Kapitel 30

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Das (voraussichtlich) letzte Kapitel, meine Lieben. I'm a mess and crying.
Genießen wir es.
Okay.

Viel Spaß

× × ×

Ich sehe in das Gesicht meiner Töchter und sie sehen in meines. Ich lächle gedrungen, empfinde jedes Gefühl genau nach, das ich in meiner gesamten Jugend fühlte. Ich kann mich so gut an alle Zeiten erinnern.
Wie alles seinen Lauf nahm.

Tränen haben sich bereits in meinen Augen angesammelt, einige habe ich während meiner Erzählung bereits vergossen. Meine Tochter Sara gab mir ein Taschentuch, das ich nun in meiner Hand halte. Meine Hand, die ein wenig zittert.

"Aber...aber du sagtest, du hast Papa damals deine gesamte Geschichte erzählt. Wieso kennt er dann Tj nicht?" Sara's Augen schauen in meine. Sie hat einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Ihre Augenbrauen verziehen sich in eine Linie.

"Ich habe eurem Vater nicht von Thaddeus Tjarks erzählt. Nie. Er bekam zwar mit, wie ich den Elstern und Walter Tj's Tod vorwarf, doch er hat nie Fragen gestellt. Ich denke, irgendwann hat er ihn vergessen. Und ich habe ihn in keiner Geschichte erwähnt. Ich habe Anton immer nur von mir erzählt. Von den Dingen, zu denen Walter mich zwang und wie er mir meine Eltern nahm."

Katrina, Sara und Marie schauen mich mit ihren braunen Augen an. Sie sehen sich alle so ähnlich, dass es mir mein Herz erwärmt. Ich liebe es, sie anzusehen. Und ich liebe es, sie einfach nur bei mir zu haben.

Katrina wird sich bestimmt in den nächsten Stunden wundern, wieso ihr Name derselbe ist wie der Zeitname von Jasmin Gravano. Um ehrlich zu sein, habe ich damit nichts verbunden. Anton wollte sie so nennen und ich hatte nichts einzuwenden, da ich bereits mit der Vergangenheit abgeschlossen hatte.

Sie werden sich fragen, wie alles so zurecht gerückt wurde, wie es heute ist, und ich kann ihnen auf diese Frage nur eines antworten:
Das Leben findet einen Weg.

"Und du wurdest nie verhaftet für deine Taten?"

Ich schüttle leicht meinen Kopf.
"Ich habe irgendwann verstanden, dass mein Leben mehr von mir verlangt als nur eine Flüchtige zu sein. Ich nahm wieder meinen alten Namen an, suchte mir einen normalen Job und veränderte mein Aussehen. Ich schnitt meine lang gewachsenen Haare so kurz, dass manche Leute dachten, ich sei keine Frau mehr, ging zusammen mit Anton hart arbeiten, damit wir uns dieses Haus finanzieren konnten. Und so sind wir hier gelandet. Euer Vater und ich."

Ich lächle schwach. Sie alle sehen mich mit Begeisterung an. Die alten Erinnerungen schwächen mich ein wenig. Ich spüre, wie müde mein alter Körper geworden ist. Wie er sich nach Schlaf sehnt. Nach Schlaf und Erholung.
Anton sitzt im Garten, ich kann ihn von hier aus sehen. Es ist mittlerweile draußen dunkel geworden, doch er hat einige Lichter angeschaltet, sitzt in einem Gartenstuhl und schaut in das Grün. Ich sehe nur sein Seitenprofil, doch es sieht so aus als würde er schlafen.
Und mein Lächeln wurde breiter.
Ich liebte diesen Mann, er begleitete mich mein gesamtes Leben lang. Er blieb bei mir, war mir immer treu gewesen und liebt mich bis in die Ewigkeit. Das versprach er nicht nur bei unserer Hochzeit. Nein, er bewies es mir jeden Tag. Und er beweist es mir jeden Tag aufs Neue.

1896Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt