...Du bist mein Problem.
Du.Ich erstarrte, schaute ihm in seine Augen, die nun so düster und kalt wirkten. Meine Hand hielt das Stück Stoff, ließ es baumeln, und mein Kopf schwirrte um den Gedanken herum, was er meinte. Mein Hals erschien mir ganz rau und meine Haut fühlte sich kalt an.
"Wieso bin ich dein gottverdammtes Problem?", fragte ich ihn. Eine einfache Frage, die mich zum Brodeln brachte. Nicht nur mich, auch ihn. Er kam näher auf mich zu, stand direkt vor mir, und es kam mir so vor als hätte er mir all meine Lebenskraft entzogen.
"Du...du weißt es nicht..."
Wie hätte ich es auch wissen können?
"Was weiß ich nicht?!", fauchte ich, "Wie soll ich irgendetwas wissen, wenn du mir nichts erzählst!"
"Ich erzähle dir nichts?! Ich hab dir den gesamten Monat alles erzählt was geschehen ist!"
"Oh nein", hob ich meine Hände und schüttelte meinen Kopf, "Nein, das hast du nicht. Du hast mir nicht gesagt, was mit dir los ist. Was passiert ist, weshalb du dich so eigenartig verhältst!"
Er atmete tief durch. Seine Haare hingen ihm wieder in seinem Gesicht und seine Augen waren wild. Er hätte mich wahrscheinlich wieder am liebsten ertränkt. Hätte mich loswerden wollen. Ich konnte ihm diese Sehnsucht ansehen, ganz genau in seinem Gesicht ablesen.
"Du willst es ehrlich wissen? Du fragst nicht nur, da du Schiss hast, ich würde mich wieder in Gefahr begeben? Du willst wirklich wissen, was mit mir los ist?"
"Mein Gott, würde ich sonst fragen?!", keifte ich zurück. Ich konnte ihn einfach nicht mehr ertragen. Seine ganze Einstellung wurde zu einer Last. Dachte er wirklich, ich würde mich nicht für ihn interessieren? "Natürlich hoffe ich, dass du dich in keine Gefahr begibst, aber du verhältst dich so komisch und ich werde aus dir einfach nicht mehr schlau!"
Ich ging auf ihn zu, stand vor ihm und spürte die Wärme, die er ausstrahlte.
"Ich habe Angst um dich, wann verstehst du das denn endlich? Ich-, ich mach mir Sorgen um dich! Ich will nicht, dass dir etwas geschieht. Ich will, dass du gesund bist und es dir gut geht. Und ich will, dass du mit mir sprichst, wenn etwas los ist. Du brauchst dich doch nicht abzuschotten."
Ich weinte fast. An diesem Abend, in dieser Nacht, brachte mich vieles fast zum Weinen. Ich weinte aber nicht. Noch nicht.
"Schließ mich nicht auch noch aus, Thaddeus."
"Ich habe mich mein ganzes Leben lang von Menschen abgeschottet.", flüsterte er in den späten Abend hinein.
Deshalb fiel es ihm auch nicht schwer, Menschen zu beklauen...
Seine Augen schauten glasig über meinen Kopf hinweg. Er kämpfte wieder mit sich selbst. Seine Hände, zu Fäusten geballt, wurden von meinen berührt. Ich nahm ihm das Tuch aus der Hand, warf es mit meinem neben uns auf den Boden und lockerte seine verkrampften Hände, um sie zu halten.
"Was ist los mit dir? War es dein Vater...das mit deiner Lippe?"
Er nickte stumm, eine Träne rollte seine Wange hinunter. Dann blinzelte er, eine weitere rollte. Und so ging es immer weiter, bis seine Wangen rot und seine Stimme verschnupft war.
"Und wieso bin Ich dein Problem?"
Er sah von dem Horizont zurück zu mir. Seine Hände, die in meinen lagen, drückten die meine ganz sanft und vorsichtig. Er atmete unregelmäßig und seine Schluchzer wollte er unterdrücken.

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1896
Fiksi PenggemarDas 19. Jahrhundert scheint in den Augen von Evangeline nicht wirklich besonders zu sein. Sie verbringt ihre Tage auf dem Markt mit ihren Eltern, findet ihr Leben langweilig und hat für die Jungs aus dem Dorf, die sie am Stand besuchen, nicht viel ü...