Kapitel 1

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Here we go ppl, let the story begin.

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Eltern erzählen ihren Kindern oft, wie ihr Leben als Kind war. Sie erzählen, wie sie mit ihren Freunden herumgezogen sind und Spaß hatten, ganz ohne irgendeine Reue oder Gedankengänge an das Morgen. Wie die Kindheit besser war, jugendlich sein ein Abenteuer und das Erwachsenwerden die ganze Langeweile mit sich brachte.

Seine eigenen Kinder zu belügen, das bringt niemand gern übers Herz, denke ich. Seinen Kindern in die Augen zu schauen und etwas zu sagen, das keinen Funken Wahrheit trägt.
Irgendwann daran denken zu müssen, die Kinder könnten mit dem Älterwerden hinter all die Geheimnisse kommen, die man ihnen verheimlicht hat. Die man nicht aussprechen konnte.

Als meine älteste Tochter mich mit 10 gefragt hat, wie meine Kindheit war, habe ich ihr gesagt, dass es das aufregendste Erlebnis meines Lebens war. Ich habe gelogen. Meine Kindheit war nie das Aufregendste meines Lebens. Aber ich wollte ihr eine Vorstellung bieten. Etwas, das sie zum Lächeln bringen konnte.

Ja, sie lächelte, und ich tat es auch, aber verschwieg ihr das wahre Leben mit meinen Eltern, die in ganz Steinau bekannt waren. Die mich als ein Schaubild ihrer selbst vorzeigen konnten. Nicht nur, da ich ihnen aus dem Gesicht geschnitten war, sondern auch, da sie mich gut erzogen hatten.

Meine älteste Tochter fragte mich mit 16 erneut, wie denn meine Jugend früher war. Meine jüngste Tochter, zu dem Zeitpunkt 8 Jahre alt, saß mit meiner Mittleren, 13 Jahre, neben ihr. Alle drei sahen mit leuchtenden Augen zu mir. Sie hofften auf eine Antwort, die sie begeistern würde.
Also erzählte ich ihnen, dass meine Jugend sehr schön war. Ich erzählte, dass ich gern las, egal was ich zwischen den Fingern bekommen konnte.

Und ich schwindelte. Meine Jugend war nicht nur schön. Sie war noch viel mehr. Sie beinhaltete eine Geschichte, die ich allen dreien nicht erzählen wollte. Die ich zu dem Zeitpunkt in mich schloss und für mich behalten wollte.

Dann fragte keine der Drei erneut nach meiner Vergangenheit, wenn es nicht irgendeine ihrer Entscheidungen betraf. Sie ließen meine Vergangenheit einfach auf sich beruhen.

Bis heute.

"Mama, jetzt erzähl schon, bitte!", rauscht Katrinas zarte Stimme durch meine Ohren, die alles bereits schwächer hören. Das Alter macht sich sehr bemerkbar. Meine Jüngste sieht in meine Augen, ihre erinnern mich an meine selbst. "Bitte", fleht sie erneut.

Sie war schon immer ungeduldig. Die Jüngste und die Ungeduldigste.

1896Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt