Kapitel 27

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It's going to be lit, I tell ya.

×××

Ich wurde wach, mitten in der Nacht.
Nicht durch einen Albtraum oder einem Geräusch.
Nein, ich wurde durch einen Geruch wach.
Einen stickigen, dichten Geruch, der meine Atemwege blockierte.

Ich hustete. Ich hustete so oft, dass ich glaubte, meine Lunge würde gleich meinen Körper verlassen.
Und dann schreckte ich hoch, denn die Realisation trat ein. Ich träumte nicht mehr. Ich war wahrhaftig wach. Und dieser Geruch war kein gewöhnlicher Geruch.
Ich sah mich um. Dicke schwarze Wolken bedeckten die Decke des Hauses und nahmen mir alle Luft zum Atmen.

Es brannte.
Das Haus BRANNTE.
Und ich mitten drinnen.

Und ich rannte zur Tür, riss sie auf und hielt mir das Hemd, das ich trug, über meine Nase. Es gehörte Tj. Ich trug sogar Hosen von ihm, die ich mit Hosenträgern über meinen Schultern befestigt hatte.

Und ja, so war ich ab Vorabend schlafen gegangen. Ich erinnere mich noch, er und ich schliefen einfach ein. Wir zogen uns nicht um. Wir schliefen einfach so ein.

TJ.
WO IST TJ?!

Ich sah mich um, doch nichts. Und im Haus konnte er nicht gewesen sein. Er war fort. Musste früh im Morgen verschwunden sein.
Er war fort.
Erleichterung floss durch meinen Körper.
Erleichterung, dass er fort war.
Ich hätte nicht gedacht, das jemals zu fühlen.

Meine Hände rauften meine Haare. Meine Beine gingen rückwärts von dem lodernden Haus weg. In diesem Haus brannte alles nieder. Ich hielt meine Kette, die um meinen Hals hing, und sah mein Leben des letzten Monats in Asche zerfallen. Ich schluckte meine Angst runter. All meine Angst, die mich verschlingen wollte. In mir schrie wieder diese Stimme, die mich ständig warnte.
Schrie: RENN WEG!

Und komischer Weise tat ich genau das. Ich rannte weg. Ich drehte mich um, dann rannte ich davon. Weg von dem Haus, das durch dessen Brand den ganzen Wald auslöschen würde. Ich rannte in die Richtung von Steinau, barfuß und ahnungslos. Ohne eine wirkliche Orientierung. Ich rannte, mein Puls kaum zu ertragen, und ich wusste nicht wohin mit mir. Da hinter mir brannte mein Zuhause ab und ich konnte nichts dagegen tun. Ich konnte nur dabei zusehen. Ich konnte nur zusehen und nichts tun. Mein Arm stach ein wenig als ich am Ende des Waldes zum Halt kam.
Außer Puste sah ich mich um. Es war dunkel. Wenn ich draußen war, war es meistens dunkel.

Ich schaute nach links, den Fluss hinauf. Das war mein Weg. Ich lief mit nackten Füßen die Steine entlang. Das Patschen als einziges Geräusch zu hören. Als ich eine Brücke zur anderen Seite erreichte, nahm ich diese wahr. Ich rannte über sie drüber, machte keinen Halt. Und in der angrenzenden Straße sah ich Leute auf mich zukommen. Ich brauchte Hilfe. Der Wald würde komplett abbrennen ohne Hilfe. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Ich wusste überhaupt nichts mehr. Ich war ratlos wie eh und je. Mein Kopf leer.

Wo ist Tj nur?, fragte ich mich.

"Hallo", rief ich den Leuten entgegen, die es in der Nacht eilig zu haben schienen. Sie besaßen einen strengen, gezielten Gang. Es waren drei Personen. Eine schlanke Frau und zwei Männer in dunkler Kleidung. "Ich brauche Hilfe!"

Ich näherte mich ihnen, doch ihr sicherer Gang verunsicherte mich, weshalb ich langsamer wurde. Meine Füße gingen sehr bald nur noch kaum voran, blieben stehen, und die drei Personen schienen kein Ziel hinter mir zu haben.

Ich war ihr Ziel.

Sie blieben bei mir stehen. Ich erkannte die Frau. Es war Jasmin Katrina Gravano. Die Männer kannte ich nicht. Diese Männer ergriffen meine Arme, ich sah Jasmin an. Ich flehte um eine Erklärung, um irgendeine Hilfe.

1896Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt