Doppelupdate am Wochenende: you're welcome fam
×××
Tj wollte mit mir flüchten, doch er fiel.
Ein Schuss, eine Kugel bohrte sich in seine Wade und ließ Blut den Boden färben."Verdammt!", fluchte er vor Schmerz, hielt sich an ein Regal fest und riss es dadurch fast zu Boden, da gerade zu laufen für ihn zur schwersten Tat wurde.
Ich nahm seinen Arm, legte ihn um meine Schulter und sagte: "Wir müssen fliehen, wir müssen hier weg, komm schon, komm-"
Und ich zerrte ihn mit mir mit, durch die Hintertür nach draußen, und wir vermischten uns mit der Dunkelheit und das Blut lief und lief und Tj ächzte und stöhnte und schrie so leise er konnte. Er hielt die Schmerzen vorbildlich aus, besser als ich es gekonnt hätte, und durch seine Augen konnte er vor Tränen wahrscheinlich kaum noch sehen. Wir rannten nach links, am Rand vom Marktplatz entlang, mein zurückgelassener Umhang wurde mir egal und alles, was ich wollte, war in Sicherheit gelangen.
Mein Herz fühlte sich unglaublich schwer an, sein Körpergewicht zerrte mich nach unten und meine Beine wurden träge. Aber ich konnte nicht aufgeben. Nicht, wenn wir hatten, was Walter wollte, und Tj mich nicht dazu zwang, meinen Körper verkaufen zu müssen. Ich wollte uns in Sicherheit bringen und durchatmen.
Auch, wenn richtig durchatmen und Ruhe haben zu einem schweren Wunsch wurde, den ich jeden Tag hatte.
Zwischen Häusern und Wegen, die ich zuvor noch nie gelaufen war, fanden wir einen Schleichweg, der zu einer Wiese führte, auf der Pferde in der Nacht grasten. Ich bekam nicht mal mehr mit, bis wohin uns die Polizei gefolgt war, sondern glaubte bloß, mein Herz würde gleich durch meinen Mund aus meinem Körper springen und mich verlassen. Tj setzte sich am Rande der Wiese nieder. Ich sah ihn in der Dunkelheit erst richtig, als sich meine Augen an das Dunkle gewöhnten.
Mein Körper kniete vor seinem, seine Hose, die ihm bis zum Knie ging, ließ gute Sicht auf die Schusswunde, und ich konnte das ganze Blut sehen und wie es aus seiner Haut drang. Wie es den Boden küssen wollte, so rot und flüssig, und es nicht gestoppt wurde.
Ich schaute zu Tj, der sich wieder auf seine Lippe biss und die verweinten Augen geschlossen hatte. Er wirkte verletzt so viel jünger als sonst. Er wirkte klein, zahm und lieblich. Nicht grob, nicht dazu verleitet, den Ton anzugeben.
"Versuch, die Schmerzen auszublenden."
"Kann ich nicht..", sagte er kaum hörbar, "Man sollte meinen, bei all dem Schmerz, den ich bereits erlitten hab, wäre das nichts neues, dabei ist dieser Schuss körperlich das Schlimmste."
"Körperlich?", fragte ich und hob mein Kleid an, um die Wunde mit dem Stoff abzutupfen.
"Emotionaler Schmerz übertrifft körperlichen Schmerz."
Er öffnete seine Augen, schaute zu mir runter und beobachtete meine vorsichtige Geste, mit der ich versuchte irgendwas besser zu machen.
Ich machte allerdings nichts besser.
Ich versuchte es nur."Hast du ein Messer mit?"
Er sagte nichts, kramte nur mit seiner Hand in seiner Hosentasche und reichte mir dann ein kleines Messer mit einer kleinen Klinge.
"Und du hast es die gesamte Zeit über nicht benutzt?"
Dann schüttelte er seinen Kopf.
Ich redete mir ein, dass er einfach zu große Schmerzen hatte, um weiter mit mir zu sprechen.Meine Finger umfassten das kleine Messer, mit dem ich den Stoff meines Kleides zerschnitt. Ich zog die Klinge an dem dünnen Material entlang, unten am Saum, und entfernte ein langes, dickes Stück dunkelroten Stoff, legte ihm das Messer zurück in seine Hand und wickelte das Material meines nun ebenfalls kaputten Kleides um seine Wade.
Mit mehreren Umwicklungen befestigte ich den Blutstopper, knotete mehrere Knoten, damit die Enden einander hielten, und schnürte somit den Blutfluss seiner Wunde ab.

DU LIEST GERADE
1896
FanfictionDas 19. Jahrhundert scheint in den Augen von Evangeline nicht wirklich besonders zu sein. Sie verbringt ihre Tage auf dem Markt mit ihren Eltern, findet ihr Leben langweilig und hat für die Jungs aus dem Dorf, die sie am Stand besuchen, nicht viel ü...