welche mich schon die ganze Zeit über begleitet hat, steigt mir glatt über den Kopf. Am liebsten würde ich direkt wieder den Raum verlassen, doch ich tue es für Danny. Ich habe keine andere Wahl und darf mir die Chance nicht entgehen lassen. Mit diesen Worten gebe ich mir Mut.
"Guten Morgen, Mr. Hanson. Mein Name ist Grace Grey und ich..-", beginne ich in einem höflichen Ton zu sagen, als er mich plötzlich unterbricht.
"Ich weiß, wer du bist..", gibt er mit seiner tiefen Stimme von sich, woraufhin meine Knie langsam zittrig werden und mir die Farbe vom Gesicht weicht. Er weiß, wer ich bin? Soll das heißen, dass er weiß, dass ich Dannys Freundin bin?
Langsam dreht sich der Bürostuhl und das Gesicht, welches ich schon durch meine Recherche kenne, sitzt mir nun live gegenüber. Er sieht einfach eins zu eins so aus wie auf den Fotos. Äußerlich so um die Mitte fünfzig, mit einem leichten Bauch und einer Glatze, wodurch sein grauer Bart in den Mittelpunkt rückt. Zudem trägt er einen teuren Anzug und einen fetten Gold Ohrring an seinem rechten Ohr, genau wie auf dem Foto im Internet. Sein Aussehen gleicht definitiv den Gerüchten über seinen scheußlichen Charakter, auf den ich am meisten gespannt bin.
"..Pünktlichkeit scheint schon mal nicht zu deinen Stärken zu gehören."
Geschockt werfe ich einen Blick auf die Wanduhr über ihm, die fünf nach neun anzeigt.
"Du solltest um Punkt neun Uhr hier erscheinen und du kamst um vier nach hier rein. Und so willst du dir den Job ergattern? Vor allem.. So willst du meiner Tochter etwas beibringen?", meint er knallhart und ohne Gnade, was für mich schon direkt alle Gerüchte bestätigt. Er ist scheußlich und eiskalt. In mir baut sich ein Hass auf, doch ich verdränge dies wieder. Ich muss ruhig und höflich bleiben. Ich muss diesen Job bekommen für Danny.
"Es tut mir Leid, Sir. Mein Taxi stand im Stau, aber ich sehe meinen Fehler ein und gebe Ihnen komplett recht. Ich hätte viel früher aus dem Haus gehen müssen und ich vergewissere Ihnen, dass dies nie wieder vorkommen wird", meine ich höflich und starre ihm dabei in seine braunen Augen, ohne auch nur eine Sekunde wegzusehen. Er soll niemals auf die Idee kommen, dass er mich einschüchtert oder mir Angst macht. Dies würde er sonst wie bei allen anderen nur ausnutzen.
Mit einer ernsten Miene mustert er mich von unten nach oben, was mich schon anekelt, doch ich bleibe ruhig. An meinen Augen bleiben seine Blicke schließlich hängen und er lehnt sich nach hinten.

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