Kapitel 3

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Doppelupdate, wuhu!

Viel Spaß beim Lesen <3

×××

Ich hörte seine Schritte und sie kamen mir so nahe, dass diese endlose Mauer meinen Körper so beengte, dass ich mich machtlos und klein fühlte. Von oben sah sie überquerbar aus, als ich dann vor ihr stand sah sie aus, als könnte sie nichtmal von dem größten Menschen der Welt überquert werden können.

"Wer ist da!?", rief Walter in die Sackgasse, in der ich stand.

Und ich stand mit meinem Rücken zu ihm. Er hätte mich wunderbar verletzen können, einfach ein Stich in den Rücken und ich wäre wahrscheinlich verblutet.

Meine Augen senkten sich zu dem Bündel Pfeilen in meiner Tasche. Ich zog einen hinaus. Und ich klemmte ihn mir zwischen Fingern und Bogen, richtete das Werk auf den Boden und blickte über meine Schulter hinweg nach hinten, wo ich den Schatten des Mannes mit dickem Bauch und grauen Bart erkennen konnte.

Ich pustete mir eine Haarsträhne weg, die mir vor meinem Auge hing, und dann erkannte ich ihn genauer. Denn er kam näher auf mich zu. Und er hielt seinen Gehstock in den Händen, als wäre dieser eine erfolgreiche Waffe.

"Gib dich zu erkennen!", rief er mir zu, "Sonst muss ich dich gewaltsam stellen!"

Ich drehte mich um, mein Herz wog mehr als mein ganzer Körper. Meine Augen erblickten ihn. Mehrere Meter von mir entfernt. Und seine Augenbrauen verzogen sich, um mich genauer zu erkennen.

"Tritt näher!", sagte er energisch. Er wollte mich beherrschen. Von dem Moment an, in dem er mich sah, wollte er die Herrschaft über mein Ich gewinnen. Er wollte die Herrschaft über jeden haben. Und dabei verlor er seine eigene immer mehr.

Und ich trat näher.
Ich trat so nahe, so mutig, dass ich den Duft seines alten Körpers riechen konnte - gemischt mit Alkohol.
Ich glaube, ich hab seinen Geruch nie ohne die Verbindung zu Alkohol wahrgenommen.

Ich schaute in sein Gesicht und er in meines. Meine dunklen Haare umrahmen meine Gesichtsform und meinen Oberkörper. Sie verdeckten meine Brust und meinen Bauch. Und ich war in dem Moment dankbar dafür, denn er sah meinen Körper auf und ab, und dann klebten seine Augen an meinen fest, die versuchten, ihn so mutig es nur ging anzuschauen.

Damals wusste ich nicht, dass er in mir frisches Fleisch für seine Vorhaben sah. Dass er in mir kein kleines Mädchen sah, sondern jemand, der in die Geschichte eingehen könnte.
Ich wusste nicht, dass er mich von dem Moment an, in dem seine Augen in meine blickten, verderben wollte.

Er ließ den Stock in seinen Händen sinken, ich jedoch nicht den Bogen mit dem Pfeil, welchen ich, statt ihn unten neben meiner Figur zu halten, nach oben richtete. Direkt auf Walter, sodass die Pfeilspitze beinahe seine Stirn berührte.

"Walter?!", rief Luis aus dem Hintergrund, doch Walter ging nicht darauf ein. Er grinste mich stolz an, doch wusste ich nicht, worauf er denn so stolz war.

Er war stolz auf meinen Mut, ihm einen Pfeil an den Kopf zu halten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Obwohl in mir drinnen alles dagegen war, jede Faser meines Körpers gegen diese Handlung rebellierte.

"Wie ist dein Name, Kleine?", fragte er mich und sein Atem roch noch mehr nach Alkohol als sein Körper es tat. Ich verzog meine Nase.

"Das geht Sie-"

"Evangeline"

Ich schaute in die Richtung, aus der mein Name kam. Und ich sah keinen andern als Blondie, dem ich am liebsten auch einen Pfeil in den Kopf gejagt hätte, da er meinen Namen verraten hatte.

1896Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt