Kapitel 25

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Ich hoffe, ihr hattet wunderschöne Weihnachten 💖
(Schreibt mir gern, was ihr bekommen habt. Bin interessiert!)

So, es geht weiter mit der Geschichte von T, Eve und Co. ♡

Lots of love

×××

Mit Herzklopfen stieg ich in das zweite Boot. Ich hätte mich am liebsten übergeben, doch ich konnte an nichts anderes denken als an unsere Aufgabe. Als an das, was wir tun mussten. Und das, was ich nicht tun wollte.

Walter stand an Steg 3. Er schaute auf uns hinunter wie ein Riese. Seine Hände in den Taschen seines Mantels und den Gehstock vor ihm auf dem Boden. Seine Augen besaßen keine Farbe mehr. Sie sahen komplett schwarz aus, so dunkel, dass es mir Angst machte.
Ich saß mit Andreas in einem Boot, Tj mit Kristof und Paul, dessen blonde Haare ich anstarrte, um mich von meinem innerlichen Leiden abzulenken. Von meinem Herzklopfen und meinen zitternden Beinen, die im Boot nicht still bleiben konnten. Ich bibberte am ganzen Körper, Andy beobachtete mich (das sah ich, obwohl ich ihn nicht direkt anschaute). Ich konnte es aus einem Augenwinkel beobachten. Seine Augen, ebenso dunkel wie die Nacht, starrten mich ebenso an wie ich die anderen Jungs anschaute.

"Bleib ruhig", flüsterte Andy, nachdem Tj und er die beiden Leinen vom Steg entfernt hatten, welche die Boote an Ort und Stelle hielten.

Ich sah zu ihm rüber. Er schnappte sich soeben ein Ruder und gab mir das zweite. Sagte noch nebenbei, die Strömung sei heut nicht allzu stark, weshalb wir nachhelfen müssten. Ich nahm mein Ruder, ließ es ins Wasser sinken und bewegte es zeitgleich wie Andreas, der zu dem Boot vor uns schaute, in dem die drei Jungs beschlossen hatten, dass Kristof und Paul ruderten und Tj Ausschau nach Problemen hielt. Ich schluckte.

"Ich bin ruhig."
War ich nicht.
Ich war in keiner Weise ruhig.
Und ich konnte mir nicht erklären, woher meine Nervosität kam.

Ich glaube jetzt allerdings, ich war so nervös, da ich gegen Walters Regel verstoßen hatte. Ich hatte mich verraten. Teilweise. Und das, nur da ich einen Brief schreiben wollte. Ich konnte nicht anders. Ich musste diesen Brief schreiben, sonst wäre ich wohl explodiert. Ich musste ihnen doch sagen, wie es mir geht und dass ich nicht tot bin. Und ich betete, dass Walter dies niemals herausfinden würde.

Ich erschrak, denn auf einmal legte Andy seine Hand auf mein Knie. Schockiert schaute ich in sein Gesicht, das mich innig anschaute.

"Hör auf", zwitscherte er leise und scharf. Seine Stimme nicht mehr als ein Geflüster. "Dein Bein-Gewackel macht mich noch irre."

Ich nickte, mein Gesicht voller Röte. In der Dunkelheit sah es sehr wahrscheinlich niemand, doch ich konnte es fühlen. Und es zu fühlen, machte mich ebenso verlegen.
Mein Mund leicht offen, schaute ich zu dem Boot vor uns. Andy nahm seine Hand von meinem Bein und ruderte gleichzeitig mit mir vorwärts. Auch die Drei vor uns taten das. Nun ja, alle außer Thaddeus.
Er schaute zu mir rüber.
Sein Körper saß kerzengerade in dem Boot. Sein Gesicht sah besorgt aus und seine Hände waren ineinander gefaltet.

"Du sollst dich umsehen, nicht deine Freundin angraben!", zischte Paul dem Blondschopf zu. Er räusperte sich kurz, sah dann weg. Sein Kopf legte sich in den Nacken, um die Brücke hinauf zu schauen, unter der wir soeben her fuhren.

Gott, steh mir bei.

Meine Arme taten nach nur wenigen Minuten des Ruderns bereits weh. Ich hatte Schmerzen in jedem Muskel, doch ich machte weiter. Ich dachte an das, was mir Tj gesagt hatte.
Auch, wenn alle in mir Lina sahen, war ich sie nicht. Und wenn ich mich manchmal fühlte als würde ich sie sein, nur um nicht ich sein zu müssen. Nur um nicht die sein zu müssen, die von allen umgebracht werden wollte. Wenn ich anders war...wenn ich Menschen Schmerzen bereitete, klaute...akzeptierten mich die anderen Elstern und auch Walter. Wenn ich bloß ich war, war ich ein gefundenes Fressen.
Ich konnte nicht wirklich ich sein und dann kriminelle Dinge tun.

1896Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt