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"Äh.. Ich..", stottere ich verwirrt über seine Reaktion und im selben Moment fällt mir auch ein, dass ich seine Stimme ebenfalls kenne. Er muss wohl dieser Stephen sein, von dem Danny sprach. Ich würde ihn so circa auf fünfundzwanzig schätzen und um ehrlich zu sein, habe ich ihn mir irgendwie ganz anders vorgestellt. Äußerlich wirkt er ziemlich anständig und harmlos. Man würde niemals auf die Idee kommen, dass er einmal für Hanson gearbeitet hat. "..Ja, die bin ich."
"Tut mir Leid für unser.. nun ja.. nicht gerade sympathischem Verhalten an dem Abend. Wir hatten einen schlechten Tag gehabt", erklärt er mir höflich und grinst verlegen. Auch mir huscht nun ein kleines Schmunzeln über die Lippen.
"Schon vergessen."
"Mein Name ist übrigens Stephen."
"Grace", gebe ich lächelnd von mir, welches er ebenfalls erwidert.
"Grace.. Ein sehr schöner Name. Schön dich kennenzulernen."
"Danke. Ebenso."
"Danny scheint sehr viel an dir zu liegen. Bist du etwa seine Herzensdame?", fragt er mich neugierig, während er ebenfalls beginnt die Dinge aus seinem Korb auf dem Kassenband zu verteilen. Die Frage hätte ich nun wirklich nicht erwartet und sofort merke ich, wie mein Gesicht wieder beginnt vor Scham zu glühen.
"Wir sind gute Freunde. Nur Freunde. Mehr nicht", antworte ich verlegen und meide die blauen Augen, die mich mit diesem amüsierten Grinsen auf den Lippen betrachten.
"Wirklich? Das ist ja schade für ihn. Auf so ein bezauberndes Fräulein trifft man nicht jeden zweiten Tag.."
Versucht er gerade mit mir zu flirten oder bilde ich mir das nur ein?
"..Woher kennst du denn unseren alten Danny, wenn ich fragen darf? Seid ihr schon lange befreundet?"
"Sehr lange sogar. Um genau zu sein, habe ich ihn im Kindergarten kennengelernt."
Erstaunt sieht er mich an.
"Wow, das nenne ich mal eine lange Zeit. Krass."
Da ich nun an der Reihe bin, widme ich meine Aufmerksamkeit der Kassiererin vor mir und lege die Sachen nach und nach in eine große Tüte, die schließlich am Ende komplett voll und schwer ist. Danach zahle ich noch, woraufhin Stephen mich darum bittet kurz auf ihn zu warten, da er auch ebenfalls noch schnell zahlen muss und mich anscheinend etwas wichtiges fragen will. Verwirrt gebe ich nach und warte vor der Tür auf ihn, bis er dann auftaucht.

"Hast ja wirklich gewartet. Danke", gibt er erstaunt von sich und grinst.
"Warum? War das etwa nur eine rhetorische Frage von dir?"
"Natürlich nicht. Eigentlich wollte ich mal mit dir über Danny sprechen. Ich habe einige Fragen und da du ihn schon sehr lange kennst, bist du die geeignete Person dafür."
Vorwurfsvoll hebe ich eine Augenbraue und verschränke meine Arme vor der Brust.
"Was für Fragen? Ich werde bestimmt nicht Dinge über meinen Kindheitsfreund einem mir Fremden verraten, während er nicht da ist. Falls du sowas suchst, muss ich dich enttäuschen. Da bin ich definitiv die falsche Adresse", erwidere ich stur.
"Alles gut. Bitte bestrafe mich nicht, Miss.." Lachend hebt er seine Hände in die Luft, bis er sich dann allmählich wieder beruhigt. "..Warum sollte ich sowas von dir verlangen? Danny ist ein sehr guter Freund von mir und ich würde ihn nie auf irgendeine Weise ausspionieren wollen. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte nur mit dir über ihn sprechen, weil ich mir Sorgen mache."
"Sorgen? Ist etwas passiert?", frage ich ihn besorgt.
"Nein, das nicht. Du wirst sehen, was ich meine..", antwortet er und ich nicke nur. "..Aber nicht hier vor dem Supermarkt, oder? Wir könnten auf die andere Straßenseite zur Bäckerei und mit einem warmen Getränk sprechen. Das wird auch deiner Stimme gut tun, da du ziemlich erkältet klingst. Na, was sagst du, meine Lady?"
Seufzend gebe ich nach und sage zu, da ich wissen will, warum er sich um Danny sorgt. Erfreut bedankt er sich bei mir und gerade als ich meine Tüte heben will, kommt er mir schon zuvor.
"Eine so schwere Tüte ist nicht gut für deinen Rücken. Vor allem nicht, wenn so ein Gentleman vor dir steht."
"Du hältst echt ziemlich viel von dir, wie ich bemerkt habe. Bist du immer so?", frage ich ihn und werfe ihm einen vorwurfsvollen Blick von der Seite zu, während wir die Straße überqueren.
Meine Frage zaubert ihm ein stolzes Grinsen auf die Lippen.
"Bei so einer hübschen Lady kann ich nicht anders.."
Auf die Aussage kann ich nur mit dem Kopf schütteln und die Augen verdrehen.
"..Danny kann sich echt glücklich schätzen. Er hat so ein bezauberndes Mädchen an seiner Seite, die sich um ihn sorgt. Irgendwie schade, dass du ihm so viel bedeutest. Andernfalls hätte ich dich nicht mehr gehen lassen", fügt er mutig hinzu und versucht mal wieder damit erfolgreich zu flirten, was ihm jedoch nicht gelingt.
"Erstens sind Danny und ich nur gute Freunde, wie auch schon erwähnt. Und Freunde sollten einem viel bedeuten und natürlich macht man sich da auch Sorgen. Zweitens stehe ich nicht auf Männer, die ständig versuchen mit billigen Flirtsprüchen bei mir zu landen", erkläre ich ihm und verschränke meine Arme vor der Brust. Überrascht starrt er mich mit offenem Mund an, bis er sich wieder einkriegt.
"Du hast nicht nur gutes Aussehen, sondern bist auch noch ziemlich intelligent und schlagfertig. Wird ja immer besser."
Ich glaube, ich höre nicht richtig.
"Hast du mir überhaupt zugehört?!"
"Jedem einzelnen Wort sogar, deshalb kam ich ja auf diese Feststellung, Süße..", antwortet er gelassen und trägt dabei dieses Grinsen auf seinen Lippen. Da wir nun vor der Bäckerei sind, hält er mir die Tür offen. "..Ladys first."
Mit ihm ein anständiges Gespräch zu führen, wird wohl wirklich anstrengend werden. Das spüre ich jetzt schon. Dankend trete ich ein und er folgt mir. Während er sich für einen Kaffee entscheidet, nehme ich mir einen warmen Tee, mit denen wir dann an einem freien Tisch Platz nehmen.

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